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Adipositas und Psyche – Psychopharmaka oder Psychotherapie?

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Die Psychotherapie hat ein Image-Problem, meint  BRANDON A. GAUDIANO in einem Artikel der New York Times: Während die Zahl der Psycho-Patienten, die in psychotherapeutischer Behandlung sind, abnimmt, steigt die Zahl derer, die ohne therapeutische Begleitung, nur mit Psychopharmaka behandelt werden.

Das sollte auch die, die sich für die Behandlung des Übergewichts interessieren, aufhorchen lassen: Mit “Essen als Trost”, “Kummerspeck” und “Essen aus Langeweile” haben wir schon Bekanntschaft gemacht, zumindest davon gehört oder solche “Psychischen Ursachen der Adipositas” zumindest im Bekanntenkreis kennengelernt.


Auch, wo der Wille die Ess-Sucht besiegen soll und der Kampf an der vermeintlichen Ich-Schwäche scheitert, ist die Psyche beteiligt – oder unsere Interpretation von “Psyche” führt uns auf den Holzweg.

Der “Niedergang der Psychotherapie” in den USA hat sicherlich mehrere Gründe: Das Image-Problem allein wird es nicht sein, und ist zudem überflüssig:
Da gibt es bei “Big Pharma” einfach mehr Geld als bei den Therapeuten-Interessenvertretungen. Demzufolge gibt es mehr Studien, die von einer guten Wirksamkeit der Psychopharmaka berichten.
Dass Letztere auch nur nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum, durch Ausprobieren, was wirkt, entwickelt werden,  steht auf einem anderen Blatt.

Nicht zu vergessen auch die Neben- und Langzeitwirkungen der Psychopharmaka, bei denen es sich eigentlich und ursprünglich um Drogen handelt.
Bei Antidepressiva verträgt nicht Jeder jedes Mittel, und meist machen diese “Drogen, die keine Sucht erzeugen” schlicht und einfach hungrig, verstärken den Appetit, haben also eine Neben-Wirkung, die beim Versuch, abzunehmen, wirklich nicht erwünscht ist: Der Psychiater treibt den Teufel mit dem Beelzebub aus.

Wenn sich mit den Tabletten der Appetit verändert und Übergewichtige zunehmen, verändert sich mit der Gewichtszunahme die Stimmung ins Negative.

“Übergewichtig und träge” sind heutzutage eben nicht die Persönlichkeitsmerkmale, die das Selbstwertgefühl steigern, sondern belasten. Die Anforderungen werden ja nicht geringer, wenn man übergewichtig ist. Auch nicht, wenn man angesichts der selbst herumzutragenden Fettröllchen ohnmächitg zusehen muss, keine Möglichkeit sieht, diesen Kampf zu gewinnen.

Eine angepasste, systematische Bewegungs- und Ernährungstherapie wird aber nicht verschrieben, und die Psychotherapie der Adipositas muss man auch mit der Lupe suchen, oder wie die Stecknadel im Heuhaufen.

Wenn die “Nebenwirkungen” der Behandlung  den körperlichen  und den psychischen Zustand verschlechtern, “kann” die Gesundheit gefährdet sein – Anders gesagt: Wenn die “Heilbehandlung” krank macht,

  • hätte man sie vielleicht am Besten gar nicht angefangen.
  • nutzt es dem Klienten nichts, dass der Behandler verantwortlich ist
  • müsste der Behandler sich etwas anderes ausdenken
  • sollte der Klient nach Alternativen suchen.

Der Artikel über das Image-Problem hat viel Resonanz erzeugt, die sich in den Leserbriefen niedergeschlagen hat, die eigentlich alle lesenswert sind.
Ein Theapeut in freier Praxis meinte, Psychotherapie sei ein Prozess, ein lohnender Prozess, in dem das Leben, die Lebensgeschichte, Wünsche, Beziehungen, Hoffnungen, Ängste reflektiert (“examined”) werden.

Das kann natürlich keine Tablette leisten; Psychopharmaka können die “Stimmung” verändern.

