Hier, bei der Portionsdiät, gibt es ja schon einige Beiträge zum Thema “Kaffee” – wenn das Thema auch so viele Seitenstränge hat…
Unter Umständen fängt es auch nach dem Kaffeegenuss so richtig an: Wohin mit dem Kaffeesatz?
Selbst, wenn man schon daraus gelesen hat, ist er noch verwendbar, beispielsweise als Peeling
Der Pilz, der aus dem Kaffeesatz kam – eine kleine Geduldsprobe
Von der Möglichkeit, den Kaffeesatz als Substrat zum Pilze-Züchten zu verwenden, hatte ich in diesem Zusammenhang auch schon gehört.
Aber – bis ich so etwas mal praktisch umsetze – das kann dauern. Und natürlich kann es auch schiefgehen. Einfach einen Pilz in Kaffeesatz pflanzen und warten, dass er weiterwächst ist halt mal nicht die richtige Methode, und auch, irgendwie die Pilzsporen in den Satz einzuarbeiten, wäre eher sinnlos.
Im Allgemeinen wird von spezialisierten Firmen eine “Pilzbrut” erzeugt, mit der “der Privatmann” dann schon mehr anfangen kann, oder es wird gleich ein fertiges, mit vom Pilzmycel durchwachsenem Substrat ausgeliefert.
Relativ neu auf diesem Markt ist das “Nürnberger Pilzpaket”, das ja eigentlich den Zusatz “Nürnberg” nicht im Namen hat – aber, weil ich kürzlich mal geschaut hatte, ob ich nicht schon einen Artikel geschrieben habe, in dem Nürnberg vorkommt, ist mir das jetzt so hereingerutscht.
Wie es zum Pilzpaket gekommen ist, könnt Ihr im Artikel “Pilze zum Selber züchten” – Pilzpaket lesen, welche anderen Startups aus Nürnberg kommen, ist dort zum Teil auch beschrieben, aber das ist mir rellativ egal
Wie ich zum Pilzpaket gekommen bin, ist noch schneller erzählt:
Donnerstag hatte ich mit Ralph telefoniert, und am Freitag stand es vor der Tür, nachdem ich von meinem Besuch bei der Buchmesse zurückgekommen war – ich hatte also einen gnädigen Briefträger, der darauf vertraut hatte, dass das Päckchen (das noch als “Großbrief” befördert wird) nicht “wegkommt”.
Im Karton enthalten ist eine kleine Gebrauchsanleitung, demnach gilt es, die Folie einzuschneiden, das Substrat über Nacht zu wässern, in den Karton ein Fenster zu schneiden und das Gebinde an einem hellen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung zu stellen oder legen.
Ihr könnt hier ganz schön sehen, wie sich der Pilz entwickelt, manchmal hatte ich direkt das Gefühl, ihm beim Wachsen zusehen zu können, aber bald, mit 8-9 cm Höhe, kam ein Punkt, an dem es nicht mehr in die Höhe ging mit meinem Austernsaitling.
Was ja auch ein guter Grund zur Ernte ist.
150 Gramm – “sagte” die Waage, ich machte mir schon einma eine (nicht dokumentierte) Pilzpfanne und stelte den Austernpilz in der offenen Tüte in den Kühlschrank, bis es am Wochenende Maultaschen gab.
Bereits 1976 stellte Jean Pütz das “Austernpilze-Züchten für Alle” im Fernsehen vor – aber immer noch haben “WIR” keine Zeit für so etwas oder sind skeptisch, oder ängstlich, was Neuerungen betrifft, lethargisch, bequem: Klar, es gibt auch Pilze zu kaufen. Das ist so, wie beim Sauerkraut, zum Beispiel.
In der Pfanne
In der Hitze der Pfanne ändert der Austernsaitling seine Farbe, das Flamingo-Rosa verliert er leider, aber das muss man hinnehmen.
Für die Füllung hatte ich dann die gebratenen Austernsaitlinge, ähnlich wie bei “meinen” indonesischen Teigtaschen, mit Labne, gerösteter Zwiebel, Salz und Pfeffer verarbeitet.
Das schöne am Austernsaitling: Er behält seinen Biss, man hat also auch bei den Maultschen das angenehme Gefühl, etwas zum Beißen zu haben, und nicht nur eine elastische Paste. Von der Konsistenz angenehm sind ja auch die selbst gemachten Nudeln – längst nicht so weich wie die beim bis-zur-Verarbeitung-haltbaren Fertig-Maultaschen.
Und, dass bei einem guten Pilzgericht der Wunsch nach “Fleisch” eigentlich erst gar nicht auftritt, muss hier auch einmal gesagt werden.
