Angenommen, die Tiere hätten so viele Rechte wie ihnen die Tierrechtler einräumen, könnten sie auch entscheiden, welches Futter sie kaufen? In der Werbung ist daran schon gedacht worden, und so wissen wir: “Katzen würden Whis… kaufen.” So eine Behauptung ist so wenig Produktionformation wie ein Bär, der mit dem Melkeimer über die Bergwiese tappst, sondern reinste Illusionsmache.
Dabei kann das Tierfutter für Mensch und Tier eminent wichtig sein: Wegen “Tiermehl” gab es lange Zeit keinen Einspruch, bis diese üblen Bilder von an BSE verendeten Rindern auftauchten.
Mit artgerechtem Futter hätte es kein BSE gegeben; die Natur hat ihre Spielregeln, und wenn der Mensch sich nicht daran hält, kein Verständnis für die Ökologie entwickelt, zerstört er seine Lebensgrundlage und es wird nichts mit dem Gebot “Macht Euch die Erde untertan”.
Es gibt auch kaum Vorschriften, was artgerechtes Futter betrifft – was aus gesundheitlicher Sicht vernünftig ist, darüber haben die (geschmierten?) Experten je unterschiedliche Meinungen – da gibt es wenig Objektivität, wenig Vertrauen, viel Lobbyismus, und Jede(r) kann/soll/muss sich eine eigene Meinung bilden, seinen Standpunkt finden.
Grasfresser und Allesfresser
Herdentiere bleiben beisammen, weil das einen gewissen Schutz vor Raubtieren bietet. So wird das Weideland gründlich “gekürzt” und kann sich regenerieren, wenn die Herde vorbeigezogen ist.
Deshalb können zu wenige oder falsch geleitete Herden dazu führen, dass aus Steppe Wüste wird (bei permanenter Überweidung tritt der ‘Effekt allerdings auch ein).
Das Huhn ist im Gegensatz zum Weidetier ein Allesfresser – mit einem Instinkt ausgestattet, so dass es keine Erziehung braucht, um zu wissen, was genießbar ist, und wo das Futter zu finden ist. Als Kind habe ich mit Erschrecken und Interesse beobachtet, was die Hühner mit Maikäfern, die auf den Rücken gefallen waren, machen…
Andererseits wird auch das Huhn zum Opfer des Fresstriebs – Wiesel, Habicht, Hund und Andere haben diesen Jagdinstinkt. Dass in der “freien Natur” die Jäger – also die Wölfe – strukturierend dazugehören, zeigt das Video How Wolves Change Rivers eindrücklich,
Selbstversorger
Die Futtersuche der Hühner, verbunden mit ständigem Scharren, kann dazu führen, dass sie aus Kuhfladen die Fliegenlarven auffuttern, was, durch weniger fliegende Plagegeister, auch für uns einen Vorteil mit sich bringt. Diese Form der kombimierten Weidewirtschaft hat ein Farmer in den USA entwickelt – und die Mühlen der Landwirte mahlen langsam, so eine Innovationen wird schon niemand übernehmen.
Freilaufende Hühner – wirklich freilaufende Hühner sind eigentlich Selbstversorger, die nicht viel zugefüttertes Futter brauchen, aber einen intakten Schnabel. Sie finden bei geeignetem Umfeld genügend proteinreiche Nahrung.
Kannibalistisch werden Hühner, wenn überhaupt, nur unter Stress, weil sie aber nun mal eine Hackordnung herausbilden, muss man dem Omega-Huhn die Möglichkeit, zu fliehen, bieten.
Für Hühner ist ein welker Salatkopf noch ein Leckerbissen, wer ein paar Hühner hält, hat es leicht, Essensreste sinnvoll zu “entsorgen”, wer aber tausende hält, hat Probleme, den Mist zu entsorgen.
