Die geordnete Zufuhr von Nahrung, das richtige Maß an Bewegung, vielleicht noch Motivation zur Gesundheit sollen heutzutage von einer Diät geregelt werden – und damit zum Wunschgewicht führen.
In der Antike hatte man das noch anders gesehen – und war dabei gar nicht rückschrittlich. Das klassische, vor-hippokrateische Verständnis kreist um die “Zustände des Gemüts” und ist dem Verständnis heutiger Psychotherapie verwandt:
Diät: Grundsätze gesunder Lebensweise
aus dem ursprünglichen díaita (δίαιτα)
Es geht um
Ordnung, Balance, Gleichgewicht:
Licht – Luft
Wachen – Schlafen
Essen – Trinken
Arbeit – Ruhe
Ausscheidungen – Absonderungen
Gemütszustände,
Gefühle und Affekte,
Vernunft und Phantasie,
bewusstes und unbewusstes
Polaritäten:
Liebe – Hass
Angst – Mut
Narzissmus – Objektliebe
sadistisch-masochistisch
männlich – weiblich
introvertiert – extrovertiert
zentrifugal – zentripedal
egoistisch-altruistisch,
hungrig – satt,
durstig – gestillt,
gierig – befriedigt,
entschlossen – rücksichtsvoll
kontrolliert - unbeherrscht-sein
Yin – Yang, Yang – Yin
Zunahme – Abnahme
Fülle – Leere
schöpferisch – empfangend
Mäßigung
Maßvoll = z.B. nicht übersatt, leicht hungrig vor den Mahlzeiten.
Ein weiteres Gegensatzpaar, das hier zu berücksichtigen ist:
Subjekt – Objekt
Der Zusammenhang von Speis’ und Trank und Leib und Seele ist ja eigentlich sprichwörtlich, wird aber von ErnährungsberaterInnen zugunsten des Kalorienzählens vernachlässigt, während die Körperlichkeit (hier: Das Körpergewicht) wohl Affektzustände ausdrückt, die tief sitzen und von Ernährungs-Verhaltenstherapie nicht gelöst werden können.
Trotzdem kann man auf die Ernährung achten und sie auch planen und protokollieren.
Die Hypothese, dass frühe seelische Verletzungen, Narben oder Verkrustungen fortwirken oder aktuelle Konflikte einwirken können, so dass öfters über Essen und Trinken “das Gemüt” beruhigt werden “muss”, scheint sich zu bewahrheiten, wenn eine vernüntige Ernährung sich “beim besten Willen” einfach nicht durchsetzen lässt.
Dann ist die Anwendung eines befolgten Plans nicht dauerhaft machbar und seine Anordnung eher nutzlos: Bei einer Essstörung wird man versuchen, das Symptom ursächlich anzugehen.
Gemüt oder Psyche?
Es gibt Gründe, “Gemüt” mit “Psyche” oder auch “Seele” zu übersetzen – wenn damit einmal klar wäre, worum es geht!
Wohnt die Seele im Gehirn, im Herz, im Magen? Oder müssen wir uns unter neurobiologischen Gesichtspunkten von der Vorstellung einer unsterblichen Seele verabschieden?
Die Bedeutung eines ausgeglichenen Gemüts ist deutlich, aber umfassend und weitreichend. Interessant finde ich auch den Ausdruck “sober mind” – vom Verstand geleitetes Gemüt. Aber zweifellos gibt es auch eine kindliche Seele, und eine sehnsuchtsvolle, kommunikative Psyche.
Wenn irgendwelche Krankheiten zu den psychosomatischen Krankheiten zählen, wird die Adipositas hier vertreten sein. Ein ausgewogener Lebnsstil ist nützlich für die Seele, und das Verständnis für die Psyche muss eine Verbesserung des Lebensstils mit sich bringen.
Beispiel: Wenn die Psyche leidet, hilft man ihr nicht, indem man den Körper mit der Droge Zucker betäubt. Die Psyche möchte wahrgenommen und verstanden werden, sehnt sich nach Liebe, und sie ist eigentlich gewillt, zu lieben.
Das Engagement in einer Selbsthilfegruppe** mit dem Fokus auf díaita (δίαιτα) kann flankierend nützlich sein.
Einen Beitrag zu leisten zur Aufklärung über die gesunde Lebensweise, modern ausgedrückt: “Den gesunden Lebensstil” ist das Anliegen dieser Seiten – und auch möglichst die Leser und Leserinnen zum Mitmachen zu animieren.
Entschlossenheit und Rücksichtnahme
Zunahme und Abnahme, Fülle und Leere
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1. Januar 2015 um 12:58 Uhr
Selten dass man solche Zeilen liest. Das falsche Verständnis gegenüber dem Wort, der Handhabung und Anwendung “Diät” stößt und fällt mir immer wieder auf.
Persönlich pflege ich die Meinung, dass zu 80%, wenn nicht sogar 90%, die Psyche, der Kopf, die Seele, das Herz verantwortlich ist für eine ungesunde, übersättigte und unbewusste Ernährung.
Besonders die Erziehung spielt meiner Meinung nach eine große Rolle. Für mich ist das Thema Ernährung ein umfangreiches Gebiet, welches sich mit vielen weiteren Teil des Lebens verstrickt.
“Hungert der Geist, isst der Körper” ein oftmals zutreffender Satz.
1. Januar 2015 um 21:54 Uhr
Danke für diesen Kommentar ganz besonders! Was in den Massenmedien als Diät verbraten wird, ist etwas anderes als Diät – aber scheinbar ist dieser Gedanke nicht zu vermitteln, weil der falsche Begriff von Diät so sehr eingebrannt worden ist.
Und all die sachlichen und widersprüchlichen Ernährungsempfehlungen gehen am Kern der Sache vorbei, den 80-90%, die wirklich relevant sind.
Und neben der Erziehung spielt auch die Identifikation mit der Peer-Group eine Rolle. Ich denke aber auch an die unbewusst überlieferten Hungererfahrungen unserer Vorfahren, die in Sätzen wie “Iss, so lange was zu essen da ist” gipfeln.
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