100pounds

Essgelüste loslassen, Spargel geniessen – “Leichtgewicht” beginnt bei den Knochen!

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Beim letzten meeting äußerte Annelie ziemlich unvermittelt, dass sie nicht nur von Politik und irgendwewlchen Weltverbesserungsideen, Gerechtigkeitsinitiativen und Brexit-Theresa Maybe genug hat – “Besonders gehen mir solche Abnehm-Gurus auf den Senkel, die empfehlen, im Fall von starken Essgelüsten in der Vorstellung einen Ballon mit den eigenen Sorgen, dem eigenen Ärger aufzublasen, ihn zuzuknoten, loszulassen und durch die Zimmerdecke ins Universum entschweben zu lassen.”

Sie bezog sich – zufällig hatte ich die Sonntagmorgen-Radionsendung auch gehört – auf einen Bestsellerautor mit Hypnosekenntnissen, dessen Namen wir Beide uns nicht hatten merken können (oder wollen) – “…  und wenn er zehn Bestseller laufen hätte, wäre das schön für ihn, aber kein großer Schritt für die Menschheit”, meinte ich. Annelie erinnerte sich an den Buchtitel:

“Du kannst es schaffen, wenn Du nur willst -

Wunschgewicht, Nichtrauchen, Alkoholentzug, Alltagsbewältigung: Die Kunst der Selbsthypnose”

- und tatsächlich prangte auf der Buch-Vorschau das Label “Spiegel-Bestseller”,

“… wahrscheinlich hat ihn auch der SPIEGEL dazu gemacht – denn “Selbstoptimierung” passt doch so gut zum dort geforderten Sozialcharakter”,

meinte Annelie in ihrer unverkennbar soziologischen Ausrichtung.

“Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, flink wie ein Windhund und achtsam wie ein buddhistischer Abt” – das sind halt die Neuen Deutschen Wunschtugenden (NDW) – was willst Du machen? Eigentlich ist das kalter Kaffee – ein Foto hätte ich aber nur von kaltem Braten” meinte ich und auch, dass Illusionismus, Magie und Mentalistik wahrscheinlich letztlich ein Phänomen der Verliebtheit in den Magier, der Täuschung sei – so jedenfalls hätten wir es im Deutsch-Leistungskurs interpretiert, bei der Lektür von Thomas Manns “Mario und der Zauberer”, und außerdem:

“Der Mensch bezwingt sich, um Andere zu bezwingen – Du kannst hier Odysseus als “Prototyp” des bürgerlichen Zeitalters verstehen – wenn er auch eigentlich Krieger und Adliger war…”

Annelie meinte, den Grundgedanken zu “Odysseus” kenne sie schon:

“Odysseus, Mimesis und der listenreiche Niemand” – so ähnlich hieß damals ein Proseminar: Die Anpassung an die Natur half dem vorzeitlichen Jäger überhaupt erst, Jagderfolge zu erzielen, die Menschen mussten ja schon immer essen, sich tarnen, ihre Beute täuschen und auch die anderen Menschen – Raub als einfachste Form der Akkumulation war an der Tagesordnung.”

“Genau”, stimmte ich zu,

“ob es ums goldene Vließ oder den Schatz der Nibelungen ging – Neid, Mißgunst und der Wille, Andere zu bezwingen sind wohl typisch menschlich. Und “eiserne Ladies” hat es wohl auch schon immer gegeben. Die Einen spielen mit gezinkten Karten, die Anderen mit Photoshop – um mal wieder ein Food-Photo vorzuführen:” [*]

Pak-Choi, Spargel, Kartoffel-Süßkartoffel-Möhren-Petersilienwurzel-Topinambur-Stampf, Schweinenackenbraten mit vollkornbröselgebundener Sauce

Annelie protestierte wegen meiner Sprunghaftigkeit, weil ich zu schnell die Themen gewechselt hätte, wollte noch etwas zu alten Kulturschätzen sagen:

“Vor drei Tagen war Tsipras in London und wollte für weitere Kredite die Akropolis verpfänden – allerdings sollte das Geschäft diskret behandelt werden, aber die Global Collecting & Entrusting Bank (GCEB) hat abgelehnt – weniger aus ethischen Gründen, mehr, weil die Griechen, wenn sie auf Diskretion bestehen, das Pfand wohl mehrfach verpfänden könnten.”

Bieressig mit Zitronengras-Aromatisierung

Ich finde ja, dass man sich über die Griechen mit ihrem Staatshaushaltnicht nicht lustig machen sollte – derart viel Geld fließt dort in die Luftwaffe, wo
“… die neuesten Versionen von Lockheed Martin F-16 und Dassault Mirage 2000 … noch Seite an Seite mit Oldies wie A-7 Corsair oder F-4 Phantom [fliegen]”
- offenbar, weil die Türkei ein abweichendes Verständnis von territorialer Hoheit hat und griechische Inseln wie Seegebiete überfliegt, so dass Griechenland sich bedroht fühlt  und eine viel zu große, eine wahrscheinlich kreditfinanzierte Armee unterhält. Vor -zig Jahren hatte Griechenland insgesamt 90 Eurofighter kaufen wollen, dann gab es finanzielle Schwierigkeiten…

Die strukturellen Schwierigkeiten zeigen sich vor allem in der Provinz;

“Die Verwaltungsregion „Thrakien und Makedonien“ gehört nach dem „Epirus und Westmakedonien“ zu den Gegenden in Griechenland mit der höchsten Arbeitslosigkeit. Im Juli lag die Arbeitslosigkeit, Daten der Statistikbehörde ELSTAT zufolge, hier bei 24,7 % bzw. 26,1 %.”

