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Ein Blick in die Zukunft – und auf die zukünftige Gesellschaftsordnung?

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Seit heute liegt die deutsche Ausgabe des Buchs von Paul Mason bereit, zum Kauf: Postkapitalismus: Grundrisse einer kommenden Ökonomie.

Es geht darum, dass es nicht mehr weitergehen kann wie bisher, oder auch:

“Drei Dinge wissen wir: Der Kapitalismus hat den Feudalismus abgelöst; seither durchlief er zyklische Tiefs, spätestens seit 2008 stottert der Motor. Was wir nicht wissen: Erleben wir eine der üblichen Krisen oder den Anbruch einer postkapitalistischen Ordnung?”

Ein fünf-Minuten-Beitrag im Radio (Podcast von HR2)  besagte, Mason würde einen “radikalen Wohlfahrtsstaat” anstreben, weil die Marktwirtschaft nicht die Lösungen liefern kann, die wir brauchen (“Klimaziele”), die Informationsverarbeitung in den Dienst der Gesellschaft stellen wollen, (“So, wie wir das Wetter berechnen, könnten wir auch gesellschaftliche Kosten von Rohstoffen berechnen”), und überhaupt:

Das System ist unfähig. es hat

 im 19. Jahrhundert Massenhunger eingeführt [...], an dem nach wie vor Zigtausende, wenn nicht Hunderttausend, täglich verhungern. Es ist also eine gute Nachricht, dass es jetzt endlich Schluss sein muss mit dem Kapitalismus.

Die (Finanz-) Märkte sind kaputt, Wachstum ist nicht mehr: Das ist “Postwachstum“.

Schon längst wird unentgeltlich und gemeinnützig gearbeitet, etwa bei Wikipedia.

Wikipedia plus Lassalle: Wie sich Paul Mason die Zukunft des Post-Kapitalismus vorstellt

- so lesen wir dementsprechend auch beim Vorwärts, dem SPD-Blatt, das an die Zukunftsvison Morgans, die wohl mehr Denkanstoß als Leitlinie sein soll, offenbar nicht so ganz glauben mag, aber auch nicht weiß, wie es weitergehen soll – das kostet allerdings Wählerstimmen.

Knackige Kommentare finden wir bei der TAZ, zum Beispiel

Nur weil in der geschichtlichen Boxkampfrunde No. 5 der “Kapitalismus” über seinen kurzlebigen Konkurrenten den Sieg davon getragen hatte, ist noch lange kein Grund, ihn zum Champion aller (zukünftigen) Zeiten zu erklären.
Kaum vorstellbar, aber wahr – auch eine Gesellschafts-/Wirtschaftsordnung, die 300 Sorten Joghurt und selbstfahrende Autos hervorbringt, kann scheitern.

Wobei ja gerade die TAGESZEITUNG ein Beispiel für genossenschaftliche Organisation  ist, das auf die Gunst der solidarischen LeserInnen (Ja, Kunden) angewiesen ist – mit staatlichen Subventionen wäre das anders, aber solche Projekte sind kein Opernhaus.

Also: Die ausgeglichene Bilanz ist kein Zeichen von “Kapitalismus”, wird wohl auch “anschließend” noch gebraucht, und globale Chancengleichheit ist, wenn Frauen und Männer in Industrie- und “Entwicklungsländern” gleichen Lohn für gleiche Arbeit bekommen, also zumindest Mindestlohn. Das macht dann zwar die Produkte etwas teurer, aber auch fairer, und besser, wie ich mal am Beispiel “Kaffee” gezeigt habe.

Bei der Vorsilbe “Post” musste ich als Blogger antürlich auch an “Post” als Nachsilbe oder Substantiv denken: So ein “Blog-Post”, ein Artikel in einem Weblog, ist doch irgendwie auch ziemlich ehrenamtlich, unkapitalistisch, “ohne wirtschaftlichen Gewinn” jedenfalls. Ist diese “Tendenz zu kostenlosen Produkten” auch ein Indiz für einen Kulturwandel?

Wenn, dann doch nur sehr bedingt. Bei den Food-Bloggern jedenfalls kann ich keinen radikalen Wechsel der Gewohnheiten feststellen – der Trend zur feinen Küche, zu Törtchen und Tartes ist ungebrochen, ab und zu soll  es mal “innovativ” sein – man liebt die Abwechslung.

Die These, mit dem Wachstum sei es vorbei, wird von den Steigerungsraten bei den Kreuzfahrten Lügen gestraft – kürzlich wurde ein gigantisches Schiff mit Platz für über 5.000 Passagiere fertiggestellt, bei dem in einer Bar die Drinks von Robotern gemixt werden. Dass das Personal bei der Kreuzfahrt nicht genug verdient, um selbst auch mal  “Luxuspassagier” sein zu können, wird aber billigend in Kauf genommen: Das Statussymbol von einst ist ein Massenprodukt geworden, und die “Verlierer” müssen zu Hause bleiben und/oder für einen Billiglohn schuften.

