Welche Ernährungstrends sich in der Zukunft herausbilden könnten – das ist eine spannende Frage. Und das Kelkheimer Zukunftsinstitut hat den Ausblick gewagt, worüber die ARD berichtet hatte.
Diese Trends schildere und kommentiere ich hier, und füge noch wünschenswerte Ernährungs-Trends hinzu.
- “Schlau-Cooking”
- “Genüsse aus Tausendundeiner Pracht”
- “Essen mit kleinem Geldbeutel”
- ”Sommelier-Effekt”
- “Neo-Ethno-Küche”
- “Gesunde Massenabfergtigung”
- “Bunte Gemeinschaften bei Tisch”
- “Rezept-Inspiration”
- “Digitaler Kochtopf”
- “Häppchen und Portionen”
Diese Punkte mussten natürlich noch ausgeführt und erklärt werden:
Trend “Schlau-Cooking”
“Das Zukunftsinstitut erklärt es so: “Verbraucher möchten nicht länger Laien sein, sondern semiprofessionelle Experten.“”
Was ein Trend ist, der nur eine Elite betrifft, und auch ein Trend, der die Fertiggerichte ignoriert. Der Lebensmittelindustrie wird das nicht recht sein – aber ein bisschen “Macht” sei den Verbrauchern gegönnt.
Das schöne daran: Diese Elite lässt nicht mehr passiv servieren, sondern wirkt selbst mit.
Direkt am Restauranttisch kann er [der Gast] zum Beispiel seinen eigenen Pfannkuchen braten, ihn mit Ahornsirup beträufeln oder mit Blaubeeren belegen. Oft unter den fachkundigen Blicken von Köchen. Diese können auch erklären, wann etwa ein selbst gebratenes Steak blutig, medium oder durch ist. Oder wie sich ein Bier am besten zapfen lässt. Kochen wird so zu einem Erlebnis mit Lerneffekt.
Bei einem Schmorbraten darf der Restaurantgast dann ganz viel Zeit für seinen Besuch einplanen, und immer wieder ein Bierchen zapfen?
Trend: “Genüsse aus Tausendundeiner Pracht”
Die Überschrift “Schokoriegel mit Sojasoße … ” sagt fast schon alles:
“Der Trend bezeichnet die Zusammenstellung von den außergwöhnlichsten Geschmacksrichtungen. Inzwischen gibt es diese Variationen unter anderem für Getränke, Tütensuppen und Süßigkeiten. Ein Trend, der zunehmend auch nach Europa wandert.”
Dieser Trend soll aus Japan stammen – und japanische Sitten, ihre Stäbchen, Opern und auch ihre Schrift trifft den hiesigen Geschmack dann doch nicht. Lieber passen die Japaner ihre Produkte hiesiger Nachfrage an, wie bei den Autos. Also Entwarnung, und Sushi für Alle, die es mögen.
Trend: “Essen mit kleinem Geldbeutel”
“Die pure Notwendigkeit zur Sparsamkeit lässt diesen Trend boomen. Für ihre Rezeptesammlungen forschen Autoren zum Beispiel bei Landfrauenvereinen. Diese bewahren das Wissen ihrer früheren Mitglieder aus Nachkriegszeiten, die es gewohnt waren, günstig zu kochen. Für das Zukunftsinstitut steckt hinter der “Subsistenz-Kreativität” nicht nur der existenzielle und politische Hintergrund mit der Frage: “Lässt sich Lebensqualität auch mit wenig Geld verwirklichen?” – sondern auch eine Bewegung, die das “Zurück zum Wesentlichen” und das Authentische hochhält.”
Na ja: Die Landfrauen konnten gegenüber dem städtischen Proletariat in den Zeiten der Krisen noch aus dem Vollen schöpfen, aber alle steckten gemeinsam in der Krise.
Heute stehen die mit wenig Kaufkraft denen mit viel Kaufkraft, die aber auf hohem Niveau jammern, gegenüber. Ausgegrenzt und isoliert.
Trend: ”Sommelier-Effekt”
“… Heute gibt es Lebensmittelexperten nicht nur für Weine, sondern auch für andere Getränke oder Speisen. … Im Zeitalter der Servicegesellschaft sei solches Expertenwissen ein Verkaufsschlager. …
“Maître de” Schokolade, Kaffee, Tee oder Säfte – den Ideen für Sommeliers sind keine Grenzen gesetzt. Seit einiger Zeit gibt es bereits eine Ausbildung zum Käse-Experten. Der so genannte “Fromelier” lernt sein Handwerk in einem zweiwöchigen Lehrgang und kann anschließend als diplomierter Käse-Kenner anspruchsvolle Esser beraten. Für das Zukunftsinstitut ist diese Entwicklung vor allem ein Verkaufsargument, das auch den Hersteller anspornt, “sein Urprodukt so perfekt wie möglich zu produzieren”.
