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Superfoods II – Essig bis Kastanie

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Wahrscheinlich hat jede genießbare, natürliche Nahrung auf die eine oder andere Weise das Prädikat “Super” verdient, und wir wissen es bloß nicht – welche Kartoffel zum Beispiel ist wie super? Die Rede von “den Superfoods” könnte auch den verborgenen Sinn haben, dem einen oder anderen Kandidaten neue Märkte zu erschließen. Schauen wir also mal genauer hin:

Essig und Apfelessig

“Essig zum Abnehmen” – das ist ja ein alter Hut – damals wie heute unbewiesen und nicht für Jeden anwendbar – das ist das Gleiche wie mit dem Glas heißem Wasser aus der ayurvedischen Enährungskunde, das den Stoffwechsel ankurbelt und wacher als eine Kanne Kaffee macht.
Weil aber neulich die Behauptung  aufgetaucht ist, Essig würde das Verlangen nach Zucker reduzieren, müssen Essig und Apfelessig hier einfach erwähnt werden.

Sicher ist, dass in früheren Zeiten bei heißem Wetter  Landarbeiter einen Krug stark verdünnten Essig mit aufs Feld nahmen – als Durstlöscher.

Fischöl

Nee, bitte nicht – noch nicht mal in Kapseln – das ist doch – also, wie das schmeckt…

Bitte, dann nicht. Omega-3-Öl klingt doch auch besser, und das kann auch aus Algen gewonnen werden, so ein Fernsehbericht
http://www.ardmediathek.de/tv/Faszination-Wissen/Mikroalgen-die-perfekte-Nahrungserg%C3%A4nz/Bayerisches-Fernsehen/Video?documentId=29721040&bcastId=14912700

Das Algenöl wurde hier übrigens zu einer geschmacksneutralen Emulsion verarbeitet und war nachweisbar wirksam bei Rheuma, und bei den Blutfettwerten. “Versteckt” in Wurst, Milch oder einem pflanzlichen Brotaufstrich ganz unkompliziert genießbar. Meinetwegen könnten die Produkte heute schon im Lebensmittelregal stehen!

 

Grapefruit

Beim Standard können wir es lesen: Grapefruit macht schlank. Genau diesen Satz habe ich zwar auch schon für übertrieben, unwahr oder ein Märchen gehalten – aber so ist das: Heute so, morgen so. Übermorgen wieder so. Oder so. Sketisch bin und bleibe ich dann doch mal. Oder “Fragen Sie Ihren Arzt oder Aporheker”. Die erzählen aber ganz bestimmt etwas von unter Grapefruit veränderter Wirkstoffaufnahme, was die Grapefruit aber auch  nicht zur unbedenklichen Superfruit macht.
In den 80-ern gab es die Mode, halbierte Grapefuits mit dem Löffel zu verzehren, die bittere Superfrucht wurde dabei meist ordentlich nachgezuckert, war aber theoretisch ein Schlankmacher.

Hafer

Der Hafer hat es bis in die Liga der Redewendungen geschafft. “Jemanden sticht der Hafer” – das deutet auf hormonelle Zusammenhänge hin, oder aber auf eine pieksige Füllung der ansonsten ökologisch korrekten Matratze. Haferschleim ist genau genomen Fast-Food und hat für mich jahrelang das erste  Frühstück dargestellt. PD-Artikel zum Hafer.

Hanf

Hanfsamen enthalten relativ viel Eiweiss – Aminosäuren im optimalen Verhältnis zueinander und in großer Menge, in höchst bioverfügbarer Qualität. Hanföl soll ja auch eine soo optimale Zusammensetzung haben, und einen angenehm nussigen Geschmack hat es tatsächlich.

Aufgrund seines Fettsäurespektrums, das alle für den Menschen wichtige essentielle Fettsäuren enthält, zählt Hanföl zu einem der besten und ernährungsphysiologisch sehr hochwertigen Pflanzenöle und wird gerne in der Küche gebraucht. Einsatz findet es vor allem wegen seines nussigen Geschmacks als Speiseöl … . (Wikipedia)

Die Hanffaser ist der Baumwolle in mancher Hinsicht überlegen, und die Pflanze ist eher anspruchslos – darf aber nur unter so strengen Auflagen angebaut werden, dass die meisten Bauern auf den Anbau verzichten.

Dadurch gibt es Hanf-Lebensmittel nur in einer kleinen, exklusiven Marktnische, und Otto Normalverbraucher sieht kein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis, was wieder die Nachfrage drückt. Vernünftig sind diese Verhältnisse zwar nicht, aber normal.