Anliegen der Therapie sei:  Neue Möglichkeiten und Bedeutungen aus den jeweiligen Erfahrungen zu erzeugen. (Das hört sich – wenn es auch so nicht gesagt wurde – nach “Sinnstiftung” an – die lässt sich auch nicht mit dem Kiloweisen Einsatz von Psychopharmaka erreichen)

Psychotherapie ist ein Gespächsprozess (Diskurs), bezieht sich absolut aufs (Da-)Sein, ist Beziehung.

Wie sie ausgeht, was wir im Verlauf  entdecken, und ob wir mit ihrer Hilfe die gesetzten Ziele erreichen ist von Anfang an nicht gewiss.

However, psychotherapy of some duration undertaken with a competent therapist seldom fails to be deeply meaningful. Yes, there are bad therapists out there as well. In my experience, they are often the ones who derive a false sense of mastery from the very techniques the author is touting, instead of remaining humble and self-critical, and trusting the client and the process.

Kurz gesagt: Psychotherapie hat ihre Berechtigung, sogar eine tiefere Bedeutung, wenn auch schlechte Therapeuten sich als Psycho-Gurus aufspielen (müssen), anstatt aus einer demütigen und selbstkritischen Haltung heraus auf den Klienten und den Verlauf der Therapie zu vertrauen.

Dass auch Psychotherapie (wenn der Therapeut nicht kompetent ist) schädigend wirken kann, ist hier nur zwischen den Zeilen angedeutet.

Vielleicht ist die professionelle Psychotherapie – die erwerbsmäßige Seelenheilung (und Seelenheilkunde ist etwas anderes) ja auch nur Systemfehler und Ausdruck eines Systemfehlers:

“Schwierige Fälle” werden an den Spezialisten überwiesen, das erspart einem selbst, erspart der Umwelt, sich weiters Gedanken zu machen, erspart die “selbstkritische Haltung”.

Narzissmus und Egomanie werden von unserer Gesellschaft gefördert und gefordert. Das “Ich” wird überbetont, das “Wir”, die Gemeinschaft leistet zudem nicht, was sie zu leisten hätte.

Zieht sich das “Ich” folgerichtig zurück, steckt es in der Falle der “Spirale der Sozialangst”.

Sich um Andere zu kümmern, ist nicht mehr selbstverständlich, sondern “Profession”, zudem meist schlecht bezahlte.

Die “Überwindung des Ich” gilt als esoterischer Anspruch, doch dabei ist zwischen gesundem und ungesundem Egoismus zu unterscheiden.

Gemeinschaft?
Bitte nur streng hierarchisch, siehe Vereinssatzung.

 

Nachtrag:

Mir ist es unbegreiflich, wie wenig Therapeuten von den unterschiedlichen Konflikten adipöser Menschen (denen sie recht deutlich vermitteln, dass sie nur Klienten sind) verstehen.
Aber um Konflikte (auch solche, über die man nicht gerne spricht) geht es doch auch, und um Strategien zur Lösung oder Überwindung. Da wird gerne geschwiegen oder am Symptom angesetzt, und wenig oder nichts verstanden – allerdings manchmal bevormundet: Das kann aber auch niemand brauchen. Anders gesagt: Die Methode funktioniert, wenn – ja, wenn der Therapeut etwas taugt.

 

Bedingt empfehlenswert:

  • Ratgeber “Psychopharmaka und Übergewicht
  • Artikel Pharmazeutische Zeitung: Medikamente als Dickmacher
    - nennt als nicht zu Übergewicht führend:  Bupropion, Reboxetin, Fluoxetin
  • Manfred Lütz: Wie sie unvermeidlich glücklich werden – Eine Psychologie des Gelingens
    Sprecher: Manfred Lütz
    5 CDs, 5 Std. 21 Min.
    19,99 Euro (unverb. Preisempf.)
    ISBN 978-3-8371-3304-2
    Random House Audio

    http://www.hr-online.de/website/suche/home/mediaplayer.jsp?mkey=58074352&type=a&xtmc=lutz&xtcr=1

  • http://www.bankhofer-gesundheitstipps.de/depression-gefahr-ihre-sehkraft.html
    In dem Artikel wird auf Dopaminmangel bei Depression hingewiesen; das “Dopamin-Regelstystem” reguliert:

    • Die optimale Funktion von Herz und Kreislauf
    • Die Befreiung von unbestimmten Ängsten
    • Das Wohlbefinden
    • Die Gelassenheit und die Lebensfreude
    • Die Aktivierung des Immunsystems
    • Unseren Antrieb
    • Kraftvolle und harmonische Bewegungsabläufe
    • Die Feinmotorik
    • Den Mut, die Reaktion und die Konzentration

