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Esskultur 2.0 – 10 Ernährungstrends der nahen Zukunft

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Kürzlich hatte ich die

Blogparade – Esskultur 2.0: Analoger Käse & Digitale Wurst

entdeckt – da will ich nichts anbrennen lassen und gleich teilnehmen, denn zur Frage nach

“… Visionen und Vorstellungen von der Esskultur 2.0 …  zum Thema “Esskultur 2.0 – Analoger Käse & digitale Wurst – Wie kochen und genießen wir morgen?”

fällt mir spontan so einiges ein, an möglichen Trends/Richtungen,  die ich für wünschenswert halte.

Themenvielfalt bei “Die Ernährung vom Morgen”

“Essen” – auch das ist ein weites, dynamisches Feld mit vielen Bedeutungen und Unterthemen; mehr noch “Esskultur”,  wobei ja Essen, Kunst und Kultur eigentlich immer(?) untrennbar miteinander verbunden sind.

Ernährung der Zukunft - Themenvielfalt

In den folgenden Bereichen könnten die gravierendsten Veränderungen eintretreten:

 

1.) Verantwortliches Essen – nachhaltige Ernährung

So langsam spricht es sich herum, dass unser Fleischverbrauch zu Hunger bei anderen Weltbürgern führt, dass auch eine wachsende Weltbevölkerung ernährt werden kann, wenn Fleischerzeugung nicht mehr auf Futtermittel von Ackerflächen, die für die Nahrungsproduktion für Menschen gebraucht werden, zurückgreift.

Wer konsequent und solidarisch ist, senkt seinen Fleischverbrauch schon heute auf – sagen wir mal 200 Gramm pro Woche – und hält sich auch bei Fisch, Eiern und Molkereiprodukten zurück.

 

2.) Sogenannte Superfoods

Satt alleine genügt nicht – es gibt neben der Unterernährung auch Mangelernährung, wenn die Nahrung nicht ausgewogen zusammengesetzt ist.

Manche Lebensmittel bringen derart viele Vitamine und Mineralien mit, dass dem abzuhelfen ist – und darüber hinaus gesundheitliche Wirkungen, die wir zwar manchmal kennen, aber bisher noch wenig nutzen. Unter diesem Aspekt werden unter anderem genannt:

 

Fermentierte Karotte und Frühlingszwiebel nebst Kimchi

Eufic.org  mahnt, sich weniger auf die Superfoods zu verlassen und lieber mehr Obst und Gemüse zu verzehren, von Pilzen ist mal wieder nicht die Rede – wenn man “Superfoods” fälschlich als “Nahrungsergänzung” definiert, können solche merkwürdigen Aussagen zustande kommen, und eigentlich ist “Superfood” ohnehin ein Unwort – jedenfalls, so lange man die Aufwertung der Nahrung durch Fermentation nicht einbegreift.

 

 

3.) Bewusste Ernährung: LAP – Low Animal’s Protein-Diaet

Geschätzt 20 Jahre hatten wir den unsäglichen Streit, ob eine Low-Carb oder eine  Low-Fat-Diät  sinnvoller beim Abnehmen sei – ganze Wälder wurden für Diskussionspapiere über diese sinnlose Frage abgeholzt. Weil die Nahrung sich aus Kohlenhydraten, Eiweißen und Fett zusammensetzt, sollte angesichts der Übergewichtsepidemie  immer an einer Ecke gespart werden, – aber bloß nicht bei den “essentiellen Aminosäuren”, von denen wir doch unbedingt 0,8 Gramm pro Kilo Normalgewicht zuführen müssten, und ach, das tierische Eiweiß sei wertiger…

60 Gramm Fett im Glas

Als "Gutes Fett" galt Pflanzenöl - das Aus für Talg und Schmalz

Auf die einfache Idee, eine niedrige Höchstmenge beim Zuckerverzehr festzulegen, sind die Diätgurus nicht gekommen, es hat lange gedauert, bis klar wurde, dass der Anti-Fett-Kreuzzug (der insgeheim, aber auch offen zu mehr und zu viel Kohlenhydratverzehr aufforderte) auf falschen Daten beruhte, und Beschränkungen bei der Eiweißzufuhr waren ohnehin tabu.

Oder auch: Das mehrsilbige “Low-Protein-Diaet” geht nicht so gut von den Lippen wie “Low-Carb” und Low-Fat”, und auch abgekürzt – “Low-Prot” klingt es unschön, geht also nicht.

Aber eigentlich bräuchten wir nur ein paar Metastudien und die entsprechende Pressearbeit, um die LAP-Diät zu etablieren – wenn es etwas nützt, denn es ist

Keine Frage:

Esskultur 2.0

muss auch für das Drittel der Bevölkerung anwendbar und attraktiv sein, das übergewichtig ist und aus gesundheitlichen Gründen abnehmen muss/müsste

 

 

4.) Die eigene Lebensmittelverpackung – Hafermilch in der Milchkanne

Das Dosenpfand ist demokratisch legitimiert – allerdings nur bei manchen Getränkedosen. Lebensmittelverpackungen sind nach wie vor dem Müll gewidmet, bis zum Mehrweg-Marmeladenglas oder der Dose Linsen mit Pfand ist es noch ein weiter Weg  (den niemand gehen will).
Aber schon eröffnen  mehr und mehr Läden, die Lebensmittel ohne Verpackung anbieten, und wenn ALDI und Penny die Hafermilch zum in-der-eigenen-Verpackung-mitnehmen ins Programm aufnehmen, sind wir einen Tick weiter bei der nachhaltigen Gestaltung der Gesellschaft.