So viel zu meinem Rezeptvorschlag “Austernpilze aus häuslicher Zucht als Maultaschenfüllung Idsteiner Art”.
So, jetzt habt Ihr das Pilzpaket (und was ich daraus gemacht habe) gesehen, wenn Ihr es auch in den Händen halten und selbst abernten wollt, wendet Euch vertrauensvoll an Pilzpaket.de.
Auf dieser Seite gibt es auch schöne Fotos von Pilzen, die, nachdem das Paket “fertig” war, mit frischem Kaffeesatz aus eigenem Abfall im Blumentopf (weiter-) gezüchtet werden - und, ehrlich gesagt, bin ich sehr gespant, ob mir das auch einmal gelingen wird.
Nachtrag, knapp 2 Monate später:
“Irgendwie” hätte das Mycel aus dem Pilzpaket noch einmal “austreiben” sollen – aber da tat sich längere Zeit nichts. Zwar hatte ich ab und zu mal gegossen – aber das Wasser wollte ins gepresste Substrat nicht eindringen, und “tauchen” wollte ich das Päckchen nicht.
Schließlich hatte ich die Folie entfernt und das Substrat aufgebröselt – der Geruch war dabei zwischen abgestandenem Kaffee und erdig, also in Ordnung.
Das jetzt wieder lockere Substrat gab ich in einen alten Topf, drückte es etwas an, bedeckte es mit einer ca. 10-mm-Schicht gebrauchtem Kaffeesatz aus der Filtertüte, dann bekam der Topf seinen Deckel und einen ruhigen Standort. .
Eigentlich täglich “kontrollierte” ich den Topf; der hinzugefügte Kaffeesatz war wohl ziemlich nass gewesen, und an dem Deckel kondensierte Wasser, das ich einmal täglich abschüttelte. Nach einer guten Weile zeigten sich weiße Flecken auf dem schwarzen Kaffeesatz – ich war einigermaßen optimistisch dass dies kein Schimmel war.
Eine komplett geschlossene “Decke” hat das Mycel zwar nicht gebildet, aber irgendwann waren am Topfrand winzige rosa Pünktchen zu erkennen…
Der Deckel schließt ja nicht hermetisch ab, ermöglicht noch einen gewissen Dampfaustgritt (das gehört beim Kochen, wofür der Topf gemacht war, ja zum Konzept) und Luftaustausch, und vielleicht ist am Rand auch noch minimal Licht eingedrungen. Jedenfalls nehme ich an, dass “der Pilz” sich im Emailletopf ganz wohl gefühlt hatte, mit der richtigen Luftfeuchtigkeit und Temperatur – Bedingungen, ähnlich wie im Wald unter nassem Laub?
Ein paar Tage ließ ich den Topf im Wesentlichen noch geschlossen, als sich ein paar weitere rosa Pünktchen zeigten und diese etwas an Größe zulegten, blieb der Deckel offen, und einen Teelöffel Wasser gab ich mit der Zeit dann später hinzu, denn wenn der Kaffeesatz “trocknet”, verändert sich seine Farbe von schwarz nach dunkelbraun. Wichtig ist dabei, trotz allem, nicht zu viel zu gießen: Der Topf hat keinen Ablauf, und Staunässe (und Fäulnis) soll man ja immer vermeiden, es sei denn, man züchtet Wasserlilien oder Papyrus.
Ausgewachsen sind die Pilze hier noch nicht – aber im Wachstum…
29.12.: Wahrscheinlich werden es “Weihnachtspilze” – mal sehn…
So schön das “Pilze-züchten” auch ist: Als Geschäftsmodell ist dieser Maßstab natürlich nicht tauglich, und im größeren Rahmen schwierig (Stichworte: bakterielle Infektion und kompletter Ausfall der Produktion).
Es gibt gefühlt hunderte von Videos, die Details der Pilzzucht, des Klonens, des Substrats und Andres mehr erklären – trotzdem ist es wahrscheinlich ein großer zeitlicher Aufwand, sich hier einzuarbeiten.
Die Alternative scheint zunächst zu sein, mit fertiger Pilzbrut zu arbeiten, die man aus verschiedenen Quellen beziehen kann. Merkwürdig, dass die Pilzzüchter und Pilzbrutversender über den Kaffee als Substrat schweigen…
Liebe(r) LeserIn!
Danke für Dein Interesse an diesem Artikel – und wenn Du magst, kannst, wenn Du etwas anmerken willst, Du das auch tun:
Ich würde wirklich gerne Leute aus der Umgebung, die sich auch fürs Pilze-züchten interessieren, kennen lernen.
Ansonsten:
Auf Wiederlesen,
und: