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Die Grammatik der Adipositas

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Wie wäre es mal mit eiem experimentellen Artikel? Zum Beispiel: Grammatik. Wir deklinieren: “Ich nehme ab, Du nimmst ab, er …”

Tja, das bringt nichts, stimmt auch nur in fünf von hundert Fällen – die sind dann vielleicht erfolgreich. Ansonsten: “Ich nehme ab und zu ab und zu.” Mit oder ohne Komma. Im Plural wird es auch so richtig spannend: Sie, also die Vielen, die gesundheits-gefährdendes Übergewicht entwickeln, werden mehr. Und die landläufige Meinung: Die sind selbst schuld. Kapieren einfach nicht die Gleichung mit der Kalorienbilanz: Negativ muss die ausfallen! (Und laut Stammtisch: FDH und bewegt Euch mehr, dann wird das!)

Ich habe mich jedenfalls nicht 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche (“24/7″) unter vollster Kontrolle. Mir “gehen auch schon mal die Gäule durch”. 24/7:

… the 24/7 availability of inexpensive, quick food; relentless marketing; socioeconomic inequities that leave poorer people unable to access or afford healthy food; our natural human attraction to fatty, sweet and salty tastes; our shared human evolutionary heritage, which like many mammals gives us bodies designed to store fat easily (particularly if we went hungry as children); a drop in home cooking and corresponding jump in processed foods and restaurants; supersized portions; sugar added to previously unsweetened products such as bottled pasta sauce; a move from physical jobs to sedentary ones; a proliferation of screen-based entertainment; hormonal disruption from too little sleep or shift work; side effects of medication, medical conditions and disability; babies born to overweight or smoking mothers; and excessive weight gain in infancy. (Quelle)

So weit die eine Seite, die Seite der physischen Dickmacher     Ich hatte auch einmal vermutet, dass Übergewichtige sich “einen Vorrat anfressen”, weil sie damit unbewusst eine Reserve für schlechte Zeiten schaffen wollen – das wäre unvernünftig: Fett, Körperfett ist kein Schutz vorm Verhungern. Klingt paradox, wird aber plausibel
Trotzdem gibt es auch geistige, gedankliche Dickmacher, und die Großtante, die mit “… kommt, Kinder, esst und lasst es Euch gut schmecken, wer weiß, wann es wieder etwas Gutes zu Essen gibt!” zu Tische gebeten hatte, ist unvergesslich…

Ich schäme mich, weil ich dick bin und tröste mich, indem ich esse/nasche, weil ich sonst nichts tröstendes habe, denn die Anderen hänseln mich, und deshalb tröste ich mich, aber auch, weil ich es nicht schaffe, abzunehmen…”.

Das wäre noch ein Beispiel für einen gedanklichen Teufelskreis, der schon Kinder befallen kann, sich bei Jugendlichen festsetzen kann, zu einer gewissen Interaktion mit der Nahrung führt, und jede Interaktion hinterlässt Spuren, “gedankliche Bahnen”.

Insofern, und überhaupt, können wir von “der Wissenschaft” nicht erwarten, dass sie uns die Lösungen auf einem silbernen Tablett serviert, und die Wissenschaftler, die immer nur einen kleinen Mosaikstein des Gesamtbildes untersuchen, sollten ehrlich zugeben dürfen, dass sie “nicht so ganz” durchblicken und eigentlich keinen Überblick haben: Vielleicht versuchen wir es mal mit

“… a two-way knowledge exchange, where universities not only educate the public but learn from them. “Many of the solutions are in people’s homes and communities. Scientists don’t have all the answers.””

Also, gehen wir an die Sache heran: Fertigmachen zum Lebensstil-Aufpolieren:

As for Alex Jadad, the physician whose young daughter was obese, a radical revamp of the family’s lifestyle habits helped Alia achieve a healthier weight and become the vibrant, happy 23-year-old she is today. Her father says, “Obesity is one clear example, among many, of how our financial, political, medical, communication and alimentary systems are turning against us. Academia must now lead the way, moving us from third-person singular — he or she has a problem — to first-person plural. It’s about our survival.”

Das ist allerdings eine interessante Sichtweise. Ob die “Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention” ebenfalls unter dieser “WIR”-Prämisse stattfindet?

In Hessen kommt man – sinngemäß – nur so weit:

“Ihr werdet früher sterben!”

Das ist jedenfalls, was sich, zusammengefasst, findet, gibt man hier in der Suche “Übergewicht Prävention” ein. Das ist unerfreulich und es muss auch gesagt sein, dass so eine Internetseite für ihre Leser zu wenig Mehrwert bietet, nicht weiterhilft, frustriert, uninteressant wird, selbst verkümmert, statt dynamisch etwas zu bewegen.

 

In Potsdam können übergewichtige Kinder und Jugendliche immerhin noch hoffen – dort gibt es ein Patienten-Trainings-und Beratungszentrum.

Auszug:

“In einem Kochabend haben Sie zudem die Möglichkeit, neue Rezepte auszuprobieren, mit denen Sie Ihre Familie überraschen können. Und das Beste: Unsere Rezepte schmecken selbst den kritischsten Gaumen.

An die zehnwöchige Schulung schließt sich eine zwölfmonatige individuelle Nachbetreuung für Sie als Familie an. In regelmäßigen Gesprächsterminen haben Sie die Möglichkeit, Fragen und Probleme zu besprechen. Unser Team steht Ihnen hierbei immer als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung – und das jederzeit.”

Das macht doch neugierig. Was bringt die ständige Verfügbarkeit der Ansprechpartner, wie weit wird die in Anspruch genaommen? Ist der Aufwand vertretbar und ausreichend? Sind weitere lokale Zentren in Planung – gibt es genügend Ressourcen?

Und, aber auch: Kann man da mitmachen, sich engagieren? Wie entwickelt ist der Teamgeist der Betreuer? Welche Kooperationen mit anderen Beratungs-Zentren gibt es, hat die Uni Potsdam die Ressourcen, anderen Bundesländern “Entwicklungshilfe” zu geben? Sollte “Potsdam” über Super-Rezepte-zum-Abnehmen verfügen, die ich noch nicht kenne?

 

 

Liebe(r) LeserIn!

Wenn ich andere Arbeiten zitiere, ist das auch als Zitat kenntlich gemacht. Hier hätte ich vielleicht die englischen Passagen übersetzen müssen – vielleicht sprecht Ihr aber genug Englisch, um auch mit diesen Abschnitten klarzukommen. Wenn nicht, sagt halt Bescheid. Und überhaupt: Bringt die Portionsdiät gerne ins Gespräch. Wir brauchen mehr Auseinandersetzung mit dem, was wir tun, wie wir leben, mit der Umwelt umgehen. Was auf den Teller kommt. Was auf den Lebensmittelverpackungen steht, und was “drin” ist…

 

 

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