Rund 600 Kilometer muss ein Yoghurt reisen, bis er aus dem Bertechgadener Land im Taunus ankommt – mit “regionalen Produkten” hat das dann nicht mehr viel zu tun, denn nur in der Heimat ist ein regionales Produkt ein solches – ansonsten wird es, beim Überschreiten gewisser Grenzen, zum “Ding aus fernen Landen”.
So weit, so bekannt und problematisch.
Wenigstens das Futter der Milchkühe ist “ohne Gentechnik”, was auf der Yoghurt-Verpackung vermerkt ist, und auf dem Internetauftritt der Molkereigenossenschaft ausgeführt wird:
Unsere Kühe haben einen gesunden und schmackhaften Speiseplan, denn alle unsere Landwirte füttern heute noch traditionell – natürlich ohne Gentechnik – mit Gras und (Heil-)Kräutern. Also mit den natürlichen Pflanzen aus unserem Milcheinzugsgebiet, dem Gründlandgürtel der Alpen.
Wobei ich die Formulierung “ausschließlich Gras und Heu” vermisse – was ist, wenn Kraft-Futter (irgend etwas eiweißreiches, das die Milchleistung steigert – welche Laien kennen sich da schon aus?) inzwischen als “traditionell” gilt?
Die Sache mit den Heilkräutern im Futter finde ich dafür ein bisschen übertrieben, eine gesunde Wiese ist schließlich keine Monokultur.
Hier, im Rhein-Main-Gebiet, werden mindestens 90% der Wiesen gespritzt – schätze ich, und ausgewiesene Produkte vom Bergbauern entsprechen wohl dem Bedürfnis der Metropolen-Region nach unverderbter Natur – mit einem Milchkarton, auf dem lediglich ein großes “Ja” als Herkunftsbezeichnung prangt, ist nicht Jede(r) zufrieden.
Insofern kommt es auch sehr auf die Verpackung an. Die hat hier drei Bestandteile; Papphülle, Innenbecher, Deckel. Die Papphülle ist auch von innen bedruckt – und hier findet sich, grün auf hellgrau, der Hinweis:
Der Aluminiumdeckel ist ebenfalls wiederverwendbar
und gehört in den Alu-Container
Das ist doch mal eine Aussage! Dumm nur, dass auf dem Markt zwar Container aus Aluminium zu finden sind, nicht aber solche für Aluminium.
“Aluminium muss recycelt werden und dafür wird es separat gesammelt” – das könnte aus einem aktuellen Umwelt-Knigge stammen, und wenn die Forderung von einer Molkerei-Genossenschaft stammt, ist das nur konsequent, geht es doch um die Umwelt, für die Bauern ganz banal um den Schutz ihrer Lebensgrundlage…
Fraglich nur, ob die versteckte Botschaft auch da ankommt, wo sie umgesetzt wird.
Fühlt sich jemand zuständig? Wie viel Aluminium wird “wiedergewonnen”, wenn es im gelben Sack gesammelt wird? Welchen Unterschied würde der “Alu-Container” machen? Gibt es auch unverpackten Yoghurt zu kaufen? Oder wenigstens “Milch, lose”? Damit könnte ich, halbwegs umweltfreundlich, meinen Yoghurt selbst zubereiten.
… egal welches Rezept man macht: SELBSTGEMACHTER Joghurt ist einfach mit keinem gekauften zu vergleichen.
Wohin mit dem Alu-Müll?
Liebe(r) LeserIn!
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Siehe auch: “Kapsel-Kaffee”, eine Einbildung
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