Hirse

Glutenfreie Hirse-Klößchen als Suppeneinlage hatte ich mal mit Hrseflocken realisiert – ansonsten hat es die Hirse nicht verdient, dass sie so gut wie vergessen ist.

Aber vielleicht erlangt die Hirse ja eine “Wiedergeburt” – als “Neues Quinoa“.

In der kalten Jahreszeit wirkt Hirse wärmend, und es heißt auch, sie könne den Serotoninspiegel erhöhen.

 

Ingwer

Ingwer hat emotionale Qualitäten – die Einen lieben ihn, andere empfinden eine Hassliebe – das muss an der ungewöhnlichen Schärfe, an die man sich aber gewöhnen kann, liegen.

Zum Artikel über “Abnehmen mit Ingwer” hat es ungewöhnlich viele und auch positive Kommentare gegeben – das muss schon seine Gründe haben.

Irvingia gabonensis

Die “afrikanische Mango” hat das Potential, beim Abnehmen zu helfen, wie eine Studie von Dr. Julius E. Oben et.al. an der University of Yaounde in Kamerun ergeben hat.
Hier ist zunächst einmal klarzustellen, dass Irvingia Gabonensis nichts mit der “gewöhnlchen Mango” zu tun hat; Es handelt sich um eine essbare, vielfältig verwendete, etwa pflaumengroße grüne Frucht mit einem ähnlichen Geschmack wie die Mango.
Die in der Studie getesteten Wirkstoffe stecken im Kern, der die Samen enthält,

Zum Nährwert (“Brennwert”) der Samen pro 100 g essbare Menge finden wir folgende Angaben:

2918 kJ  – Irvingia Gabonensis entspricht in dieser Hinsicht recht genau der Haselnuss (2918 kJ. Kalorien, 697 kcal. Protein: 15 g, Kohlenhydrate: 17 g, Fett: 61 g, Ballaststoffe. 0 g)

Fett 67 g
Kohlenhydrate 15 g
Eiweiß 8,5 g
Wasser 4 g
Kalzium 120 mg
Eisen 2,4 mg

 Neben oben aufgelisteten Inhaltsstoffen enthalten die Samen Spuren von Thiamin, Riboflavin und Niacin. Das ungefähre Fettsäurenverhältnis ist 33–70 % Myristinsäure, 20–59 % Laurinsäure, 1–11 % Ölsäure, 2 % Palmitinsäure und 1 % Stearinsäure. Die enthaltenen Aminosäuren sind für die menschliche Ernährung von hoher Wertigkeit. Da Lysin, Tryptophan, Valin, Isoleucin und Phenylalanin in hoher Konzentration im Samen vorkommen, sind Methionin und Cystein die erstlimitierenden Aminosäuren.

Die Wirkungsweise von pflanzlichen Hormonen kann recht weit gehen, wie eine Studie aus Singapur zu Eucommia ulmoides besagt; “Here, we report that the tree bark (cortex) of the Gutta-Percha tree Eucommia ulmoides possesses bimodal phytoandrogenic and hormone potentiating effects by lipidic components.”

Wenn, wie an anderer Stelle vermutet, der Anteil an Glucomannan entscheidend ist, snd ähnliche Wirkungen auch mit Konjak-Pulver, mit viel Wasser eingenommen, zu erzielen.

Johanniskraut

… ist jedenfalls ein Superkraut, die Pflanze des Jahre 2015 (Quelle)

Bereits im ältesten erhaltenen Dokument der mittelalterlichen Klostermedizin, im ‘Lorscher Arzneibuch’, wird Johanniskraut erstmals zur Behandlung von “Melancholie” genannt. Heute geht man davon aus, dass Johanniskraut die Wirkung bestimmter Botenstoffe im Gehirn, den sogenannten Neurotransmittern, verlängert. … Sicherlich wird das Echte Johanniskraut noch weiter von sich reden machen. Spezielle Extrakte werden bei Alzheimer getestet aber auch für den Einsatz bei bestimmten Krebsarten. Zudem werden Verfahren untersucht, um (mit Hyperforin ) hochresistente Bakterien abzutöten.