Weidewirtschaft
Die natürliche Grundlage der Viehhaltung ist jedenfalls die Weidewirtschaft, und es wäre am Besten, nicht mehr Rinder zu halten, als das Weideland erlaubt.
Wenn auch das Sprichwort “auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn” das Huhn als Körnerfresser kennt, sollten für die Produktion von Hühnerfutter eigentlich nur marginale Ackerflächen nötig sein; dass Menschen verhungern, weil Hühnern Getreide gefüttert wird – das dürfte jedenfalls nicht sein.
Hüten und Behüten – Lasst die Kühe auf die Weide!
Der Hirte spielt im christlichen Glauben eine zentrale Rolle, als Behüter der Menschen, taucht im Märchen zum Beispiel als die Gänsemagd auf, in der Odyssee gibt es den Ziegen- und den Schweinehirten sowie den Polyphem, der die Schafe abends in die Höhle treibt – heute kennen wir nur noch die Schäfer, die auch einen Hütehund haben.
Ansonsten gibt es ja Weidezäune, aber relativ wenige Kühe auf der Weide. Aber die
Unterschiede zwischen Weide- und Stallrind
sind riesig:
“Futtermittel”
Die Futterbilanz in der Schweiz stellt sich so dar:
Der Importanteil liegt bei über 50 Prozent, was zu Recht auf Kritik stösst. Diese Art der Fleischproduktion schadet der Umwelt: Der Anbau von Futtermitteln in den Herkunftsländern geht teilweise auf Kosten der dortigen Lebensmittelproduktion sowie tropischer Wälder. Und mit dem Futter werden Nährstoffe in die Schweiz eingeführt, die hier zu einer weiteren Belastung mit Ammoniak und Phosphor führen, was wiederum die Gewässer und die Biodiversität in Mitleidenschaft zieht.
Die Unbedenklichkeit der Gentechnologie
The scientific literature is full of studies showing that engineered corn and soya contain toxic or allergenic proteins.
Genetic engineering is 40 years old. It is based on the naive understanding of the genome based on the One Gene – one protein hypothesis of 70 years ago, that each gene codes for a single protein. The Human Genome project completed in 2002 showed that this hypothesis is wrong.
The whole paradigm of the genetic engineering technology is based on a misunderstanding. Every scientist now learns that any gene can give more than one protein and that inserting a gene anywhere in a plant eventually creates rogue proteins. Some of these proteins are obviously allergenic or toxic. (Quelle)
Aggressive Proteine, “Schurken-Eiweiße” aus genmanipulierten Pflanzen, eine weitere Auslöse-Kette für Allergien sind das Letzte, was wir brauchen. Das “Lebe gesund” wird bei einer derartig veränderten Umwelt zu einer zynischen Aufforderung, sich an Veränderungen anzupassen, die niemand außer den Profiteuren gewollt hat.
Mit dem Futter wird außerdem Gift eingeführt, das niemandem bekommt – weder Mensch noch Tier.
Rätselhaftes Pferdesterben – Vergiftete Weiden?
In den Jahren 2000 bis 2008 sollen weltweit mindestens 750 Pferde an der Atypischen Weidemyopathie verendet sein! Da wundert es nicht, dass diese Erkrankung vielen Pferdehaltern Angst macht. (Quelle)
Aber wirkliche Forschung mit eindeutigen, wissenschaftlichen Beweisführungen findet offenbar nicht statt, und so sind das Weidelgras und eine Ahornart unter den Verdächtigen, wobei unklar bleibt, warum eine giftige Grassorte sich neuerdings stärler vermehrt als früher. Und
Auch in einem weiteren Punkt ist die Landwirtschaft nicht unschuldig. Das großzügige Verbringen von Roundup (Totalherbizid mit Glyphosat als toxischem Wirkstoff) auf landwirtschaftlich genutzte Flächen führt zu entsprechender Belastung des Rinderfutters mit Glyphosat. Dieses schädigt nachweislich die Darmflora der Rinder, was zu starker Vermehrung des Bakteriums Clostridium botulinum führt. Dessen Toxine lösen den tödlichen Botulismus aus (Erläuterung der Universität Leipzig hier: http://www.zivilcourage.ro/pdf/Risiko-Glyphosat.pdf?PHPSESSID=2279daff3c22a4 )
Pferde wären dann unter Umständen genauso betroffen von diesem Glyphosat-Vergiftungs-Syndrom (diese Bezeichnung stammt von Prof. Dr. Lorenzen, http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2013/Lorenzen.pdf): Auch Pferdeweiden werden möglicherweise mit Roundup behandelt – z. B. gegen Jakobs-Kreuzkraut! Analog würde auch im Heu die tödliche Gefahr schlummern.
