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Diät und Klimaschutz – Co2-Bilanz der Ernährung – Perspektiven

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Zwischen “Erderwärmung” und alltäglichem Wetter gibt es einen Zusammenhang, der sich erst langsam ins Bewusstsein einschleicht: Klimagase sind nicht sichtbar, der Treibhauseffekt nicht direkt spürbar – aber seine Auswirkungen.
Dunkle Propezeihungen, Ahnungen, ungewisse Ängste gilt es zu unterscheiden von wissenschaftlichen Zukunfts-Prognosen: Wir leben in einem Zeitalter, das uns vor große Herausforderungen stellt.

Die größte Herausforderung gilt dem Bewusstsein und der Vernunft; die sind gefordert, die Fakten anzuerkennen und eine Verhaltensänderung anzustoßen:

Wetter und Klima - zwei unterschiedliche Dinge. Das Wetter können wir nur bedingt beeinflussen - das Klima (leider) nicht nur bedingt

Wir können nicht mehr die Magier beauftragen, bei den Göttern um gutes Wetter zu bitten, sondern wir werden von der Wissenschaft über Ursache und Wirkung informiert und müssen diese Zusammenhänge selbst verstehen.
Je mehr wir alle – und  jeder Einzelne -  an “Treibhausgasen” zu verantworten haben (hat), desto krasser verläuft der Klimawandel, desto mehr Überschwemmungen, Extrem-Wetterlagen, meist ungünstige Veränderungen der Landschaften kommen auf die Menschheit zu.

Was wissen wir über den Klimawandel?

“Die Politik” trifft sich jährlich zum internationalen Klimagipfel und schreibt in dem Zusammenhang hierzulande vor, dass Automobilhersteller den Co2-Ausstoß der Kraftfahrzeuge angeben, die vor lauter Umweltschutz und steigenden Spritpreisen immer teurer werden:
Auf der Ebene der Mobilität sind politische Bemühungen um eine Co2-Verminderung noch am Ehesten zu ahnen oder schon zu spüren, Flughäfen  einmal ausgenommen:

Die Mobilität wird teurer, aber Kerosin ist steuerfrei, und das öffentliche Transportwesen ist nicht in einem Zustand, der das Wort “optimal” verdiente.

Dass kein Tempolimit für Autos gilt, zeigt die schizophrene Auffassung des Freiheitsbegriffs: Die potentielle “Freiheit”, den Temporausch zu erleben, zieht – angeblich – eine Mehrheit der ökologisch fundierten Vernunft vor.

“Die Industrie”, “den Verkehr”, “die Beheizung” von Wohnungen und Häusern, “den Konsum”, “China” oder auch “die Bevölkerungsexplosion” vermutet man, analog der öffentlichen Berichterstattung, nun als Hauptverantwortliche für den Klimawandel und weiß nicht, was man machen soll.

Die Emission von Treibhausgasen hat jedoch viele Aspekte, und es geht nicht nur um das Co2, das bei der Verbrennung fossiler Treibstoffe die Zusammensetzung der Athmosphäre verändert, dessen Ausstoß 2012 noch um 1,4% gesteigert wurde.
Im Ökosystem Erde greifen “unzählige” Faktoren in einem Wechselspiel ineinander, einer der Wichtigsten ist die Landwirtschaft, die ja  die Böden bearbeitet und mit den Waren, die sie uns als Nahrungsmittel anbietet,  unmittelbar unser Leben beeinflusst.
Arbeit, Kapital und Boden sind die “Produktionsfaktoren” – und mittlerweile ist die Erdöberfläche verplant, verbraucht oder in Bearbeitung, und noch im letzten Urwaldwinkel schlagen “wir” das Holz ein oder roden den Urwald, um Futtermittel anzubauen.

Was ist da los – und vor allem: “Wir” machen doch gar nichts, der deutsche Waldbestand wird doch nachhaltig gepflegt, gekalkt und gehegt?!

Eigentlich sollte die Erzeugung und der Verbrauch von Sauerstoff sich in einem mittleren Gleichgewicht halten.
Ein Kreislauf; schematisch: Pflanzen nehmen Co2 aus der Luft auf, behalten den Kohlenstoff, reichern Energie an (Photosynthese); Pflanzenfresser nutzen diese Energie in einer “kalten Verbrennung” und verbrauchen Sauerstoff, atmen Co2 aus.

Kohlenstoffkreislauf; Foto: CC (Wikipedia)

Früher dachte man noch, das Co, das durch die Verbrennung von fossiler Energie “neben” dem Kreislauf freigesetzt wird, verdünne sich schon irgendwie in einer Atmosphäre von schier unendlicher Fassungskraft, oder verschwinde irgendwie in den Ozeanen. Als der Auto-Katalysator eingeführt wurde, dachten manche, dass damit der Co2-Aussstoß vorbei sei. Befürchtet und/oder vorhergesehen haben manche, wenige  Wissenschaftler den Treibhauseffekt schon relativ früh.

Die Globalisierung ist los. Schweflige Abgase, die sauren Regen verursachten, hatten sich auch nicht an Ländergrenzen gehalten. Die Luft, die wir atmen, ist so international wie die Warenströme. Die Folgen des Treibhauseffekts zeigen sich jetzt – in ihren Anfängen, das heißt: Richtig schlimm kommt erst noch. Mehrere  “Jahrhunderfluten”  im Abstand von wenigen Jahren bringen unser Sprachverständnis durcheinander, zwingen zum Nachdenken.

Das Eis im Nordpolarmeer ist einem Weltbank-Bericht zufolge im September auf ein Rekord-Minimum geschmolzen, extreme Hitzewellen und Dürren hätten im vergangenen Jahrzehnt Staaten wie die USA und Russland häufiger heimgesucht als zuvor. Derart extreme Wetterlagen würden mit zunehmender Erwärmung zur Normalität gehören. Einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft zufolge wirkt sich der Klimawandel schon jetzt auf fast jedes dritte deutsche Unternehmen aus.

Ich will hier kein Schreckensszenario zeichenen, keine Klimahysterie schüren und keine Klimapanik herbeireden, aber ich denke, wir haben es durchaus mit Fakten zu tun, und natürlich, auf der “Gegenseite”, mit dem Wunsch, die Fakten zu verdrängen. Es geht um die “nennenswerte Gegensteuerung”.