Man findet Johaniskraut an Waldrändern und auf manchen Wiesen, oft in Gruppen – das ist kein Aufruf zur massenhaften Ernte, aber kleine Mengen aus der Natur zu entnehmen dürfte nicht schädlich sein – womit dem Tee-trinken nur noch wenig entgegensteht:

Wer die aufhellende, aber auch beruhigende und krampflösende Wirkung des Johanniskrauts nutzen möchte, macht sich am besten einen Tee. Er hilft bei Nervosität und Unruhe sowie bei Beschwerden in den Wechseljahren und bei Periodenkrämpfen. Für eine Tasse Tee einfach zwei Teelöffel getrocknetes Kraut mit kochendem Wasser übergießen und fünf bis zehn Minuten ziehen lassen. Das Johanniskraut- oder Rotöl wird aus den Blüten der Pflanze gewonnen und hilft bei Muskelschmerzen und Verbrennungen. (Quelle)

Kastanien

Dass die Rosskastanie nach entsprechender Behandlung sogar essbar ist, dürfte eher unbekannt sein. Ihre Eignung als Waschmittel macht sie nicht zum Superfood – aber “Im Jahr 2008 ist die Rosskastanie die Arzneipflanze des Jahres.”Unter Anderem wirksam bei Krampfadern, Venenproblemen, und “stärkend und auswurffördernd, was sie zu einem Mittel gegen Husten macht.” http://www.heilkraeuter.de/lexikon/rosskast.htm Wer weiß – vielleicht ist so ein Rosskastanien-Tee außerdem noch ein natürlicher Appetithemmer?

Kombucha

Um sich über Kombucha schlau zu machen, kann man zum Beispie den Wikipdia-Artikel lesen. “Die Wiederauferstehung eines Diät-Getränks” hatte ich vor Jahren beschrieben -

“Wir haben ein Getränk, das viele Vitalstoffe enthält und auch sehr gut schmeckt – bzw. “nach Geschmack” hergestellt werden kann, denn, wie süß oder sauer der Kombucha werden soll, kann, in gewissen Grenzen, jeder selbst festlegen.”

Süß oder sauuer hängt von der Zeit, die man seinem Kombucha zur Entwicklung lässt, ab – je länger er fermentiert, desto mehr Zucker wird abgebaut, desto mehr Essig entsteht. Gleichzeitig entwickeln sich aber auch Säuren, die süß schmecken – darauf beruht die “Bionade”, die ohne Kombucha nie entstanden wäre.

Es gibt Rezepte, die unsinnig viel Zucker vorschreiben – meiner Erfahrung nach sind 5-7 Tl. pro Liter absolut ausreichend.

Natürlich lässt sich der Geschmack auch über die Zusammensetzung des Tees, der ja immer die Grundlage bildet, steuern.
Mein Favorit ist momentan viel Pfefferminze plus etwas Schwarztee, aber auch mit Ingwer als Zusatz habe ich gute Erfahrungen gemacht, und als ich einmal Reste von einer Packung “Yogi-Tee” in Kombaucha überführt hatte, war auch das ein interessanter Geschmack – recht würzig jedenfalls.

“Prickelnder Kombucha” entsteht, wenn wir ihn mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser mischen, eine Art Limonade, wenn wir (zusätzlich zum Mineralwasser) Obstsaft (sehr passend ist auch Zitronensaft) zusetzen, und in Verbindung mit Yoghurt gibt es eine Art Ayran – aber nicht so langweilig wie das wässrige, gesalzene Getränk.

Wo die grünen Smoothies neben Obst und Gemüse weitere Flüssigkeit verlangen, können wir Kombucha einsetzen.

 

Wenn man sich an Kombucha einmal gewöhnt hat, will man ihn nicht mehr missen…

Allerdings braucht man, um sich an ihn zu gewöhnen, eine gewisse Mindestmenge, und es ist unsinnig, erst eine Kombucha-Zubereitung aufzubrauchen, dann zu pausieren, um mit dem gleichen Pilz eine neue Zubereitung anzusetzen, auf die man dann ein paar Tage warten muss…
Deshalb ist es am Besten, aus dem einen Pilz mit der Zeit einen zweiten heranzuzüchten (usw.), um im Lauf der Zeit mehrer Ansätze prallel laufen zu haben, und immer den ältesten aufzubrauchen, neu anzusetzen, den Neuansatz in die Warteschleife, die ein Stück vorrückt, einzureihen, und so weiter.

Kombucha-Mix

Kombucha pur – das ist eine Sache. Kombucha “verdünnt”, eine andere. Zum Beispiel:

  • Kombucha mit Mineralwasser – möglichst viel prickelnde Kohlensäure, bitte!
  • Kombucha mit Joghurt – Großartig! Quasi ein Ayran mit Tee…
  • Kombucha mit Bier – gerne auch alkoholfrei: Isotonischer Durstlöscher, “Radler” mit Extra-Power ;-)
  • Ingwer-Kombucha: Einfach geriebenen ”Ingwer als Kaltauszug zum Ansatz hinzufügen, das Getränkt dann natürlich filtrieren (mit kleinem Haushaltssieb, oder Kaffeefilter)
  • Kombucha-Orange: Wie zuvor, mit Abrieb der Bio-Orange
  • Kombucha-Schattenmorelle: Minzeblättchen, 3 EL Schattenmorellen (aus dem Glas) starker kalter Hagebuttentee,  Kombucha, gestoßenes Eis, Zucker individuell
  • Kombucha-Obst-Smoothie