So verflüchtigt sich der Glaube an die naturnahe Landwirtschaft. Landwirtschaft und Misswirtschaft liegen nahe beisammen, wenn kurzfristige ökonomische Ziele wichtiger sind als langfristige ökologische Ziele. Noch eine Bemerkung zu “unseren” Weiden:
Eine geradezu katastrophale Veränderung und Verarmung der Flora auf Wiesen und Weiden, bis letztlich nur noch Weidelgras übrig ist, gibt es erst seit etwa 40 Jahren. Zudem sind Wiesen und Weiden erheblich mit Giftstoffen belastet, einerseits durch chemische Düngung (Uran), durch chemische Entwurmungsmittel und Medikamentenrückstände in „Naturdüngern“, die inzwischen alles andere als natürlich sind. Mehrere Komponenten also, die zu berücksichtigen sind. (Quelle)
Mit der Idee, nur noch Milch (Butter usw.) von mit Gras gefütterten Kühen kaufen zu wollen, haben wir also auch schlechte Karten: Die Wiesen und Weiden sind nicht mehr, was sie mal waren. Ist es nur ein subjektiver Eindruck, oder objektive Tatsache, dass es weniger Maulwurfshügel gibt? Wiesenchampignons? Feldlerchen? Hamster?
Der “Krieg auf dem Acker” findet auch auf den Wiesen statt, und für den Kriegseinsatz sind die Brüder und Schwestern der “landwirtschaftlichen” Pflanzenvernichtungsmittel ja auch entwickelt worden. (“Entlaubungsmittel” wie Agent Orange, im Vuetnamkrieg z,B.)
Wenn so etwas “von oben” genehmigt wird, ist auch der tierfreundlichste Veganismus Einiger nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Zusatzfrage: Welche Landwirtschaft?
Wichtig ist die Frage, welche Landwirtschaft, allemal.Global gesehen, geht es weniger um die individuelle Gewissensfrage, womit ich mich ernähren soll oder will:
“Nur Kleinbauern können die Welt ernähren”
“Die indische Globalisierungskritikerin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Vandana Shiva, plädiert im Gespräch mit der DW für eine nachhaltige Landwirtschaft.” Ein Interview der Deutschen Welle
… Mehr als 70 Prozent der Umweltzerstörung entsteht durch die industrialisierte und globalisierte Landwirtschaft, die nur 30 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion sicherstellt. Wenn die industrialisierte Landwirtschaft weiter anwächst und nur 40 Prozent der weltweit benötigten Lebensmittel herstellt, wird sie dafür alle Ressourcen aufbrauchen und zerstören: Boden, Wasser, Artenvielfalt und ein stabiles Klima. …
Dieser Artikel gehört zu meiner Artikelserie über Veganismus und vegetarische Ernährung.
Es hat ja keinen Sinn, in die klagende Frage “Was soll man denn überhaupt noch essen?” zu verfallen – wichtiger finde ich, naturnahe Lebenmittelproduzenten zu unterstützen. Wie gehtst Du mit dem Thema um?
