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Fairtrade-Bio-Kaffee – 7 oder 16 € pro Pfund?

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Herzerweichend musste es am 24. Dezember auch bei der “linken Tageszeitung” zugehen:

Jede Bohne ein Stückchen Land

hieß es, meisterlich getitelt; wo mir nur ein schlichtes

Mein Kogi-Kaffee, meine Fairness und spirituelle Kaffeeheilung

eingefallen wäre. Wobei noch unklar ist, ob ich mich jemals am sagenumwobenen Kogi-Kaffee erfreuen werde…

Aber die Geschichte, dass ein Kölner Coach (Kaufmann) namens Oliver Driver von einem in Kolumbien sesshaften indigenen Stamm namens “Kogi” mal eben einen Container Rohkaffee geordert hat, muss erzählt werden. Speziell für diesen Deal wurde wohl eine “Urwaldkaffee GmbH” gegründet, viel mehr – eigentlich nichts erfahren wir über die Finanzierung; nur noch, dass es den Kaffee per “Crowdfunding” quasi im Vorverkauf gibt.  Gut 5 Euro soll der Kaffee im Einkauf kosten – das ist enorm viel, (oder “Einkaufspreis” bedeutet Zahlung an die Produzenten plus Transport plus Versicherungen etc.) und etwa das dreifache im Verkauf – das ist nicht wenig.

1.600 Familien kümmern sich um die teils 40 Jahre alten Kaffeebäume. Pestizide werden dabei nicht verwendet, nicht mal natürlicher Dünger. Und sollte es doch einmal Schädlingsbefall geben, vertrauen die Kogi auf ein heilendes Ritual.

Au wei, das ist bedenklich, dass aufs Düngen verzichtet wird. Eigentlich muss man dem Boden zurückgeben, was man ihm entzieht, dächte ich…

Die heilenden Rituale werden nicht schaden, aber andere Bio-Plantagen nutzen zum Beispiel effektive Mikroorganismen und natürliche Düngung, optimierte Abstände zwischen den Kaffeesträuchern, Beschattung, Bewässerung…

Die Indios wollen mit dem Kaffeeanbau übrigens den Rückkauf des Landes, das ihnen während der Kolonialisierung genommen worden ist, finanzieren – das kommt mir so absurd vor, als sollten hierzulande die Erben der um die “Beutekunst” Gebrachten jetzt ihr Eigentum ein zweites Mal erwerben – anders gesagt, ich frage mich (Euch), ob man die Landbesitzfrage nicht auch fairer, gerechter und auf der politischen Ebene klären könnte.

Von dem hierzulande erzielten (Rein-(?)Gewinn) sollen die Kogi schließlich ein Fünftel bekommen – was ist aber, wenn die GmbH ihre Kaffee-Spezialität nicht los wird oder Verlust erwirtschaftet?

Dem früheren Bauingenieur, der heute als Coach arbeitet, geht es bei dem Projekt nach eigener Aussage erst in zweiter Linie um den eigenen Geldbeutel.

So geht es mir auch, als potentiellem Kunden. Mir ist  der “Urwaldkaffee” (und wie und wo, von wem ist “Urwaldkaffee” definiert?) aber zu teuer, zumal die Alternative zu um die sieben Euro bereits ausgearbeitet ist:  Bester Fair-Trade-Bio-Kaffee, ganz frisch geröstet, sortenrein…

 

Hey, LeserIn!

Mal ganz kurz und direkt gefragt: Was ist Dir guter Kaffee wert?  Und rechtfertigen magische Rituale beim Anbau einen Aufpreis?

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Ein Kommentar

  1. Fair Trade Kaffee ist schon eine feine Sache. Allgemein sollte man sich als Konsument fragen welche Produkte man unterstützen möchte. Nur wenn sich etwas am Kaufverhalten der Leute ändert, kann man auch darauf hoffen, dass sich der Markt verändert.

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