    Damit alle diese Lebensfunktionen stattfinden braucht das Gehirn einen gut eingeregelten Dopamin-Spiegel. Den können Sie durch folgende seelischen Betätigungen stark unterstützen:

    • Regenerieren Sie Ihren eigenen Lebensmut
    • Konzentrieren Sie sich auf Wesentliches
    • Entwickeln Sie Freude an der Bewegung
    • Gehen Sie in Ihrer Arbeit oder Ihrem Hobby auf
    • Trainieren Sie Medidation, entspannte Konzentration
    • Mach Sie hin und wieder Gruppenfasten
    • Unterdrücken Sie Ihre Gefühle und Stimmungen nicht, sondern leben Sie diese aus

    Dopamin und Ihre Ernährung

    Natürlich können Sie die Bildung des Botenstoffs Dopamin auch durch die richtige Ernährung unterstützen.Mit folgenden folgenden wichtigen Inhaltsstoffen können wir das Gehirn unterstützen:

    • Vitamin B6 Das finden wir in der Milch, in Eiern, Bananen, Innereien, Fisch, Hefe und Vollkornprodukten.
    • Omega 3-Fettsäuren Die sind besonders in fetten Meeresflächen wie Hering, Makrele, Lachs, Sardine und Thunfisch vorhanden. Aber auch in Walnüssen, Leinsamen, Spinat, Raps-, Sesam- und Sojaöl.
    • Vitamin B12 Das wird vom Körper in der Leber gespeichert. Es ist fast nur in tierischen Nahrungsmitteln enthalten. Zum Beispiel in Leber, Fleisch. Eiern, Milch und Fisch.
    • Tyrosin Ganz besonders wichtig ist Tyrosin, den aus dieser Aminosäure werden Dopamin und und Noradrenalin aufgebaut. Tyrosin ist in Fleisch, Fisch und Milchprodukten enthalten.
    • Zink Ein ebenfalls sehr wichtiger Vitalstoff, denn Zinkmangel kann zu Depressionen führen. Es ist in Fleisch, Eiern und Milch enthalten, sowie in Weizenkeimen, Sesam, Kürbiskernen, Kartoffeln und Vollkornbrot.
    • Vitamin B9 (Folsäure) Das ist massgeblich an der Produktion von Dopamin und Serontonin beteiligt. Folsäure finden wir in Spinat. Salat, Spargel, Leber, Tomaten, Getreide und Vollkornprodukten.
    • Vitamin E Kann vor Alzheimer und Parkinson schützen. Es ist in allen pflanzlichen Ölen enthalten und in Nüssen. Avocados, Kopfsalat und Karotten.
    • Tryptophan Tryphtophan-Mangel führt zu Depressionen, es ist ein Grundbaustein von Serontonin. Das kann nur mit Hilfe von Vitamin B6 und B12 vom Körper hergestellt werden. Wir finden es in Cashewkernen, Eiern, Fisch, Käse, Sojabohnen, Hafer und Linsen.
    • Cholin Das brauchen wir für Acetylcholin, das eine wichtige Rolle für unser Gedächtnis und für die Koordination unserer Bewegungen spielt. Der Körper gewinnt es auch Lezithin, einer fettähnlichen Substanz. Lecitihin und damit Cholin kommt in Eigelb, Sojabohnen, Weizenkeimen, Hefe, Fleisch und Fisch vor.

     

    Wenn es um Dopamin geht, dann darf man Ginseng nicht vergessen. Die Inhaltsstoffe dieser Wurzel wirken sich positiv auf die Dopaminaktivitäten im Gehirn aus und aktivieren das Immunsystem.

Wenn wir an Ginseng denken, können wir auch ans Johanniskraut denken oder an das mancherorts so beliebte Kava.

  • Nicht zu unterschätzen ist auch der Einfluss der Darmflora – und die können wir beeinflussen. “Macht der Darm uns glücklich?” ist inzwischen keine abstruse Frage mehr, denn die Belege und Hinweise auf den Einfluss der Darmflora auf die Stimmung sind unübersehbar.

 

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