 Was zu tun ist, um die Erwärmung einzudämmen, ist bereits klar. Wir müssten weltweit die CO2 -Emissionen zurückfahren. Hierüber entscheiden aber Gesellschaft und Politik, nicht Wissenschaftler. Wir können nur sagen: Wenn wir das Zwei-Grad-Ziel noch einhalten wollen, müssen wir in den nächsten fünf Jahren den Gipfel der globalen Emissionen erreicht haben. Im Moment steigen sie aber munter weiter. Die Klimaforschung muss zweigleisig fahren. Wir müssen auch erforschen, wie sich der Klimawandel regional auswirkt und wie man mit den Folgen umgeht. (Quelle)

Es ist doch alles halb so schlimm?

Seit über die Erderwärmung diskutiert wird, gibt es unterschiedliche Positionen: Die meisten Wissenschaftler sind auf das CO2 fixiert und sagen: Der Mensch ist für die Erderwärmung verantwortlich. Doch diese These ist nicht unumstritten. (Quelle)

Natürlich braucht eine These wie die vom Klimawandel auch ihre Diskussion und Gegenargumente. Wenn die Sonnenaktivität vorübergehend innerhalb einees normalen Zyklus schwächer ist, ist das kein Grund zu einer allgemeinen Entwarnung.

Eines zumindest ist klar: Den Klimaforschern geht auf absehbare Zeit nicht die Arbeit aus. Die Klimaforschung wird auch die Arbeit mit Computersimulationen voranbringen und damit die Wissenschaft als solche, vielleicht auch die Sozial- Wirtschafts- und Finanzpolitik. Da herrschen ja nicht einfach chaotische Verhältnisse, sondern lediglich eine Vielzahl von verknüpften Bedingungen, die schwer zu durchschauen sind und mit den bisherigen Computersimulationen nicht vollständig durchgerechnet werden können.

Der weltweite Energiehunger kann mit fossilen Brennstoffen, die definitiv endlich sind und zu immer höheren Kosten gefördert werden, nur noch begrenzte Zeit gestillt werden. Wir können nicht davon ausgehen, dass die immense Ausbeutung “natürlicher Ressourcen” ohne negative Auswirkungen auf unser Ökosystem bleiben würde, nur, weil wir von Ökosystemen wenig Ahnung haben: Das wäre unbedarftes Wunschdenken.
Unsere Aktivitäten haben Folgen und Auswirkungen, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Es sind auch die Aktivitäten unserer “Freunde”, die uns nicht kalt lassen dürfen: Wenn das Erdgas-Wracking massenhaft Schadstoffe freisetzt, betrifft das zunächst begrenzte Gebiete, dann die ganze Welt.

 

Ernährungspolitisch die Welt retten

“Die Politik” – das sind wenige.  “Die Gesellschaft”  viele. Alle entscheiden sich  je besonders (im Rahmen der Verhältnisse, Vorlieben und Möglichketiten), zum Beispiel dabei, was auf den Teller kommt. Was wir verzehren, hat einen virtuellen Fußabdruck (darauf kommen wir noch zurück) und soziale Implikationen:

Damit sich alle Menschen weltweit bedarfsgerecht ernähren und in einer intakten Umwelt leben können, muss sie [die Ernährung, d. Verf.] auch ökologisch, sozial und ökonomisch verträglich sein. (Quelle: DGE)

Wenn die deutsche Gesellschaft für Ernährung solche Aussagen trifft, tut sie das, weil sie nicht das Gegenteil behaupten kann, etwa: “Alles ist in Ordnung, alles wird gut”. Was mit dem geduldigen Papier aber geschieht, ob daraus irgendwelche Konsequenzen folgern, bleibt offen. In China nennt man so etwas einen Papiertiger.
So sieht es auch der bayerische Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten:
Nachhaltige Ernährung bedeutet, sich so zu ernähren, dass die gesamten gesundheitlichen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen unseres Ernährungsstils möglichst positiv sind.
Wobei hier der lokale Aspekt doch gegenüber dem globalen Aspekt hervortritt, oder anders gesagt, die Weltbevölkerung nicht mitgedacht wird.

Dem Klima und der Umwelt zuliebe sollten Sie in Zukunft

  • Ihren Konsum an Fleisch und tierischen Produkten einschränken,
  • regionale Produkte bevorzugen,
  • ihre Ernährung nach saisonalem Angebot ausrichten
  • auf Ökoprodukte umsteigen,
  • und vor allem wenn möglich nicht mit dem Auto zum Einkaufen fahren.

Diese Tipps finden wir tatsächlich im Unterkapitel “Ernährung” unter der Hauptrubrik CO2-Diät auf Internetseiten, die von der Stadt Freiburg verantwortet werden. Andere Städte haben sich diese Mühe erst gar nicht gemacht – vielleicht ist derartige Beratung auch gar nicht zielführend.

Das Beste wäre ja, wenn das Gemüse gleich vor der Haustür wächst – das ist aber bei der heutigen Stadtplanung nicht vorgesehen – also ein politisches Problem. Und ein mentales Problem, wenn man in manche (Vor-) Gärten schaut…

Wasser

Interessant und darüber hinaus menschenfeindlich ist die Verwandlung von Freiem Wasser in ein Wirtschaftsgut,  weshalb bei Nestle auch soziale Netzwerke wie Twitter gescannt werden und Mitarbeiter bei zu vielen negativen Kommentaren eingreifen. Leitungswasser ist hierzulande jedefalls gegenüber abgefülltem Wasser die ökologischere Alternative; Mineral wasser ist ein Prestigeobjekt.

 

Esst weniger Fleisch

Weniger Fleisch ist mehr Regenwald: Was auf den ersten Blick absurd klingen mag, ist so einfach wie erschreckend. Um Futterpflanzen wie Soja für die Massentierhaltung anzubauen, werden in Südamerika und Südostasien riesige Flächen tropischen Regenwalds gerodet. Essen Sie weniger Fleisch – nicht nur aus Tierschutzgründen. Quelle: Pro Wildlife e.V.: Verbrauchertipps zum Tag des Artenschutzes am 3. März 2008

Vor fünf Jahren wirkte der Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und CO2-Werten noch absurd – wird er heute allgemein besser verstanden?