Irgendetwas wird hier maßlos überschätzt und total vergesen, dass ein guter Fachverkäufer (ausgestorben?) all das längst bieten kann.
Den Trend zum guten, fairen Kaffee könnte man auch mit wenig Einsatz weiter fördern, ebenso einen Trend zum Besten-Kaffee-Selbst-rösten gerade mal so neu lancieren.
Trend: “Neo-Ethno-Küche”
“Lokale Küche war einmal. Der Trend geht immer mehr zur Globalisierung der Essgewohnheiten. Echt italienische Pizza in der grönländischen Hauptstadt Nuuk verblüfft kaum noch jemanden. Die “Neo-Ethno-Markets” sorgen dafür, dass sich die Esskulturen weltweit anpassen, sich teilweise verschieben oder vermischen.”
Das nennt sich dann Globalisierung. Die BBC berichtet gerade von “bunny chow” – ausgehöhltem Brot, das mit einem Curry gefüllt und eigentlich ohne Messer und Gabel als “Street-food” verkauft wird. Ob es sich allerdings durchsetzt?
Es kan auch sein, dass es bei Pizza, Döner und Hamburger bleibt, die sich hier eingebürgert haben – und die weiteren Exoten bleiben exotisch. Zum Beispiel Kimchi.
Weitere Ernährungstrends
- “Gesunde Massenabfergtigung”
- “Bunte Gemeinschaften bei Tisch”
- “Rezept-Inspiration”
- “Digitaler Kochtopf”
- “Häppchen und Portionen”
- Hülsenfrüchte – aber nicht mit den immer gleichen Rezepten
- Essig – selbst gemacht
- Senf – desgleichen
Ernährungstrend “Gesunde Massenabfergtigung”
Speziell in Fußgängerzonen oder frequentierten Bahnhofshallen wird “food to go” angeboten, also alles, was sich im Gehen und Stehen verputzen lässt – bei Fast-Food im “Restaurant” ist Gemütlichkeit ja auch nicht gefragt.
Auffällig ist, dass Bio-Bäcker hier ganz gut mithalten, auch was sündhaft teure, belegte Bio-Brötchen betrifft. Die großen Fast-Food-Ketten legen sich das eine oder andere grüne Mäntelchen zu, bieten vielleicht auch “kalorienarmes” an.
Ungeahnte Möglichkeiten bieten Lokale für “slow-food”, Zonen der Ruhe in Trubel und Hektik.
Ernährungstrend “Bunte Gemeinschaften bei Tisch”
“„Allein essen ist wie allein sterben“ lautet ein Sprichwort der Mamprusi (Volk aus den westafrikanischen Staaten Ghana und Togo) – ganz so schlimm ist es natürlich nicht, trotzdem verabreden sich immer mehr Menschen online zum gemeinsamen Essen. Plattformen wie www.issmituns.de, www.yumwe.de, www.rudirockt.de und www.mitesszentrale.de haben sich dem socialize-Trend angenommen und bieten eine Möglichkeit, sich mit fremden Menschen an einen Tisch zu setzen.”
Bei segmenta.de heißt dieser Trend “Online verabreden – Offline kochen”. Der Trend ist noch ausbaufähig – und -würdig. Schön, wenn sich das gemeinsame Essen auch mit gemeinsamem Kochen verbinden lässt, finde ich.
Ernährungstrend “Rezept-Inspiration”
Online-Rezepte sind in. Food-Blogger decken ein breites Spektrum ab, vom (semi-) professionellen Bereich bis zum Alltagsessen. Spaß an der Freude ist das vorherrschende Motiv, selbst wenn es darum geht, mit dem Blog Geld zu verdienen – diesen Anspruch haben aber nur wenige.
Neue Rezepte, Trends, Einsichten oder auch Moden bilden sich hier ab, der Reiz besteht darin, dass man dem Food-Blogger quasi in die Küche schauen kann.
Ernährungs-Trend “Digitaler Kochtopf”
Schnellkochtöpfe waren einmal ein Trend – und immer noch gibt es Hausmänner und -Frauen, die Angst vor dem Kochtopf mit Dampfkraft haben.
Das könnte sich aber legen, und wenn der Kochtopf Zeit und Temperatur fast ganz alleine und automatisch regelt, ist das ein nicht zu unterschätzender Komfort-Vorteil. Auch selbst gemachter Yoghurt wird damit leichter machbar.