Annelie meinte, nur die europäische Solidarität könnte das Land an der Ägäis noch vor dem Untergang retten – eine mögliche Maßnahme sei zum Beispiel, dass Deutschland Griechenland noch einmal bei der Liqidität aushelfe, indem wir ihnen den Nibelungenschatz abträten (der hierzulande doch nur totes Kapital sei), zwecks Schuldenschnitt.

Und so ein ökologisch unkorrektes Spielzeug brauchen die da unten bestimmt nicht - wehe, sie nutzen ihre wiedergewonnene Schuldenfreiheit zum Kauf von Militaria! Krasimir Grozev - Diese Datei ist unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 nicht portiert“ lizenziert.

 Griechischer Essig im europäischen Wirtschaftsraum – zwecklos!

Ich wollte nur noch kurz beitragen, dass die Handelshemminsse oftmals doch riesig sind:

” Neulich hatte ich eine Anfrage aus Athen, ob es mir möglich sei, griechischen Wein hier im klimatisch dafür prädestinierten Taunus  in Essig umzuwandeln – an sich wäre das auch kein Problem, da es sich aber um eine auf Nachhaltigkeit  orientierte Firma handelt, sollte der Transport peer Bahn-Container erfolgen – und das ist praktisch nicht machbar. Die EU hat zwar griechische Autobahnen finanziert, “um den Autoverkehr schneller und staufreier in die Innenstädt zu führen”, aber der Ausbau des Eisenbahnsystems hat sich darauf beschränkt, zunächst ein paar Schmalspurloks an öffentlichen Plätzen als Museumsstücke aufzustellen.

Ganz davon abgesehen ist der Eisenbahn-Güterverkehr in D ja auch nur ein gnadenlos gestutztes Restchen eines einst stolzen Systems  Aber der Wandel ist das einzig Konstante im Leben – vor 30 Jahren hätte keine Kantine in D eine Pizza angeboten, und heute ist das ein “Muss”.”

“Pizza und das blasse “Muss”" wollte Annelie “jetzt nicht” kommentieren, beim Güterverkehr – ihr Großvater war noch Dampflok-Führer gewesen – komme es auf die Weichenstellung an: “Natürlich auch das ein Politikum, wie Du siehst”.

“Ein ziemlich lobbyisten-gesteuertes Politikum”, fand ich, und meinte:

“Hier in Idstein sind die Gleise für den Güterverkehr komplett entfernt – die Güterabfertigung steht im Niemandsland, wie ein Schiff, das auf dem Trockenen liegt. Irgendwer war so verwirrt, ihr jetzt die Bezeichnung “Kulturbahnhof” zu verpassen, während der Bahnhof, an dem kein Schalter mehr geöffnet wird, gegenüber der Güterabfertigung liegt und per Bahnhofskiosk die Deutsche Flaschnbierkultur hochhält.

Annelie wiederum war der Meinung, um “die Bahnhofswirtschaft” im Allgemeinen sei es nicht schade, etwas Anderes sei der “Fall Mitropa”, wer da seine Hände im Spiel gehabt hätte bei der Liquidierung eines einstigen Vorzeigebetriebs, dessen Mitarbeiter “sämtlich” hoch motiviert waren und Großes geleistet hatten, letztlich die Seele des Mega-Betriebs “Bahn” gewesen waren, werde aber kein Strafgericht beschäftigen, voraussichtlich.

Die mit gemischtem Stampf gefüllten Schinkenröllchen erweckten bei Annelie aber rein optisch keine Essgelüste – “Sollen sie auch nicht, das ist nur eine Machbarkeitsstudie aus der Portionsdiät-Rezeptentwicklung”, gab ich, vielleicht sogar etwas patzig, als Antwort.

Meiner Meinung nach war die Meinung von Annelies Opa schon richtig gewesen:

“Du siehst es ja am “Dieselgate”, wie das Volk betrogen wird: Die Leute geben viel Geld für eine vermeintliche Abgasreinigung aus, stellt sich heraus, dass die nur Schmuh war und das teuer erworbene Mobil an Wert verliert, haben die Autokonzerne genug Einfluß bei der Politik, um sich von Schadensersatz freistellen zu lassen.

Stell Dir mal vor, ein Auto wie dieses hier (Die Firma Adler  in Frankfurt am Main durfte unter der “amerikanischen Regie” nach dem 2. Weltkrieg keine Autos mehr bauen)  würde heute noch gebaut: Kein Wertverlust, sondern Wertsteigerung, und wenn es was zu modernisieren gäbe, wäre das verbesserte Ersatzteil uneingeschränkt mit der alten Karosse kompatibel. Das wäre nachhaltiger als die Verschrottung von Stickoydschleudern!”