Eine Ende 2009 in 27 EU-Ländern durchgeführte Umfrage mit über 26.000 Teilnehmern ergab, mehr als 90 Prozent der Befragten waren von der Erderwärmung überzeugt und 80 Prozent davon, dass diese durch den Menschen verursacht wird. Ferner hielten ihn nur 10 Prozent für ein wenig ernstzunehmendes Ereignis. Der Klimawandel wurde zum Zeitpunkt der Umfrage als zweitwichtigstes globales Problem erachtet und die Mehrheit war überdies der Meinung, dass die Regierungen der EU-Staaten mehr für den Klimaschutz tun sollten. In den nördlichen Ländern war das Klimabewusstsein im Allgemeinen ausgeprägter, als in den mediterranen EU-Ländern. Rund 60 Prozent meinen, aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Bei den konkreten Taten für den Umweltschutz dominiert die Mülltrennung … . (Quelle) (Hervorh. d. Verf.)

Der schlechte Witz, dass wir selbst die Bewusstseinsmaschinerie (oder auch Augenwischerei) “Grüner Punkt” teuer bezahlen, führt vielleicht dazu, dass wir dieses System auch mal satt haben.

Wenn diese Darstellung den Eindruck, die Bevölkerung sei irgendwie bewusstlos, erweckt, ist dies jedoch der irreführend: Ein Tempolimit wird von der Bevölkerung befürwortet, von der Politik aber zurückgestellt. Einzig plausible Erklärung: Die Dienstlimousinen sind übermotorisiert. Politiker sind auch nur Menschen.

reicht "einmal in der Woche Fleich?" Das ist Einstellungssache, und die Portionen müssen auch nicht riesig sein

reicht "einmal in der Woche Fleich?" Das ist Einstellungssache, und die Portionen müssen auch nicht riesig sein

Weniger Fleisch steht also nicht auf der allgemeinen Prioritätenliste. Auch nicht: Mehr Qualität beim Fleisch – selbst wenn die Tierrechte gegen die Massentierhaltung sprechen.
Wo etwas angeprangert wird, ist es die industrielle Massentierhaltung, und interessanterweise springen auch die Veganer auf den Klimaschutz-Zug auf, ganz ohne sich um die übrigen Haupt-Co2-Emmisionsquellen zu echauffieren.

 

Veganismus, Gutmenschentum

Die paar Einzelerfahrungen, die ich mit “militanten” Vegetariern gemacht habe, sind ohne Bedeutung.

Pflanzenfressende Food-Blogger sind vielleicht kreativer als fleischfressende, anders gesagt: Wenn es nur um den Geschmack ginge, sollte man herbivore und carnivore so wenig wie Äpel und Birnen vergleichen.

Ethische Gründe, kein oder wenig Fleisch zu essen, sind auch keine Religion – manchmal ist der selbst gewählte Lebensstil aber fanatisch, fundamental, religiös und beim Essen immerhin nachhaltig. Veganer haben ihre Gruppenzugehörigkeit und ihr Feindbild. Wenn sie Letzteres brauchen, ist das kein gutes Zeichen, ein Zeichen, das aus der Massenpsychologie sattsam bekannt ist.

gemuesebratlinge-nudelsalat Gemüsebratlinge (Petersilienwurzel) plus Nudelsalat

Tolerant und nachhaltig ist manchen nicht gut genug, wer derart befangen ist, wird selten den Konsens in der vielfältigen Gesellschaft fördern – wer von dieser Zersplitterung der Gruppen profitiert, sind die Konzerne, die mühelos auch “etwas veganes” in die Fertigpackung zaubern.

Dünkel, Lagerdenken, Schubladendenken und “Ticketing” liegen allzu nah beieinander.

Kochkünstler sind wir im Idealfall doch alle, teilen gerne unsere Rezepte, und es kommt darauf an, was auf dem Teller liegt, und nicht, aus welchem “Lager” der Koch stammt.

 

 

Exkurs: Monokulturen, Mischkulturen, Massentierhaltung und ökologisch sinnvolle Tierhaltung

Die Massentierhaltung führt zu Problemen bei der Futtermittelbereitstellung, bei der Tiergesundheit (multiresistente Keime) und der Gülle-Entsorgung.

In der Massentierhaltung geht es darum, Fleisch oder Milch zu erzeugen, und zwar viel Fleisch und Milch.

Mastähnchen werden nach 28-40  Tagen geschlachtet, ein Schwein erreicht ein Alter von höchstens einem halben Jahr,  Kühe sind nach (spätestens?) fünf Jahren “fertig”:  Zu Katz’ und Hund baut Mensch eine innigere Beziehung auf, aber schon das alternde Reitpferd wird dann in der Lasagne wiedergefunden.

Vor ein paar Generationen war man beim Schwein vor allem am Speck interessiert, und erst eine Zwei-Zentner-Sau hatte das Schlachtgewicht, und eine Speckschicht von gerne sechs Zentimetern. (Geräucherter) Speck galt als Delikatesse, diente, ausgelassen, als Bratfett und ließ die Bratkartoffel triefen, aber insgesamt war der Fleischverzehr geringer als heute.

In einer ökologisch sinnvollen Bewirtschaftung haben die Tiere und der Dung, den sie produzieren, durchaus ihren Platz. Das funktioniert eher auf kleineren Höfen, die auch die Böden schonender behandeln können sollten. Der Ausdruck “Massenpflanzenhaltung” existiert nicht im Deutschen – wohl aber das Wort “Monokultur”.
Monokulturen zerstören die Grundlage der Landwirtschaft, zerstören die Böden mit schweren Maschinen und vor allem massivem Gift- und  Kunstdüngereinsatz. Dafür werd3en “Hochleistungspflanzen” gezüchtet oder genmanipuliert.

Der Gegensatz wäre “Mischkultur“, und auch hier lohnt es sich, mal über den Horizont zu blicken, und ein wenig Gespür für biologische Zusammenhänge mitzubringen.

“Zur Mischkultur von Mais und Bohnen hat meine Nachbarin erzählt, daß das auch in ihrer türkischen Heimat (Schwarzmeer-Küste) die übliche Anbaumethode wäre.
Sie und ihre Schwester waren ganz erstaunt, als sie erstmal in DE gesehen haben, daß man Bohnen an Stangen statt an Maispflanzen anziehen kann.