Die Technik trägt aber auch zum Energiesparen bei; Fleisch- oder Gemüsebrühe selbst gemacht wird so zum Kinderspiel, mit dem “digitalen Kochtopf” wird Kochen fortschrittlicher.
Ernährungs-Trend: “Häppchen und Portionen”
Niemand freut sich heute mehr über einen Riesenteller Bohneneintopf mit Bauchspeck, der immerhin satt macht – Abwechslung ist gefragt. Vielfalt und die Möglichkeit zur Auswahl stellen manchmal ein neues Problem dar.
Wie viel hiervon, wie viel davon, sollte jeder selbst wissen. Das Prinzip, die Zahl der unterschiedlichen Portionen so ungefähr mitzuzählen, ist dabei dem unmöglichen Kalorienzählen überlegen. Die Idee vom “Maß halten” ist bestimmt nicht neu, nicht sonderlich populär, aber außerordentlich wirksam.
Update: Trendstudie 2020: Essen muss unterhaltend und nachhaltig sein
Baskische Zukunftsforscher haben acht weitere Trends herausgearbeitet, die auf ein Gegensatzpaar “schnelle Verfügbarkeit von Essen à la Fast-Food-Kette und Qualität in Kombination mit Nachhaltigkeitswünschen der Konsumenten” herauslaufen.
Trend 1 – Nahrung als Träger einer Botschaft: Konsumenten fordern zunehmend Informationen über Lebensmittel. …
Trend 2 – Essen wird zum Ausdruck der Individualität oder der Gruppenzugehörigkeit: …
Trend 3 – Wachsendes Bewusstsein für das Essen: …. Ernährung und die eigene Verantwortung für die Welt hängen zusammen. Qualitätskonsum bedeutet für die Forscher ein Gleichgewicht auch Genuss, Nachhaltigkeit und Verfügbarkeit von Waren.
Persönliche, soziale, ökonomische und ökologische Motivation.
Trend 4 – Steigendes Gesundheitsbewusstsein: Eigenverantwortlich und aktiv wollen Konsumenten durch Ernährung das eigene Wohlbefinden steigern. …
Trend 5 – …. Der Unterhaltungswert des Essens wird laut den Forschern in Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen. Die Konsumenten wollen sich selbst mit unvergesslichen Erlebnissen verwöhnen.
Trend 6 – Machzeiten sprechen alle Sinne an: Essensangebote werden zunehmend auch verschiedene emotionale Bedürfnisse des Einzelnen wie Abenteuer, Spaß und Überraschung befriedigen müssen.
Trend 7 – Lebensstil als “Stadtnomade” braucht flexibles Essen: …
Trend 8 – Einfach und schnell: … intelligente Käufe und Konsum bei geringstem Zeitaufwand …
Mehr zu den letztgenannten Punkten bei “Die Zukunft des Essens” über obigen Link.
Zuchtfisch
Tilapia statt Hähnchen…
Der Artikel
Esskultur 2.0 – 10 Ernährungstrends der nahen Zukunft
-als “Fortsetzung”, also weiterlesen …
Liebe(r) LeserIn!
An Ernährungstrends herrscht kein Mangel – das geht so weit, dass aus den wichtigeren Trends in diesem Bereich sogar eine Bewegung werden könnte, wird.
Verbraucher mit der Neugier, mehr zu wissen über das, was sie zu sich nehmen, sind mit Fertignahrung nicht mehr so leicht abzuspeisen, Konsumenten, denen nicht egal ist, unter welchen Bedingungen ihre Nahrung produziert wird, sind nicht die bequemsten Kunden der Welt.
Wer sich im Bereich “Abnehmen und Diät” bewegt, muss hinter die Kulissen der Waren- und Gesungheitsangebote blicken, wer hier Erfolgreich sein will, muss bestehende Gewohnheiten ändern – folglich auch Einstellungen, Verhaltensweisen, die Beziehung zur Nahrung und den “Nährenden”.
Mündige Köche glauben auch nicht, dass es egal ist, ob Broccoli gesund ist oder nicht, vielleicht würzen sie auch mal mit Curcuma teelöffelweise, zum Beispiel wegen einer Halsentzündung.
Bei mir persönlich bildet sich momentan ein Trend zu einer gewissen Bevorzugung von Hülsenfrüchten heraus, und eine stärkere Verbundenheit mit dem Kompetenznetz Gegengewicht…
Und jetzt die große, alles entscheidende Frage: Teilst Du Deinen persönlichen, aktuellen Lebensmittel-Trend hier mal mit?