Sicher, man könnte auch umweltfreundlich segeln oder für die Sportler moderne Galeeren bauen, unterwegs im Rahmen einer Koch-Fortbildung selbst beim Essen-Machen mithelfen, also den passiven Passagier umdefinieren – aber das ist nur ein Vorschlag, den Keine(r) umsetzt.

Man soll auch nicht an den Gegebenheiten rütteln, sondern glauben, dass alles gut ist, wie es zu sein scheint. Den Fortgang der Zivilisation dem Markt überlassen. Bestimmt.

 

Nachtrag:

Vielleicht interessiert es uns brennend, wie “es” weitergeht, mit uns, mit unserer Gesellchaft, mit der Welt.

Deshalb auch der Hinweis zum Schluss, der sich auf den Prozess der Zivilisation bezieht, auf Norbert Elias. Ich habe jetzt noch mal Manches über ihn, wenig von ihm gelesen – aber da gibt es sicherlich viele Gedanken, die weiterführen, wenn ich jetzt auch nicht viel dazu ausführen kann. Für die Nachdenklichen aber noch ein Zitat:

“Die Theorie des Zivilisationsprozesses ermöglicht es zu erkennen, dass dieser Typ des Selbsterlebnisses und der Individualisierung selbst etwas Gewordenes, Teil eines sozialen Prozesses ist. Aber dem stemmt sich die ganze Wucht des persönlichen Gefühls entgegen, im Inneren ganz für sich allein, unabhängig von anderen Menschen zu existieren, und die entsprechend große Abneigung der so geprägten Menschen gegen die Einsicht, dass ihr Persönlichstes und Eigenstes zugleich etwas im Zuge der langen Gesellschaftsentwicklung so Gewordenes ist.”

(Norbert Elias: Norbert Elias über sich selbst, S. 179) [Quelle]

 

Nachtrag:

Zum Blick in die Zukunft gehört auch, dass die künstliche Intelligenz bald “so weit” sein wird, dass Information ein neuer, bisher nicht derart verfügbarer Rohstoff ist, und dass beides nicht in die Hände von Monopolisten gehört, die sich aber ihre Ressourcen nicht werden nehmen lassen.
Wenn die Kids heute schon einen bedeutenden Teil ihres Lebens in der virtuellen Realität der Computerspiele verbringen, ist das natürlich auch Prägung, und wer hier welche Eigenschaften herausprägt, oeder einsprägt, unterliegt bisher nur der Kontrolle des Marktes.
Dass in den Medien die Parole “Bleiben Sie dran” erschallt, daran haben wir uns gewöhnt, und daran halten wir uns. Insofern ist kein postkapitalistisches Muster erkennbar, sondern die “Segnungen” des Wirtschaftssystems werden genutzt, und sie halten uns in Atem.

Es ist der gleiche Markt, der dafür sorgt, dass unsere Lebensbedingungen suboptimal sind, dass unsere Lebensmittel fragwürdig sind, dass unser Gesundheitssystem nicht die Priorität auf Gesundheit legt.

 

Nachtrag:

Was soll der Blick in die Zukunft, wenn entscheidende Entwicklungen unberücksichtigt bleiben – Entwicklungen,m die schon längst einen Fuß in der Tür haben & unweigerlich kommen?

Bei der ZEIT findet sich mittlerweile ein Artikel, in dem es um den Trend zum Zuchtpilz geht; neben der als “Quorn” bekannten Eiweißmasse kommen andere “Geschmacksrichtungen” auf uns zu, und “unnütze Biomasse kann so umgewandelt werden, dass es sder menschlichen Ernährung dient:

Inzwischen konkurrieren weltweit Labore in der Herstellung von Mycoproteinen, etwa von Austernseitlingen oder Shiitake in Bioreaktoren, ganz ohne die mühsame Ernte von Fruchtkörpern, ähnlich wie bei Quorn. Als Zuchtbasis dienen Sägemehl, Laub oder Abfälle der Lebensmittelindustrie. Noch sind die Verfahren nicht wirtschaftlich und müssen großtechnisch weiterentwickelt werden.

Parallel dazu läuft die Automatisierung der konventionellen Zucht. Lasergesteuerte, bilderkennende Roboter lernen das Pflücken von Champignons, die bald in stadiongroßen, weitgehend ferngesteuerten Zuchthallen sprießen.

Diverse Formen der Automatisierung kommen – neben anderen Trends - auch in der Landwirtschaft auf uns zu. Dabei könnte der erdbeerpflückene Automat sein, Formen des Mischbewuchses auf dem Acker werden wieder möglich (zum Beispiel Mais, Bohnen und Kürbis nebeneinander, die sich ergänzen und die Muttererde nicht auslaugen), und eben die Pilzzucht auf Abfällen, zum Beispiel Sägemehl und Kaffeesatz, meinetwegen auch als “vertikale Landwirtschaft”.

 

 

 

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