Sie sagt, der Mais braucht einen ordentlichen Vorlauf, damit er von den Bohnen nicht erdrückt wird.
Er sei ja auch nicht so frostempfindlich, wie die Bohnen und könnte schon Mitte April gesteckt werden”.  (Quelle)

Mischkultur mit natürlicher Düngung, Artenvielfalt und manuelle Unkrautbekämpfung, zur Schädlingsabwehr Brennesseljauche:  So ähnlich sind die Verhältnisse in einem traditionellen “Bauerngarten”, in dem die Arbeit als erholsam und anregend erlebt werden kann.

Wenn sich nur ein Drittel der Bevölkerung für so ein Hobby begeistern würde: Damit änderten die Verhältnisse sich deutlich, “urban farming” wäre kein Fremdwort, sondern würde das Erscheinungsbild von Stadt und Land ändern und naturnah gestalten. Ist das überhaupt denkbar?

 

Alternativen zur Massentierhaltung

Früher war einmal – heut’ ist heute

Dass es auf dem Dorf noch den Schweinehirten gab, ist gut hundert Jahre her. Der Schweinehirt begleitete die Schweine in den Wald, wo sie mit Eicheln, Buchecker, Pilze und was auch immer ihren Hunger stillen mussten. Immerhin: Die Schweine hatten ordentlich Auslauf – Ob sie bei diesem Laufpensum wirklich fett wurden, darf bezweifelt werden.

Kühe hatten Sommers Weidegangund ernährten sich von dem, was auch heute noch unser Auge erfreut: Weite Wisen, die die Landschaft prägen. Selbst die Feldwege waren nicht asphaltiert, und das Gras, das seitlich und in der Mitte der Fahrspuren wuchs, wurde innerhalb der Gemeinde zur Heuernte an den meistbietenden versteigert.
Wir sehen: Es geht auch ganz ohne Soja-Kraftfutter und hatte für die Butter aufs Brot gereicht. “Weidemilch” ist heute ein Prädikat wie “Genfrei erzeugt”, was eigentlich normal ist, kostet Aufschlag.

Der Blick zurück (oder nach Irland) zeigt aber, dass die Beweidung eine Form der Landschaftsformung und -Nutzung ist, bei der das Tier eine Hauptrolle spielt: Wir können kein Gras verdauen, und die meisten Wiesenflächen eigenen sich wenig als Acker.
Ohne grasende Tiere oder Heuernte würden Wiesen verbuschen oder verwalden: Eine gesellschaftliche Frage der Nutzung.

Wenn wir auf Milch und Fleisch verzichten, vom Auto aufs Pferd umsteigen, würde das Grasland kaum ausreichen, und Hufeklappern würde den Autolärm ablösen: Eine Vorstellung, die 99,9875% der Leser für abwegig halten. Aber es muss ja nicht jeder ein Pferd halten, es reicht, wenn durchschnittlich jeder Haushalt 1,36 Autos hat.

In der Odyssee spielt der Schweinehirt eine nicht unerhebliche Rolle, und im Märchen “Die Gänsemagd” der Gänsehirten-Junge.

Das will uns vielleicht sagen, dass wir auch Kindern Verantwortung übertragen känen – aber die sind heute mehrheitlich nicht in der Lage, beim Aufwasch zu helfen oder verlässlich regelmäßig die Spülmaschine auszuräumen – und auch Gartenarbeit müsste gelernt werden.

Für Tierhaltung in Tier-gerechten Gruppen ist in den modernen Behausungen kein Platz, Misthaufen entsprechenen nicht den Hygienestandarts und ein Hahn auf Nachbars Grundstück wäre Ruhestörung.

So haben wir alles geregelt, so sind Tierfarmen aus dem Blickfeld, und Aldi hat seit ein paar Jahren auch Frischfleisch und der Metzger des Vertrauen schließt, wil ihm die Kundschaft entflohen ist.

 

abgeschweift: Fleisch als Proteinquelle, Energieverschwendung und Insekten als Nahrung

Jahrzehnte haben wir uns Slogans wie “Fleisch ist ein Stück Lebenskraft” anhören müssen, und die Überzeugung, dass ein Stück Fleisch oder eine Wurst zur Hauptmahlzeit gehört, sitzt tief.

Das ökologische Argument, dass Fleischerzeugung  – beziehungsweise der Anbau von Futtermitteln – zur Lebensmittelknappheit (global, wir müssen hier mal von unserem durch Kaufkraft verzerrten Standpunkt abstrahieren) führt, weil eine Kalorie Fleisch viele Kalorien Pflanzenkost benötigt: Diese Tatsache ist durch Gewohnheiten nicht aus der Welt zu schaffen, und es ist ethisch natürlich nicht zu rechtfertigen, dass für unsere Gewohnheiten andere Menschen verhungern.

Nun gibt es aber noch eine Klasse von Tieen, die Eiweiß “bereitstellen”  könnten und recht wenig Nahrung, vielleicht auch bloß für Menschen unverwertbare Abfälle brauchen, die schnell Fleisch ansetzen, weil sie keine komplizierten Warmblütler sind, und keine Energie verheizen: Die Insekten.

Insekten sind ja so bekömlich, dass sie sogar von fleischfressenden Pflanzen gefressen werden:

Diese Graphik musste einfach sein. Man findet so etwas auf facebook, und es soll geteilt und geliked werden, dient der Stimungsmache.

Verantwortungsvolle Fleischerzeugung betreiben nach eigenem Bekunden alle Fleischfarmen, aber die “Fleischerzeuger” fühlen sich von den Vegetariern offenbar bedroht und schlagen zurück.

Der wahre Kern an der Botschaft: Auch Menschen essen Insekten. Das könnte angewandte Schädlingsbekämpfung sein…

Ein UNO-Dokument hatte neulich über den Verzehr von Insekten auf unserer Welt berichtet und war auf die Optionen dieser Diätform eingegangen.

Beim Spiegel erschien prompt ein Artikel, illustriert mit dr Großaufnahme: Gabel voller Würmer wird dem Mund eines männlichen Photomodels zugeführt.

