“Die 4.) würde ich mir noch einemal bestellen, eins bis drei würde ich nur im Notfall noch einmal essen wollen, wenn ich Hunger habe!”
So ähnlich urteilte eine “Testperson”, der Vater einer Kleinfamilie, bei der Tim Mälzer zu Gast war. Drei Fertiggerichte unterschiedlicher H’erkunft und Preisklassen kamen auf den Tisch, und viertens die Rinderrouladen, die Tim frisch gebastelt hatte.
Dass in den meisten Fertiggerichten recht wenig von dem, was drin sein sollte enthalten ist, dafür Füll- und Geschmacksstoffe und viel Wasser enthalten ist, versuchte er den Zuschauern zu erklären und ihnen ans Herz zu legen, dass sie doch lieber mal selbst ihren Pizzateig kneten und zum Küchenmesser greifen, dabei Geld sparen und ein wenig Zeit und Liebe zum Backen und kochen aufwenden sollten.
Den Linseneintopf-Test hat Mälzer uns vorenthalten – da soll es Dosenfutter geben, das kompetent gemacht ist, bei der Fertigessen-Tiefkühlware gab es nur von FROSTA eine uneingeschränkte Drehgenehmigung (wer’s glaubt…) und die Auskunft, inzwischen habe deren Versuchsküche mehr Köche als Chemiker in der Entwicklungsmannschaft – da ist auch schon die Gemeinsamkeit zwischen Portionsdiaet.de und frosta.de
Bei der TK-Pizza – auch das wissen wir jetzt – wird das gleiche “ideale Verhältnis” von viel Fett und vielen Kohlenhydrate, wie bei Kartoffelchips, die sogar Ratten süchtig machen, angepeilt, und der Pizza- Salz-Gehalt deckt quasi den Tagesbedarf – das ist nicht nur bedenklich, sondern millionenfache Gesundheitsgefährdung: 319.000 Tonnen in 2015. Wir wissen doch: Meist wird die Fertigpizza zu Hause noch mit Extra-Käse “veredelt” – und woraus besteht Käse? Genau: Aus Salz, Fett und Hormonen, manchmal sogar ist er verschimmelt – nein, “mit Edelschimmel behaftet”.
Mälzer berichtete auch noch von “Spitzenköchen”, die auf Fertigfonds zurückgreifen, oder auf Dinge mit zu deklarierenden Nahrungsmittelzusätzen, die sich, wenn keine schwarzen Schafe kochen, auf der Speisenkarte ablesen lassen.
Das wars – ich habe, glaube ich, die komplette Sendung wiedergegeben.
Insofern hätte Mälzer bei etwas strafferer Gestaltung der Informationssendung noch 40 Minuten gehabt, um sinnvolle Informationen zu vermitteln. Über hausgemachte Fertiggerichte, über Fertiggerichte, die wie hausgemacht schmecken, über Gemeinschaftsküchen, die man braucht, um das zunehmende Allein-und-Jeder-Für-Sich-Essen auszugleichen.
Über den Stundenplan im Hauswirtschaftsunterricht, den wir wieder einführen müssten, über Haus- und Stadtgärten, die wir anlegen sollten, darüber, wie man Lebensmittelvergeudung vermindert, und pratische Tipps, wie man das Wachstum von Rettungsringen verhindert.
Sodann hat noch die Anwendung aus dem bekannten Leitspruch “Global denken, lokal handeln” gefehlt, und die fehlt noch immer: Weil Fernsehköche, die uns immer nur von der Mattscheibe aus berieseln, nichts ändern. Ohne die “Würze” aus Anleitung und Anwendung war der #Lebensmittel-Check leider nur ein Instant-Aufguss…
Chips mit Essiggeschmack – oder gleich Chips mit Essig? Überhaupt: Wie viel Wert legen all die Spitzenköche auf guten Essig, und ist nicht auch der Bezug von Essig aus fremden Quellen ein gewisser Betrug am Gast?
Dass und wie “man” den benötigten Essig selbst machen kann, erklärt kein Fernsehkoch mit (genauer: trotz) öffentlichem Bildungsauftrag.
Auch sollte man schließlich nicht die Augen vor dem verschließen, was beim Selbst-Kochen & Backen passiert. “Gute” Gründe, Zucker und Fett zu kombinieren, gibt es zuhauf:
“Bei diesem ungemütlichen Wetter hilft nur eins: sich den Tag versüßen! Da kommen diese kleinen schwarz und weiß Mini-Törtchen mit Kirschgrütze doch gerade recht…
Aber die Gelegenheit, sich mit den Foodies, dieser Privatarmee im Dienste der Zuckerindustrie, anzulegen, hat Mälzer verstreichen lassen. Da wird beispielsweise verbacken:
- 150 Gramm Margarine
- 100 Gramm Zucker
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 1 Prise Salz
- 2 Eier
- 200 Gramm Weizenmehl
- 1 TL Backpulver
- 4 EL Kakao
- 2 EL Milch
- 200 Milliliter Sahne
- 1 Beutel Sahnesteif
- 250 Gramm Kirschgrütze (aus dem Kühlregal)
Der Kardinalfehler unserer Zeit wird wohl darin liegen, die Zeiten nicht zu nehmen, wie sie kommen. Ist es neblig, wird gejammert, ist es kalt, auch, scheint der Supermond, finden wir auch Dinge, die uns nicht gefallen. Und bei alledem, selbst, wenn in den USA der “falsche” Präsident gewählt wird, muss das Essen als Trost herhalten, finden wir Dickmacher, oder die finden uns.