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Die Deutsche Wegschmeißeritis

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Pünktlichkeit ist eine Tugend der lobenswerten Art. Sparsamkeit auch. Wenn der Joghurt pünktlich zum “Mindesthaltbarkeitsdatum” weggeschmissen wird, hat die Sparsamkeit das Nachsehen, und so um die 250 Euro kommen im Jahr pro Nase zusammen, an weggeworfenen Lebensmitteln, was kein Pappenstil ist, sondern sich im Laufe des Lebens auf einen fünfstelligen Betrag aufaddiert – sinnlose Verschwendung und Vergeudung: Heute wollte der WWF darauf aufmerksam machen:

Das große Wegschmeißen

WWF-Studie: Jährlich landen in Deutschland über 18 Mio. Tonnen Lebensmittel auf dem Müll. / WWF fordert von Bundesregierung „Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung“

Zum WWF-Artikel

Das Echo in der Presse ist nicht ausgeblieben, “„Bewusst einkaufen, frisch kochen und richtig lagern – so wirft man weniger weg“, empfiehlt Fernsehkoch Christian Rach im Vorwort zur Studie.”

Vielleicht sind die Verbraucher plan- und kopflos, vielleicht uninformiert und ängstlich, wenn es um die Haltbarkeit der Lebensmittel geht. Was nicht verdorben ist, ist ess- und genießbar. Niemand soll welken Salat essen müssen, aber im allgemeinen sollte auch niemand mehr kaufen, als er braucht – und dann den Salat verwelken lassen, um ihn wegzuwerfen.

Das Wegwerfen ist durchaus krankhaft und darf nicht länger der Normalzustand bleiben.

Vernünftigerweise würde man auch Lebensmittel, die zu verderben drohen, so verarbeiten oder konservieren, dass sie “gerettet” sind – was sogar mit Radieschen funktioniert.

Auch, den eigenen Bedarf zu kennen, schützt vor zu großen Einkäufen – besser gesagt: Kann davor schützen.

Dass die übermäßige Kalorienzufuhr nebst Entwicklung von krankhaftem Übergewicht auch eine Form der Lebensmittelvergeudung ist, hätte der WWF ruhig auch noch einfließen lassen dürfen.

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für uns Verbraucher, unsere Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

So zu lesen bei Utopia. Dann folgen 10 Tipps, die niemand, der denken kann, braucht. Die Feststellung, dass das “große Wegschmeißen” schlicht und einfach Ausdruck einer dekadenten Gesellschaft ist, wird nicht gewagt. Imerhin läßt die Formulierung Assoziationen zum “großen Fressen” aufkommen, aber nur, wo der Film bekannt ist. Aber:

“Deutschland muss endlich mehr gegen Lebensmittelverschwendung tun!”

Deutschland muss gar nix, denkt derweil die Regierung, und die Opposition wohl auch. Aber:

… auch im Groß- und Einzelhandel, wo laut WWF über 2,5 Millionen Tonnen Nahrungsmittel jährlich in der Tonne landen, muss der Verschwendung dringend entgegengewirkt werden. Genau damit hat Frankreich erst kürzlich Schlagzeilen gemacht: Dort dürfen Supermärkte künftig keine Lebensmittel mehr wegwerfen, sondern werden per Gesetz gezwungen, sie zu spenden. Italiens Umweltminister hat angekündigt, diesem Beispiel zu folgen.

Das Lebensmittel-Wegschmeißen ist also auch ein politischer Akt – hier wie dort, als Verbraucher und auch als schlechter Verteiler, oder auch als Zu-Viel-Produzent.

Ein Diagramm zu nachhaltigem Konsum und nachhaltiger Produktion verdeutlicht, wer wo eingreifen kann:

Zum Beispiel “Waiste-Management”: Aus Lebensmittelresten noch/wieder etwas gut Essbares zu schaffen.

Beispiel für die "nachhaltige Küche" mit Resteverwertung

Für den “End- Verbraucher” heißt das aber: Es braucht Zeit und einigen Aufwand für einen nachhaltigen Lebensstil. Bei 40-Stunden-Woche samt häuslichen Pflichten, Zeitbedarf für Erholung und soziale und kulturelle Interessen bleibt für “die Küche” nicht mehr so viel Energie, und ohnehin ist die Fähigkeiten, Nahrung zuzubereiten, im Rückzug begriffen.

Demgegenüber bleibt die Parole “Deutschland muss etwas tun” wirkungslos: Selbst, wenn Deutschland ein Anti-Wegschmeiß-Gesetz erlässt und der WWF den Gestzestext verfasst, hängen “wir” immer noch als Single herum und haben kein soziales Netz, in dem jemand, der etwas davon versteht, die Mahlzeiten zubereitet.

Die Familie bietet diesen Luxus auch nicht mehr:

Die Generation der Erwerbstätigen isst … zunehmend wochentags außer Haus, nicht selten essen sie allein. Wird mit anderen gegessen, handelt es sich vornehmlich um Arbeitskollegen. Damit fehlt in immer mehr Familien ein wichtiger „Treffpunkt“, um sich über familiale Ereignisse zu unterhalten und von Erlebnissen zu erzählen. Dieser soziale Austausch beim Essen wird, sofern er überhaupt stattfindet, auf den Abend und das Wochenende verlegt.

Siehe auch:

 

 

 ”Zu gut für die Tonne”

Auf diese Kampagne des des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) weist Sandra vom Blog grüneliebe.de hin.

Wer Lebensmittel wegwirft, vergeudet wertvolle Ressourcen

Ein Kampagnen-Video “… zeigt, was vergeudet wird, wenn Äpfel, Brot oder Käse im Abfall landen und will erreichen, dass Lebensmittel wieder mehr wertgeschätzt werden und ihre Verschwendung gestoppt wird. Das Video ist abrufbar unter: https://www.zugutfuerdietonne.de/video-ressourcenverschwendung

Fragt sich nur, ob die Kampagne auch die größten Wegschmeißer erreicht und ob sie etwas an den gegebenen Zuständen ändert. Die Glaubwürdigkeit der Kampagne ist nicht sonderlich hoch, wenn da behauptet wird

“Für ein Kilogramm Äpfel werden etwa 700 Liter Wasser benötigt, rund zwei Drittel davon sind für das Wachstum nötig,…”

frage ich mich natürlich, ob Apfelbäume hierzulande künstlich bewässert  werden, oder ob der Apelbaum sich das Wasser selbst aus dem Boden holt. Oder sollen wir jetzt auch Wälder abholzen, weil die zu viel Wasser verbrauchen?

Es stellt sich auch die Frage, wieso ordentlich eingekellerte Äpfel ganz ohne Kühlung auskommen, und ob es nicht ein Systemfehler ist, wenn Äpfel unbedingt ganzjährig angeboten werden “müssen”.

 

Liebe LeserInnen,
 
Etwas wird heutzutage immer weggeworfen – aber wie den größten Teil vermeiden, wenn es um Lebensmittel geht? Welche Strategien habt Ihr, und wie wichtig ist das Thema überhaupt?
Vermeidet ihr den “Schwund” auf der privaten Ebene, und wie wichtig wären Gesetze gegen die “Wegschmeiß-Mentalität”?

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4 Kommentare

  1. Die großen Computerhersteller mit ihrem Anspruch in “becoming a greener technology company” kümmern sich allerdings auch nicht ums Recycling. Ungeordnetes Recycling
    “causes the air to become polluted by toxic gases”, und so ist es das Beste,
    “to find out a professional and reputed recycling company that
    offers you affordable and the best recycling services and
    solutions”.

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