 

5.) Lokale, kooperatative Lebensmittelveredlung

Gegen die Monokultur auf den Feldern sind wir eher machtlos, wenn wir auch wissen, dass gemischter Anbau, etwa Kürbis, Mais und Bohnen auf einem Acker ökologisch sinnvoll ist – vielleicht bieten mehr Landwirte Endverbrauchern an, wohnortnah ein Stück Land zu bearbeiten.

 ”Do it yourself” (DIY) ist angesagt und ausbaufähig. “Selbst machen” kann auch heißen: Etwas für Andere machen, der Arbeitsaufwand, mehrere Portionen Falafel zu fertigen, ist gegenüber der kleinen Menge nicht viel größer, ähnlich verhält es sich beim Kimchi.

Qualität hat Priorität. Kleine Molkereien mit einem straffen, hochwertigen Angebot könnten gute Chancen haben, wie auch lokale Kaffeeröster mit Bezug zum Kaffee-Produzenten und Kaffeetrinker. “Frisch geröstet” ist hier die exklusive Eigenschaft der Ware.

 

6.) Digitale Kochbücher

Den Bestsellerlisten nach sind wir ein Volk von Koch-Literatur-Lesern, aber nüchtern betrachtet, bleiben die meisten Rezepte Vorschläge, die nicht nachgekocht werden. Das liegt wohl daran, dass nur wenige Rezepte wirklich alltagsgeeignet sind.

Aber, wer selbst kocht, lebt gesünder als der Fertigpizzakonsument – und braucht auch mal eine Inspiration. Food-Blogs helfen da weiter, wenn auch (zu) oft vom Essen mit Prestige-Hintergrund berichtet wird und “nice to sweet you” durchaus ein fieses Motto ist.

 

7.) Kochschulen versus Kulinarischen Analphabetismus

Wenn Vater und Mutter nicht kochen können, sollten die Lehrer die Scharte auswetzen. Die Forderung nach Kochuntericht ist vernünftig, dafür braucht es funktionierende Schulküchen und ausgebildetes Personal. “Kochen” in der Abiturprüfung? Warum nicht?
Baked Beans, Falafel, das persönliche Lieblingskimchi, ein paar regionale Gerichte, Bratkartoffeln nicht unbedingt, Sahnetorte auch nicht.
Am Besten fächerübergreifend mit “Stoffwechsel und Ernährung” in Biologie, sustainability in Englisch und “Fermentation” in “Geschichte der Menschheit”. Oder so ähnlich, mal nur als Vorschlag.

Oder die Kinder erforschen, wie Pilze auf Kaffesatz gezüchtet,  Kosmetik und Nahrung, aber auch Treibstoff aus Algen gewonnen werden; Wissen, das in der Zukunft ohnehin essentiell wichtig wird, Sachverhalte, die man nicht früh genug begreifen kann.

 

8.) Slow-Food und die Foodies

Blogger für Slow-Food

Die Slow-Food Bewegung mag ja sympathisch sein, aber in den Augen Außenstehender hat sie etwas elitäres, und so kommt sie voran wie ihr Wappentier – eine Schnecke. Neben diesen puren Hedonisten, die wir brauchen, weil sie sich für den Fortbestand alter Kartoffelsorten einsetzen, gibt es noch die “Kritischen Konsumenten”, diese

“… definieren ihren Lebensstil darüber, wie sie essen und was sie essen. … Genuss gibt es für diese Konsumavantgarde nicht mehr ohne die Berücksichtigung der ökologischen und gesundheitlichen Aspekte des Ernährungssystems.”(Quelle)

Aber konzentrieren wir uns nicht auf eine Elite der Esser, sondern darauf, wodurch gesunde, nachhaltige Ernährung attraktiv für eine breite Bewegung ist: Das gemeinsame Essen, die (teils) gemeinsame Zubereitung, die noch bei den Mitmach-Restaurants anklingt, und was dahintersteckt: Die humane Tradition des Gastrechts und der Gastfreundschaft.

 

9.) Energiesparendes Kochen und Backen

Isolierfenster sind heute selbstverständlich, und Einfachverglasung kommt, wenn überhaupt, nur noch als “Auslaufmodell” vor.
Ähnlich sollte es auch bei Kochtöpfen zugehen, und außerdem elektronisch und programmierbar; erfordert nur ein winziges Umdenken, Mehr dazu im Artikel

 

 

10.) Blumen, Englischer Rasen, Gemüse, Kräuter und Balkontomaten

Tomate, leicht versteckt  Vorausgesetzt, Punkt 7.) wird wahr, und die Kinder und Jugendlichen gewöhnen sich nicht nur an die Zubereitung, sondern auch ans Anziehen und Ernten von Gemüse, Kräutern, Obst und allem, was ein Schulgarten zu bieten hat, sollte das einen Wertewandel anstoßen, der durchaus das triste Bild von Stadt und Vorstädten verändern wird: “Rasen oder Gemüsebeet” kann dann frei entschieden werden, Blumenrabatten mit Kräutern, Balkone mit Nutzpflanzen, die auch eine Zier sind: Durchaus eine Option.

Wo heute noch Zweit- und Drittwagen unterhalten werden, schaffen preiwerte Mini-Busse oder Taxen, selbstfahrend, die Option, Hochbeete auf nutzlos gewordenen Parkplätzen anzulegen.

 

 

 

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