Das als eklig illustrierte Thema wurde als interessant empfunden und bekam hunderte Kommentare. Beispiel:

Es würde schon reichen, ganz bewußt die globale Verteilungsgerechtigkeit zu fördern, die internationalen Bankinstitute und deren dubiose Netzwerke zu beschränken, und Agrarmultis wie Monsanto ordentlich zusammenzustutzen.

Das ist wohl wahr. Es gibt viele Möglichkeiten, aber die Abneigung gegen Insekten sitzt in Nordeuropa nun einmal tief, während in großen Teilen der Welt Insekten als Nahrung alltäglich sind:

Man könnte Insekten auch besser zubereiten, als das im Dschungelcamp geschieht; insofern hier noch ein Verweis auf  “Green Radio” mit einem Beitrag zu diesem speziellen Thema.
Insekten zu züchten ist dann allerdings wieder Massentierhaltung, deren ethische Bewertung in diesem Sonderfall auch nicht leicht fällt.

 

Gebote für Konsumenten

Ein Auto, das lange hält und leicht ist

“Fahren Sie, wenn möglich, nicht mit dem Auto zum Einkaufen” ist ein Ratschlag, der leichter zu befolgen wäre, gäbe es mehr Einkaufsmöglichkeiten in Wohnortnähe.  Dorf- und Stadtentwicklung haben sich den Bedürfnissen der Discounter längst angepasst, kostenloses Parken für begrenzte Zeit ist auf deren versiegelten Pakrplätzen regelmäßig eine Möglichkeit, sein Auto als sinnvolle Investition zu erleben.

 

Kauft regionale Produkte!

In einer WWF-Broschüre heißt es:

“… Deutschland selbst verfügt über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von ca. 17 Mio. ha. Bei einer virtuellen Landnahme von fast 7 Mio. ha werden also über 40 % dieser eigenen Flächenressource noch einmal außerhalb der EU in Anspruch genommen. Und dies im Besonderen für die Produktion eines Agrargutes: Auf Soja allein entfallen 40 % der virtuellen Landnahme Deutschlands.”

“Virtuelle Landnahme” – das klingt ein bisschen so, als sei es ein Computerspiel. Im Klartext aber bedeutet es, dass wir landwirtschaftliche Produkte aus dem Ausland beziehen, die auf einer Fläche, die der von Bayern entspricht, angebaut werden.  Wenn das meiste dieser Importe Soja ist – dann ist auch klar, wofür das Soja verwendet wird – jedenfalls nicht für Tofu und Tempeh.
Verschweigen wir an dieser Stelle aber auch nicht die Landnahme durch den Anbau von Pflanzen für Agrarsprit und zur Vergasung, die im Inland stattfindet.

Und bedenken wir, dass die regionalen Produkte gar nicht in der Menge, in der sie angefordert werden, angebaut werden. Wahrscheinlich gäbe es ohne Importe in Deutschland nur einen Apfel pro Woche, und nicht “an apple a day”.

Regionale Produkte, die es als Wildwuchs überall geben könnte, werden geradezu ausgerottet, wegen eines Baubooms, der jede Grundstückslücke füllt und wegen eines Aufräumwahns, dem Brombeer- und Himbeerhecken zum Opfer fallen – Früchte, die man kaum noch “wild” findet.

 

 

Wer mit dem Auto einkaufen fährt, bedroht die Welternährung nicht wirklich

Wenn auch der Einkauf mit dem Auto den “ökologischen Fußabdruck” des Warenkorbs vergrößert – anders wäre das bei nachhaltiger Energie im Individualverkehr – gibt es dennoch “virtuelle Immissionsquellen”: Menschen, die daran gehindert werden, ihr Land zu bebauen, die keine Arbeit annehmen können, weil sie auf der Flucht oder im Flüchtlingslager sind.

Bewaffnete Konflikte und andere Bedrohungen haben die Zahl der Flüchtlinge weltweit auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahrzehnten steigen lassen. Im Jahr 2012 seien mehr als 45,2 Millionen Menschen auf der Flucht gewesen, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf mit.

Wer in einem Flüchtlingslager “wohnt” und auf Lebensmittellieferungen von außen angewiesen ist, kann sich nicht selbstbestimmt und nachhaltig ernähren. All die “Ratschläger” solten mal ihre Scheuklappen abnehmen und einen Blick zur Seite riskieren. Das Problem, das sie lösen wollen, lässt sich nicht durchs Kurieren eines Symptoms lösen – es ist global.

 

Laufen zum Kaufen

Man könnte die Aufforderung, nicht mit dem Auto zum Einkaufen zu fahren, auch ummünzen in “Laufen Sie bis zum Ortsrand”. Denn dort gibt es die beliebten Discounter, die alles dafür tun, die kleinen Handwerksbetriebe abzuwickeln.

Regionale Produkte gibt es dort auch – aber immer aus anderen, entfernten Regionen.

Treibstoff einsparen könnte auch die Aufforderung, nicht zum Shoppen nach New York zu fliegen, auf den USA-Urlaub zu verzichten, fremde Kulturen nicht unbedingt aus eigener Anschauung kennen zu lernen beinhalten.

Trinkwasser in Flaschen ist einer der häufigsten Gründe, mit dem Auto zum Einkauf zu fahren.

Dass die Supermärkte den Parkplatz vo und nicht hinter dem Laden haben, ist für Fußgänger unfreundlich, aber psychologisches Kalkül.

Und schweigen wir über das  Warenangebot, das wir dann vorfinden, ausnahmsweise nicht:
Hackfleisch gibt es prinzipiell nur 500-Gramm-weise, Nischenprodukte tauchen im Angebot nicht auf oder werden eliminiert, wenn sie nicht bundesweit “gehen”.

Mundgerecht zugeschnittene Käsewürfel sollen wohl ein Snack sein, und Fertigpudding soll Arbeit ersparen: Der Preis für diese Bequemlichkeit ist viel Abfall und manchmal überflüssiger Speck auf den Rippen.

Sinnvolle Einkäufe hängen weniger vom Verkehrsmittel ab als von der Entscheidung der Konsumenten. Wobei als Verkehrsmittel ja immer noch das Fahrrad eine Option ist, die auffallend selten genutzt wird. Ob das an den merkwürdigen Fahrradständern vor den Supermärkten liegt? Was sagen die Fahrradclubs dazu?