18. Juni 2016 um 04:00 Uhr
Das sind durchaus gute Anregungen zu “artgerechter Tierhaltung” und zum Verhältnis Mensch/”Nutztier”, die ich in der Diskussion um Deutschland als Fleischfabrik vermisse…
1. Januar 2015 um 11:51 Uhr
Ein wirklich sehr spannendes und interessantes Thema, mit dem ich mich selbst fast täglich auseinander setzte.
Bevor ich es vergessen, Hühner hacken nicht nur unter Stress auf sich rum. Ab und an verletzt sich eine Henne beim Ei legen (schürft sich auf). Sie blutet minimal. Das kann dafür sorgen, dass die anderen Hennen sie hinten aufpicken bzw. zerhacken. Das liegt daran, dass die Verletzung der Henne z.B. Füchse anziehen könnte und dadurch der ganze Hühnerstall in Gefahr wäre.
Ich selbst bin Veganerin. Lebe aber zu erstaunen vieler auf einen autarken Hof, der sich größten Teils selbst versorgt. Meine Mitbewohner essen das Fleisch von unseren eigenen Tieren. Damit kann ich “leben”. Selbst würde ich es zwar nicht mehr anrühren und mir blutet jedesmal das Herz, dennoch sehe ich die Zukunft in dieser Art von Konsumverhalten. Selbstversorgung. Dadurch gewinnt der Mensch wieder seine Achtung und Wertschätzung bezüglich seinem täglich Brot.
Es hakt an vielen Ecken und Enden. Blindheit, Trägheit, Unwissenheit und das Wegsehen sind vier von unzähligen Probleme in unserer Gesellschaft. Das Thema ist komplex. So komplex und riesig wie die Industrie und die Machenschaften dahinter. Es gibt viele Wege zum Ziel. Die Leute müssen nur erkennen, dass sie allein es in der Hand haben.
Bevor ich mich nun um Kopf und Kragen rede, hör ich lieber auf.
Ich appelliere an jeden, seinen eigenen Konsum zu reflektieren und zu hinterfragen. Jeder sollte sich einmal den kompletten Weg der Produktion ansehen und vor Augen führen. Und damit meine ich auch die Gegebenheiten in der Viehhaltung, in Schlachthäusern und in den Supermärkten selbst. Schon rein die Zahlen die angeben wie viele Lebensmittel jährlich in den Müll wandern, sollten die Augen weit öffnen.
1. Januar 2015 um 21:44 Uhr
Das Thema ist wirklich komplex, und ich wollte es zumindest einmal angerissen haben. Die Serie soll ja auch noch fortgesetzt werden.
Artgerechte Tierhaltung und -Fütterung war hier das Thema, und bei den Hühnern ist sehr schön zu sehen, dass sie soziale Wesen sind, die untereinander auch ihre Regeln haben – wenn das auch eine “Hackordnung” sein kann; solange noch Fluchtmöglichkeiten bleiben, ist das kein wesentliches Problem. Was Du das beschrieben hast, habe ich allerdings nicht beobachten können, in der freien ‘Natur wäre das schwächste Tier m-E. das erste Opfer, des Fuchses zum Beispiel.
Bei Pferden gibt es das Problems des “Nachtretens” wohl auch nur bei (durch Weidezäune z.B.) begrenztem Raum.
Selbstversorgung finde ich klasse – ich hatte das als Kind noch erleben dürfen, dass wir keinen Salat, kein Gemüse, keine Kräuter einkaufen mussten, dank eines schönen Gartens. Wenn heute als “Zugang zur Natur” nur noch das Halten eines Stubentigers herhalten muss, ist das in meinen Augen sehr traurig. Parkplätze sind wichtiger als Beete?
Ich habe Respekt vor Veganern, versuche mich an einer vorwiegend vegetarischen Ernährung, und nach dem, was ich herausgearbeitet habe, ist eine sehr deutliche Reduzierung des Fleischkonsums für uns und unseren Planeten unumgänglich.