Kopie von gekochtes-sauerkraut

Sauerkraut – Basis-Diät: Historie

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“Auch unser edles Sauerkraut, // Wir sollen’s nicht vergessen; // Ein Deutscher hat’s zuerst gebaut, // Drum ist’s ein deutsches Essen.” – Ludwig Uhland, Metzelsuppenlied. Aus: Gedichte. Wohlfeile Ausgabe. 3. Auflage. Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1854. S. 65

So ein harmloses Zitat hat es in sich – und verweist latent auf weitere Zitate oder Sprüche, etwa “sauer macht lustig”, was ein deutsches Sprichwort ist und somit auf unsere Identität verweist, aber ich werde mich hüten, hier Fragen des “deutschen Gemüts” oder des “Nationalcharakters” zu diskutieren, geht es doch nur ums Sauerkraut und ganz einfache Fragen wie “Wann Sauerkraut?”, “Sauerkraut – woher?” oder “wie viel Sauerkraut ist gesund?”
Nicht zuletzt steht die Frage, ob Sauerkraut die Stimmung verbessert, auch noch im Raum, denn in den Zeiten, als das Sprichwort von der Wirkung “des Sauren” entstanden ist, haben Zitronen noch nicht zur Volks-Diät gehört…

Weißkraut und Sauerkraut

Auf einem historischen Foto aus der Vorkriegszeit war zu sehen, wie die Bauern mit ihren von Kühen gezogenen Leiterwagen vor der Sauerkrautfabrik Schlange standen, um ihre Weißkrauternte abzuliefern – hier gibt es nur ein “Ersatzfoto”, dafür aber mit allen erforderlichen Bildrechten.

Wir können daraus, dass mit der Industrialisierung  die Sauerkraut-Herstellung arbeitsteilig zentralisiert (“vergesellschaftet”) wurde, auf eine große Nachfrage  nach dem milchsauren Kraut schließen,  anders gesagt: Der Bedarf war da und wurde gestillt.

 

Sauerkraut als Grundbedürfnis?

James_Lind_by_Chalmers1753 kam Dr. James Lind, ein Arzt der britischen Marine, auf die Idee, dass Skorbut, eine für viele Seeleute tödliche Krankheit, ernährungsbedingt verursacht sein könnte.
In Versuchreihen fand er eine gesundende Wirkung bei Sauerkraut und Zitrusfrüchten.

 

Kapitän Cook als Vorbild

Kaitän Cook führte das Sauerkraut auf den Schiffen ein:

Auf Anhieb würde ihnen diese Speise nicht schmecken – Kapitän James Cook kennt seine Männer genau. Mit Alkohol lassen sie sich bei Laune halten. Und mit süßen Sachen. Wie aber bekommt er das saure Kraut in sie hinein? Ratlos sitzt er an diesem Abend 1776 in seiner Kombüse, die zweite Kerze ist fast abgebrannt. Dann kommt ihm eine Idee. Gleich am nächsten Tag lädt er seine Matrosen in die Offiziersmesse ein. In großen Töpfen lässt er Sauerkraut auffahren, Cook schlingt das Gemüse in sich hinein. Statt Bier trinkt er verdünnten Zitronensaft. Die Matrosen gucken ihn ungläubig an – dann schlagen auch sie zu. Seine Leute halten nämlich alles für eine Delikatesse, was ihr Kapitän isst. Cook sitzt genüsslich grinsend vor seinem Teller.

In einer anderen Version lässt Cook das Sauerkraut “heimlich” in der Offiziersmesse servieren – so, dass die Besatzung, wenn sie “spioniert”,  was die Führungskräfte zu Essen bekommen, schon beim Zuschauen Lust auf Sauerkraut bekommen.

Zum Artikel "Ernährungsexperten - Ernährungsmythen - Ernährungssvorschriften" So entstehen Ernährungsmythen, und das ist auch in Ordnung. Dass wir uns bildhaft vorstellen, wie es einmal war, und warum, ist doch in Ordnung.

Man konnte sich vitaminreich ernähren, auch ohne von Vitaminen zu wissen – nur nicht während langer Seefahrten bei eintöniger Kost wie Zwieback und Salzfleisch. An Land stand das Sauerkraut, das schließlich fassweise auf den Schiffen mitgeführt wurde, jedenfalls üblicherweise zur Verfügung.

An dem Satz: “Sauerkraut ist gesund” ist jedenfalls nicht zu rütteln – der gilt.

Und, wenn es auch neben dem Kraut noch so viele fermentierbare Gemüse gibt, könnte es sich lohnen, dem Sauerkraut etwas mehr Aufmerksamkeit zu widmen, sozusagen aus Gründen der Gesundheitsökonomie…

Der Sauerkraut-Herstellung wird sich hier ein seperater Artikel widmen – hier soll es zunächst noch einmal um unsere Sauerkraut-Tradition gehen:

Witwe Bolte und das Sauerkraut

Witwe Bolte und das Sauerkraut - Wilhelm Busch

Witwe Bolte und das Sauerkraut - Wilhelm Busch

 

Wilhelm Busch:

Max und Moritz, 1865
Eben geht mit einem Teller
Witwe Bolte in den Keller,
Daß sie von dem Sauerkohle
Eine Portion sich hole,
Wofür sie besonders schwärmt,
Wenn er wieder aufgewärmt.

 

- wird fortgesetzt -

 

 

Nachtrag:

Der Sauerkraut-Tag

Auf einer Internet-Seite, die offensichtlich nur zu dem Zweck zusammengeschustert worden ist, Werbeplätze zu verkaufen, findet sich die Empfehlung, einmal im Monat einen “Sauerkrauttag” einzulegen:

Überaus effektiv ist ein Sauerkrauttag. Dieser Fatburner-Tag beginnt mit einem Glas Sauerkrautsaft am Morgen. Das restliche Frühstück besteht aus Vollkornbrot oder ungezuckertem Müsli. Zum Mittagessen wird eine Portion Sauerkraut mit gedünsteten Karotten serviert. Zum Abendessen gibt es frisches Sauerkraut mit Apfelstückchen und gehackten Nüssen.

Warum und wozu eigentlich gleich ein ganzer Tag voller Sauerkraut? Und wie soll ein empfindlicher Magen den empfohlenen Morgentrunk unbeschadet aushalten? Es ist einfach nicht zu fassen, wie dreist Manche  Dinge empfehlen, die sie selbst nie durchziehen werden!

 

Nachtrag 2: Rezepte mit Sauerkraut

Sicher gibt es hier auch Rezepte mit Sauerkraut, und auch auf anderen Internet-Seiten. Bei der PD hat sich der Fokus mehr auf die  milchsauren Variationen, die mit dem Kimchi verwandt sind, gerichtet…

Ein “Hard-Core-Sauerkraut-Rezept” – “Deftiger Sauerkraut-Eintopf”, könnte unsere Aufmerksamkeit verdienen…

 

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Nachtrag:

Schön, dass Du Sauerkraut magst, mir geht das genau so. Es ist auch ein schönes Rezept – Tomatenmark hätte ich nie mit Sauerkraut kombiniert. Aber Sauerkraut selbst säuern (lassen – das machen dann die Milchsäurebakterien) möchte ich noch empfehlen. Dann kannst Du es per Rote Beete auch färben – so was von färben

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