 

 

Die Ernährungswende, um die Umwelt zu entlasten ?

In der offiziösen Broschüre vom  Öko-Institut e.V. und Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) (Autorinnen:  Dr. Ulrike Eberle, Dr. Doris Hayn) wird die “Ernährungswende” gefordert:

Ansätze für eine Ernährungswende – Die Umwelt entlasten

16 Prozent aller klimarelevanten Treibhausgase, die durch den privaten Konsum eines deutschen Haushalts durchschnittlich entstehen, gehen zu Lasten unserer Ernährung. Die Klimaauswirkungen unserer Ernährung liegen damit in derselben Größenordnung wie die, die durch unsere Mobilität verursacht werden. …  So entstehen 42 Prozent der Treibhausgasemissionen durch die Produktion der Lebensmittel, drei Prozent entfallen auf Gütertransporte, 52 Prozent auf den Energieverbrauch für Raumwärme, Lebensmittellagerung und Mahlzeitenzubereitung sowie drei Prozent auf Einkaufsfahrten und Fahrten zur Nutzung von Außer-Haus-Angeboten. Vor allem durch mehr Energieeffizienz können die Umweltauswirkungen unserer Ernährung deutlich verringert werden. Dies betrifft die Lebensmittelproduktion, Erzeugung und Verarbeitung ebenso wie die Lagerung und Logistik. Mehr Energieeffizienz wird aber auch im Haushalt benötigt. Dies kann zum Beispiel durch die Nutzung energieeffizienter Haushaltsgeräte erreicht werden.
Kochen mit Gas

Kochen mit Gas

Das ist eine Zusammenstellung von Zahlen, die man doch besser einmal graphisch aufbereitet hätte. Wir erfahren nicht, ob die “durch die Ernährung verursachten Treibhausgase” etwa auch die Herstellung und “Entsorgung” der Verpackung enthalten, bekommen keine Angaben über den Anteil von Kühl- und Gefrierketten hieran, und auch der Energieverbrauch der Landwirtschaft wird nicht ausgewiesen. Dass im Privathaushalt auch Wasser erhitzt wird, kommt in der “Rechnung” nicht vor, und übrig bleibt: “Mehr Energieeffizienz im Haushalt”.

Die ließe sich ganz ohne elektrische Wäschetrockner schon einmal steigern, aber das ist ein anderes Thema.
Dass ein Gasherd weniger Primärenenergie als ein Elektroherd verbraucht, ein Schnellkochtopf ein wenig Übung braucht und rund ein Drittel an Energie einspart, ist wohl zu banal.

Kalorien-Einsparung und Klimaziele

Mit der entsprechenden Überschrift wird eine kritische Passage aus der Broschüre des Öko-Instituts recht doppeldeutig:

Der Mitte 2007 von der Bundesregierung vorgelegte Aktionsplan Ernährung wäre ein geeignetes Instrument, um darzulegen, mit welchen Maßnahmen die Politik nachhaltige Ernährung fördern möchte.

Bisher hat der Aktionsplan jedoch ausschließlich zum Ziel, das zentrale gesundheitliche Problem Fettleibigkeit zu lösen. Er sollte jedoch dringend um Umweltaspekte und ethische Ziele erweitert werden.

Öko-Institut Freiburg; Bild cc Wikipedia

Das Öko-Institut war wohl der Meinung, das Problem “Fettleibigkeit” sei gegenüber der Klimaproblematik eher zweitrangig, bei Aktionsplänen für Ernährung müsse die Regierung nur die richtigen Prioritäten setzen…

Aber die zarten Appelle, gesünder zu essen, ändern nichts an der Problematik “Übergewicht” und amtliche Appelle werden auch keine nachhalttige Ernährung durchsetzen.

 

 

Warum Übergewicht und nachhaltige Ernährung sich widersprechen, und warum man Übergewichtige beim Abnehmen unterstützen sollte

Dass Übergewichtige mehr Nahrung zu sich nehmen, als ihnen gut tut, ist hinlänglich bekannt. Wer auf Nachhaltigkeit Wert legt, wird auch hier versuchen, Ressourcen zu sparen.

Angenommen, Übergewichtige nehmen 10 % mehr Kalorien zu sich, die dann im Wesentlichen als unproduktives Fett eingelagert werden, und die Hälfte der Bevölkerung sei übergewichtig, kommen wir schon auf 5 % der Lebensmittel, die eingespart werden könnten.

Der an Übergewichtige gerichtete Appell, doch zugunsten der Umwelt – weniger ihrer eigenen Gesundheit willen – auf “das Zuviel” zu verzichten, würde jedoch verhallen wie der Aufruf, sich doch zugunsten der eigenen Gesundheit zusammenzunehmen.

Nachhaltiges Abnehmen wünschen sich die meisten Übergewichtigen, zumindest insgeheim, dennoch. Wie das für die Einzelnen gehen soll (und jeder Einzelne hat eine individuelle Problematik und Lösung) – das hat ihnen allerdings noch niemand gesagt.

Wegweisende Regierungserklärungen sind hier von der Sache her gar nicht möglich – der Versuch, mit Plattformen, Aktionsplänen und -Bündnissen Eindruck zu schinden findet dennoch statt – gänzlich unnütz.

Die Lebensstilmodifikationen der letzten Jahrzehnte – zunehmender Fernsehkonsum, Computerarbeit und -Spiele, gewachsene Portionsgrößen, chemisch aufgepeppte Lebensmittel, gestiegener Zuckerkonsum, reduzierte Zeit für die Familie, passives oder genuss- und konsumorientiertes Freizeitverhalten, Abnehmen der Bewegung im Alltag wird kein Gesundheitsminister, keine Verbraucherministerin von jetzt auf gleich rückgängig machen können.

 

Die Fleischfrage stellen – Umerziehung mit dem Holzhammer?

Wer unterernährt ist, muss kein schlechtes Gewissen haben. Wer aber überernährt ist, sollte sich schuldig fühlen. Mit so einer hässlichen Kampagne macht man sich keine Freunde, sondern verstärkt Widerstände.

Kind isst Hamburger; Text: Weltweit sind so viele Menschen übergewichtig wie unterernährt: Jeweils ca. eine Milliarde"

 

Dieses Bild soll Zusammenhänge darstellten, und zeigt gerade mal Widersprüche; wo aber der Haupt-Widerspruch ist, lässt der WWF offen. Dafür sind die Kommentare zum Film geschlossen.

 

(Ernährungs-) Gewohnheiten sitzen sehr tief

Wer Übergewichtige an den Pranger stellt, bedient sich mittelalterlicher Methoden. Die sind wirkungsvoll, wenn es um die Verbreitung von Angst und Schrecken geht, nutzen auch dem, der sich über den “Bösen” erhöht, wenn der Selbstgerechte das braucht, um sich als der Bessere zu empfinden, und den Ernährungssünder  unter Anklage stellt.

Dabei haben wir alle unsere Angewohnheiten und ein Bauchgefühl, sogar ein Darmgehirn, das genau die gleichen Nervenzellen wie das “Oberstübchen” hat, mithin auch ein Gedächtnis, sehr frühe und aktuelle Lernerfahrungen.

Das Gewissen ist eine psychische Instanz, die erst später entsteht, und nicht viel über die Art von Hunger, oder Essbedürfnisse, die wir aktuell haben, zu entscheiden hat. Worauf soll nun Überzeugungsarbeit, die sich auf geschmackliche Präferenzen bezieht, gerichtet werden?

 

Ökologischer Lebensstil – gesunder Lebensstil?

Es ist eine banale, aber grundlegende Tatsache, dass wir nur eine Umwelt haben, die wir in gewisser Weise verändern und an die nächste Generation weitergeben.

Die moralische Forderung, im Einklang mit der Umwelt zu leben, ergibt sich aus dieser Verkettung und wird schon in der Bibel aufgestellt:  “Mache Dir die Erde untertan” heißt ja nicht, dass wir die Welt zerstören sollten, sondern – heute wissen wir das – dass wir bei der Gestaltung der Welt ökologische Grundsätze, Grundsätze der Nachhaltigkeit,  zu berücksichtigen haben.

Gleichzeitig wissen wir Einiges darüber, was es heißt, gesund zu leben, eine gesunde Lebensweise zu praktizieren.

Dabei geht es um einen Balanceakt, den wir Alle leisten müssen, mit der Notwendigkeit, mehr oder weniger verändern zu müssen, um dieses Ziel zu erreichen.

 

Perspektiven einer nachhaltigen Ernährung

Die Verschwendung von Lebensmitteln sollte Empörung hervorrufen. Dazu gibt es auch einen Film, “Taste the Waste”, in dem man zwar den Finger auf die Wunde gelegt hat, allerdings, ohne viel an den Zuständen zu ändern.

Die unschöne Vernichtung von Lebensmitteln ist ein Teil-Aspekt des Klimaproblems, die Verschwendung ist unerträglich, zumal es immer die Verschwendung auf der einen Seite ist, der die Not auf der anderen Seite gegenübersteht: Auch hier wieder eine unausgewogene Situation, eine, die nicht in der Balance ist.

 Ungeordnete und unvollständige Liste der Möglichkeiten

Unaufgeräumt deshalb auch die Liste der Möglichkeiten, die sich natürlich unmäßig verlängern ließe.

    • Wo es möglich ist, mit Gas zu kochen, sollte man dies auch tun. Die Energieart “Strom” verbraucht wegen der Wandlungsverluste viel mehr Primärenergie, als die Kochplatte dann abgibt. Möglicherweise ist sogar Flaschengas günstiger als Strom; hier ist eine eindeutige Kosten-Nutzen-Rechnung jedoch schwierig, und unsere Experten schweigen sich zu dem Thema aus.
    • Energie sparen durch die richtigen Portionen verringert den Abfall. Deponierte Lebensmittel setzen Methan frei und vergiften die Atmosphäre.
    • Lebensmittelreste als “Resteessen” verwenden und neu kombinieren.
    • Angemessene Portionen vermeiden Über-essen und Übergwicht, tragen zur Gesundheit bei.
    • Der Bezug von Übergewicht zur Ökologie ergibt sich auch, weil die  Übergewichtigen die Umwelt belasten , indem sie mehr Ressourcen verbrauchen  (Im Flugzeug werden schlimmstenfalls zwei Sitze von einer Perso belegt. Radfahrer haben es normalgewichtig leichter und so weiter).
    • milchsauer fermentiertes Gemüse hat gegenüber rohem oder gekochtem Gemüse gesundheitliche Vorteile; auch ist die Fermentation in gewisser Weise eine Methode zur Haltbarmachung, die relativ wenig Energie verbraucht.
    • Tempeh ist ein sehr gut verträgliches, schmackhaftes, eiweißhaltiges Produkt, das noch – zu Unrecht – hierzulande fast völlig unbekannt ist.
    • Sojamilch kann Kuhmilch in vielen Bereichen ganz zwanglos ersetzen. Jedoch ist der Milchpreis ähnlich wie der Benzinpreis sehr sensibel – Verbraucher sehen offenbar beim Einkauf nicht ein, warum sie für ein rein pflanzliches Produkt mit augenscheinlich geringen Entstehungskosten mehr zahlen sollen, als für Kuhmilch.
    • Daher sollte die Subventionierung der Milchwirtschaft unterlassen werden.
    • Yoghurt aus Sojamilch  ist ähnlich schmackhaft wie Yoghurt aus Kuhmilch.
    • Labne kann problemlos – auch im Privathaushalt – aus Yoghurt abgeleitet werden.
    • Private Nutzgärten können einen enormen Anteil an der Lebensmittelproduktion leisten.
    • Tomaten kann man auch auf dem Balkon ziehen.
    • Können wir die Kleintierhaltung wieder “salonfähig” machen? Hier ergeben sich jedenfalls sinnvolle Verwendungsmöglichkeiten für Küchenabfälle, ganz ohne aufwändige Transporte.
    • Wann gibt es unverpackte Lebensmittel zu kaufen? Können die Kunden nicht ihre Milchflasche selbst spülen, im Laden nachfüllen lassen – und fertig?

 

Landwirtschaft, Energieproduktion, Artenschutz

Regenerative Energien sind eine feine Sache. Es ist aber unfein, wenn riesige Flächen “vermaist” werden, das heißt mit Mais bebaut werden, der dann zur Gaserzeugung verwendet wird.

Der Wald steht zwar unter Schutz, aber unter dem Diktat des Preisdrucks und der Gewinnerwartungen wird hier nicht immer nachhaltig gearbeitet, wenn Bäume, die am absterben sind, aber für das Ökosystem, als Nistplatz und so weiter, wichtig sind, zu Pellets verarbeitet werden.

Sinnvoller sind Aufforstungsprogramme, die “tote” und halbtote Landschaften verwandeln – das Niederschlagsproblem ändert sich mit dem aufwachsenden Wald, der das Kleinklima wieder beeinflusst.

Das Wort “Rain” – Feldrand – ist am Aussterben. Aber gerade Feldrandstreifen mit Obstbäumen und Hecken können Erosion verhindern, Tieren Rückzugsraum bieten – und nicht nur zertifiziertes Saatgut, sondern auch Wildkräuter brauchen einen Lebensraum.

 

Systembedingte Zerstörung der Ökosphäre

Was die  Einzelperson, der einzelne Haushalt  ändern kann, ist in Bezug auf die individuellen Verhältnisse viel.

Die nationale, gar die globale Verschwendung und die Umweltzerstörung aufhalten? Eher nicht.

Hier müsste man sich zunächst mit den Ursachen befassen, und die erschließen sich, wenn wir nach dem Verlauf der Entwicklung schauen. Im Agrarsektor hat eine “großartige” Konzentration und Rationalisierung stattgefunden, nur noch wenige arbeiten als Landwirt. Wer einen Bauernhof, der unrentabel geworden ist, aufgibt, tut das nicht direkt aus freier Entscheidung,  sondern wegen der Sachzwänge, also systembedingt.

Das System ist auf Konkurrenz, Wachstum, Gewinn ausgerichtet, und auf die Steigerung der Warenerzeugung und der Gewinne.

Die Ausbeutung der Natur- vom Raubzug wegen dem Edelholz, der Überfischung der Meere, dem Verbrennen der fossilen Energie binnen kurzer Zeit bis zur  Zerstörung des Mutterbodens – zerstört das Ökosystem, in dem wir leben. Die „Grenzen des Wachstums“ sind erreicht.

 

Qualifiziertes Wachstum

Bei einer Ernährungsbilanz geht es um die Frage “Wie viele Kalorien und Nährstoffe braucht der (jeweils besondere) Mensch” und “nimmt er zu viel oder zu wenig zu sich?”

Das ist recht banal; unser Problem, dass viele zu viel essen und die dabei genutzte Nahrung bei ihrer Herstellung zum umweltschädlichen Faktor wird, haben wir selbst entwickelt, und es harrt noch einer Lösung.

Wir könnten, wie gesagt, versuchen, dem mit einer gesunden Lebensweise entgegenzusteuern, mit mehr Bewusstsein für die Folgen unseres Warenverbrauchs, mit mehr Achtsamkeit für die wirklich wichtigen “Dinge” des Lebens.

Bei einem wesentlich verringerten Konsum von Fleisch, einer Zuwendung hin zu einer gesünderen Ernährung würde sich ein erhöhter Bedarf an Gemüsen, Kräutern, Gewürzen einstellen – und diese sollten möglichst umweltfreundlich erzeugt werden.

http://www.wfp.org/

Wer im Wohlstand lebt, denkt lieber nicht an den Hunger der Anderen.

“Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm” – Berthold Brecht, von dem dieser Satz stammt, würde heute vielleicht von gewissen Mindeststandarts sprechen.

Der Hunger der Anderen wird, wie auch das relative Elend vor der eigenen Haustür, gerne verdrängt.

Was hätten wir davon, wenn wir diese Verdrängung irgendwie aufheben würden?

Wir könnten bewusster mit den Fakten umgehen. Dazu gehören auch die “ewigen” Mangelerfahrungen hierzulande, die noch gar nicht so lange her sind.

Wir könnten mehr Verantwortung (heute: Globale Verantwortung) übernehmen. Und ganz freundlich bei der jeweiligen Regierung anfragen, ob das, was sie an Entwicklungshilfe leistet, deutlich mehr als eine Alibiveranstaltung ist.

Weil Veränderung die einzige Konstante ist, können wir versuchen, die Dinge zum Besseren zu wenden.

Um die Welternährungslage zu verbessern, ist noch viel zu tun. Würde weltweit stets mindestens ein Dollar mehr für die Friedenforschung als für Rüstung und Militär ausgegeben, kämen vielleicht friedlichere Zeiten auf uns zu, wären mehr Ressourcen frei.

Gesundheitliche Prävention würde mit dem gleichen Ergebnis zur Schrumpfung des medizinischen Sktors führen.

Wahrscheinlich brauchen wir auch (wieder) eine Sozialforschung, die die nötigen gesellschaftlichen Reformen begleitet.

Der Kultursektor – nehmen wir auch die Körperkultur hinzu – könnte wesentlich zu einer besseren “Gestimmtheit” beitragen. Dass wir zu Konsumenten massenmedialer Produktionen verkommen, ist eigentlich ein Skandal. Wo bleibt die Kreativität der Massen?

Es geht  – auch global – immer nur um die Lebensqualität, denn der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

 

 

Links:

“Die Klimalüge”  \ Auch eine Art Subvention: Großbetriebe von Energieumlage befreit \

Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie (Umweltbundesamt)

 

Klimafreundlich Kochen und Speisen:

“Ein gesundes und leckeres 3-Gänge-Menü mit vielen frischen Zutaten” Klimawandel Global 

Rezepte klimafreundlicher Speisen

Die essbare Stadt” – Bericht übers Stadtgärtnern in Minden

Das Klima-Kochbuch

Vegetarische Ernährung für weniger Co2

Abfallvermeidung – Beisspiele

Klimafreundliches Ernährungshandeln im Alltag

 

Welternährung

Aktionen von “Brot für die Welt”

Stickstoff-Dünger führt zu “kranken” Böden

Gift, Bienensterben und die “Lösung”: Die Roboter-Biene

Vegetarismus

Philip Wollen über die Notwendigkeit, auf Fleisch zu verzichten.

 

Foto mit fleischfressender Pflanze D. Barthel,  cc Wikipedia

 

 

 

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2 Kommentare

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