Annelie machte große Augen, mit denen sie auch noch kullerte; woher kenne ich bloß diesen “Schuster-bleib-bei-Deinen-Leisten-Blick? “Schau mal”, versuchte ich so zu tun, als wechsle ich das Thema:

 

“Schau mal: Der Querschnitt eines Vogelknochens; Das ist Leichtbauweise, die Streben versteifen die leichte Konstruktion da, wo die Kraft und Stbilität gebraucht wird, kein Gramm zu viel bei maximaler Haltbarkeit.”

“Wobei in der Kantine doch eher interessiert, was um den Knochen herum ist, nicht, wie er von innen aussieht”, wandte Annelie ein.

“Nicht unbedingt – Fleisch aus der Rhetorte steht uns in absehbarer Zeit durchaus bevor, und ich denke, Lebensmittelindustir und -Handwerk werden sich darauf einstellen”, gab ich zu bedenken, wollte aber unbedingt noch “loswerden”, dass solche filigranen und doch stabilen Konstruktionen nicht nur beim Papierfalten, sondern auch im metallischen 3-D-Druck mehr und mehr angewandt werden (werden) – “leichte Landmaschinen, die den Boden nicht so stark komprimieren und mit weiterentwickelten Motoren effizienter laufen wären doch ein echter technischer Fortschritt!?”

“Fleisch aus der Rhetorte” erinnete Annelie an “Rhetortenbabies”, deren Zukunft auch niemand vorhersehen kann, aber ihr ist ein Traktor aus dem Drucker lieber als “Fleisch” aus dem Brutschrank”, wobei ich zufällig ein Beispielbild

“Veganes Schnitzelchen”

im Angebot hatte:

Wir formulierten mal wieder einen Punkt fürs offizielle Protokoll:

  • Hauptsache fettig, salzig und paniert – sind diese Bedingungen erfüllt, macht auch ein Sellerieschnitzel (*) zufrieden.
  • Bewährte, aber außer Mode gekommene Traditionsen sollten auf der Speisekarte angemessen berücksichtig werden.

Bewährt, aber aus der Mode gekommen” war allerdings ein Stichwort, ein Punkt, zu dem ich neulich schon etwas notiert hatte:

“Bei den Flugsauriern standen Luftsäcke in den Knochen mit der Lunge in Verbindung, wodurch Wärme, die durch die Muskelarbeit während des Flugs entstand, abgeleitet werden konnte.

Das ist, wenn Du so willst, ein Resultat der “Drachenforschung“; eröffent ganz neue Perspektiven bei der Motorenentwicklung, wie auch der gute alte Gegenkolbenmotor, in Verbindung eben mit Leichtbauweise und 3-D-Druck”.”

Annelies Stimmung tendierte zu “Tee trinken”.

“Wärst Du so freundlich, einen zu kochen? Und würde es Dir etwas ausmachen, wenn ich in der Zwischenzeit mal nach “Teezeremonie” google?” fragte sie, gab mir auch eine Bewerbungsmappe zur Ansicht mit – “Ute, Sprachlehrerin, 56 Jahre – die könnte sich bei uns qualifizieren; Hartz Q.”

Annelie würde sich die Bilddatei “tellerlinsen-in-rotwein-mit-gemuese-mariniertem-haehnchenschenkel.jpg” vielleicht später einmal anschauen…

Meine Antwort (und mein letzter Protokolleintrag für diesmal) war:

“Ja, ich bin schon unterwegs. Die Mappe möchte ich mir allerdings später anschauen – zum Multitasking bin ich nicht so geeignet. Und googeln kannst Du auch “Linsen in Rotwein mit allerlei Gemüse und Hähnchenschenkel”, oder ist Dir eine Teezeremonie wichtiger?”

 

 

Liebe LeserInnen,

mit Annelie Schmidtchens Kitchen-Fiction schlagen wir ein neues Format der Diät-Unterhaltung auf und  begründen eine neue Literaturgattung:

Gesellschaft und Leiblichkeit

Farbfotografien leckerer Lebensmittelzubereitung (demnächst auch in 3-D), Super-Rezepte zum Abnehmen, garnierte Geschichten, die sich um Lebensmittelklarheit und -Aufklärung ranken, unter dem Banner des Selbstbestimmungsrechts auf dem eigenen Teller.

  • Beim Neubau einer englischen Großbank in Frankfurt am Main ist Annelie mit der Konzeptionierung und Planungen sowie Entwürfen für eine bedürfnisorientierte Mitarbeiter-Kantine beauftragt.

Wir decken schonungslos die schlimmsten “Diätlügen” auf  und bieten bekömmliche Alternativen zum grauen Grausen der langweiligen, ungenießbaren herkömmlichen Diät-Rezepte.

Die bisher erschienen “Kitchenfiction mit Annelie Schmidtchen”-Beiträge  stehen noch kurze Zeit zum Nachlesen bereit, aber das Beste ist: Die Artikelserie wird fortgesetzt!

 

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