 

Kombucha-Legenden, und die wahre Herkunft

Woher der Kombucha kommt – dazu gibt es einige Märchen, die weiterzuerzählen eigentlich nicht lohnt. Aber dafür eine korrigierende Geschichte, gefunden bei Kulturpilz.de:

Ein Kombucha-Teepilz kann man sich quasi aus den Nichts selbst herstellen. Man braucht nur frisch gepreßten Obstsaft aus ungewaschenen Früchten gären. Damit sich keine Kahmhefen bilden, erfolgt dieses zuerst anaerob, d.h. unter Luftausschluß. Nun sammelt man die Wildhefen (Bodensatz) und macht einen erneuten Ansatz damit. Im Sommer kann bei frischer Luftzufuhr daraus Essig werden und oft bildet sich durch den Acetobacter xylinum eine Haut, nämlich die Essigmutter. Schneller geht es, wenn man dem ein Schuß Apfelessig hinzugibt, der nicht wärmebehandelt worden ist. Die Essigmutter besteht aus reiner Cellulose mit Essigbakterien und Wildhefen. Trocknet man sie, hat man feinstes Papier oder ungetrocknet ergibt es den Teepilz, den man im Tee weiterzüchten kann. Der Teepilz ist nicht vor Jahrtausenden in China entstanden, da es damals kein Zucker gab, und die Chinesen den Tee ungesüßt trinken. Honig würde den Teepilz aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung mit der Zeit töten. In Wirklichkeit ist der Teepilz in Rußland im 19. Jahrhundert entstanden, indem man offenbar mit Zucker gesüßten Tee unsauber, wahrscheinlich unbeabsichtigt, vergären ließ, und anstatt reinen Teewein hatte man ein Essiggemisch, nämlich das Kombucha-Getränk.

So ähnlich hatte es bei mir auch funktioniert: Letztes Frühjahr hatte ich eine Flasche mit einem Tee-Zucker-Gemisch abgedeckt, an einem schattigen Plätzchen auf dem Balkon stehen lassen – zuvor noch Sauerkraut – ind Joghurt -Molke, etwas Backhefe zugegeben…

Im Herbst hatte ich dann noch mal danach geschaut – es roch durchaus nach Kombucha, es war Kombucha, und mit der Kultur arbeite ich immer noch.

 

 

Kritik am Begriff  “Superfoods”

So, wie wir mit den Begriffen umgehen, gehen wir schließlich auch mit den Lebensmitteln um: Oberflächlich, desorientiert, desinformiert. Wir dürfen alles, was sich durch ein “Plus” an Inhaltsstoffen auszeichnet, als Superfood bezeichnen, und in der Praxis kaufen wir Lebensmittel, die am anderen Ende der Welt im industriellen Masstab angebaut werden – und übersehen dabei das nahe Liegende. Nüsse, Gemüse und Obst waren schon in der Steinzeit gesund – das ändert sich auch nicht, wenn jetzt prestigeträchtige, exotische “Suuuperfoods” auf unsere Teller kommen, meint ecosalon.com. Ein Spezialfall der Oberflächlichkeit: Rezepte ohne Bild schauen wir erst  gar nicht an, und entscheiden uns vielleicht für etwas optisch ansprechendes, ohne uns über den Wert der Zutaten sonderliche Gedanken zu machen. Es kann sein, dass der unverkäufliche Apfel mit Macken besser schmeckt als der “wie gemalte” Normapfel – was ist jetzt das Superfood?

Es gibt andererseits kaum eine Krankheit, gegen die kein Kraut gewachsen ist, die “Apotheke der Natur” wird demgemäß kaum genutzt und hätte rational und präventiv genutzt ungeahnte Wirkungen – wohl auch gegen das ungeliebte Übergewicht. Aber so weit sind wir noch lange nicht, wenn oft ein Drittel des Kalorienbedarfs mit Zucker gedeckt wird, bleibt für die gesunde Energie aus heilsamen Pflanzen zu wenig Raum.

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Dieser Artikel gehört zu der Artikelserie über Superfoods.


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Liebe LeserInnen,

Wie geht Ihr mit den Superfoods um? Seid Ihr neugierig auf Neues, das viel verspricht, oder bleibt Ihr bei Bratkartoffeln mit Speck?

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