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Diät: Von miesen Tipps zu fiesen Tricks

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Merkwürdig, wie die Zeiten sich ändern: Neuerdings werden immer mehr “Tricks beim Abnehmen” verbreitet, während es früher um “Tipps zum Abnehmen” ging.

Der Unterschied zwischen Tipp und Trick ist nicht so gewaltig, wenn auch in der Tendenz der Trick das scheinbar Unmögliche möglich machen will: Das Ei des Kolumbus oder das Durchschlagen des gordische Knotens sind Lösungen für Probleme, die man zuvor als unlösbar erachtet hatte.

hefe-"Zopf", nicht geflochten

Tipps & Tricks sind Modeerscheinungen; wer sie verbreitet, will Andere belehren und den eigenen Sachverstand beweisen. Hilfreich sind sie, wenn sie einen positiven Effekt bewirken, ansonsten sind sie eigentlich sinnlos.

Beim Spiel ist es sinnvoll, die Tricks der Gegenseite zu kennen und zu durchschauen. Etwa den Trick zu kennen, Lebensmittel als “fettarm” zu deklarieren und den Geschmacksverlust durch Zugabe von Zucker auszugleichen, bewahrt davor, in falsche Erwartungen zu verfallen.

Betrüger arbeiten mit dem Trick, Gewinnchancen vorzugaukeln, setzen Komplizen ein, die vorgaukeln, dass sie im Spiel Gewinn machen, um den Zuschauer zum Mitmachen zu bewegen und ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Dass im konkreten Diät-Alltag die Ernährung mit einer gewissen Arbeit verbunden, und Kreativität gefordert ist, wird meist vernachlässigt, Kochbücher werden gern ins Regal gestellt, was davon umgesetzt wird, steht auf einem anderen Blatt.

Die eine oder andere Warnung vor den Tricks der Falschspieler hatte ich auch in meiner “Abnehm-Tipp-Sammlung” untergebracht. Besonders am Herzen liegt mir noch die Warnung vor dem verbreiteten Irrglauben, Übergewicht sei genetisch bedingt, so dass wir noch warten müssten, bis die Forschung alles erforscht hat. So ein Irrglaube verführt zum Fatalismus, zur Einstellung: “Da kann man nichts machen, alles ist vorherbestimmt”.

Genforschung - nützlich beim Abnehmen?

Ansonsten müssen die Tipps und Tricks erst noch ihre Wirksamkeit beweisen. Wie wirksam ist zum Beispiel die Maßnahme, von blauem Geschirr zu essen, weil dadurch der Appetit gedämpft würde? Wenn es funktioniert, wäre der Tipp gut und es handelt sich um einen wirksamen Trick.

“Blaues Geschirr zur Appetitminderung” funktioniert im Allgemeinen sicherlich nicht wirklich, oder nur, wenn man felsenfest daran glaubt und gleich die Portionen verkleinert.

Aber es gibt ja noch so viele andere Tipps – die dann ähnlich unwirksam sind, vor allem, wenn sie nicht beherzigt werden, wie der Tipp, nur so viel zu essen, bis man satt ist, und nicht, bis der Teller leer ist.

Der Trick mit den Tipps besteht also darin, so viele anzubieten, dass mindesten Einige sich als sinnvoll herausstellen; mit einer gewissen Logik kann man neben die “allgemeinen Abnehmtipps” also noch die “goldenen Diättipps” stellen.

Die goldenen Diättips:

Erstens: Nur nicht untertreiben!

 

Zwei Drittel der LeserInnen finden, mache Diättipps seine “ganz nützlich”, gut ein Fünftel sagt: “Die kann ich doch nicht alle beherzigen”, der Aussage “Im Lotto brauch’ ich auch (mindesten) drei Richtige” stimmt ca. ein Fünftel zu, und fünf Prozent meinen “Das ist nix für mich”.

Was für die Tipps gilt: Möglichst viele anbieten (“nur nicht untertreiben”) und den Lesern überlassen, womit sie etwas anfangen können, könnte auch für die “Abnehm-Tricks” gelten.

Was an den Abnehm-Tipps fies, und was am fiesesten ist

Durch die Überzahl an gut gemeinten Tipps bleibt es den LeserInnen überlassen, sich auszusuchen, woran sie sich halten wollen, und damit sind die Tipps (und später auch die Tricks) völlig unverbindlich.

Am gemeinsten ist es jedoch, wenn man die LeserInnen ins Bockhorn jagt und sie mit falschen Tipps versorgt. “Essen Sie, wann immer Sie wollen und was sie wollen” ist so ein Beispiel, das später meist wieder stark relativiert wird: Zwei gegensätzliche Botschaften werden gleichzeitig ausgesendet, die sich – logisch betrachtet – eigentlich aufheben.

Vermeiden Sie Überforderung und Selbstkasteiung, sonst geben Sie zu schnell auf . Gehen Sie lieber kleine, lustvolle Schritte, als große, schmerzhafte. Belohnen Sie sich schon für kleine Erfolge und verlassen Sie die Perfektionismusfalle.

Diese “Anweisungen” sind nicht unbedingt falsch, aber missverständlich: Was selbstverständlich ist, braucht keine Belohnung. Wer sich für kleine Fortschritte meint, belohnen zu müssen (und wenn der Fortschritt, die Leistung nicht schon Belohnung genug ist), wird sich nämlich bei Rückschritten mit der gleichen Logik selbst kasteien, kann also diesen “Trick” gar nicht durchführen.

Beispiel: Eine eigentlich gesundheitsbewusste Frau erledigt ihre Bügelwäsche und zündet sich nach der Arbeit zur Belohnung eine Zigarette an. Eigentlich sollte die Belohnung in dem guten Gefühl, dass die nötige Arbeit gut geleistet wurde, bestehen. Wenn es also auch nicht ohne Belohnung geht, kommt es doch auf die richtige Belohnung an.

Die kleinschrittige materielle  Belohnung ist also kein geeigneter Psycho-Trick.

Eine Modeerscheinung: “Abnehmen ohne Diät”

Die Masche funktioniert so, dass zuerst einmal “Diät” gründlich madig gemacht wird:

Moderne Diäten geben sich Mühe, den Abnehmwilligen quälende Hungergefühle zu ersparen. Dafür fordern sie oft totalen Verzicht auf gängige Lebensmittel, etwa Getreide- und Milchprodukte. Und sie verlangen intensive körperlichen Aktivität. Wer den hohen Aufwand nicht durchhält, bleibt frustriert zurück. Wer sich nach dem Verzicht auf seine Lieblingsspeisen stürzt, steuert erneut auf Übergewicht zu.

Das kleine Wörtchen “Oft” wird in diesem Statement sicherlich sehr häufig überlesen. Damit erübrigt sich auch die Frage, was an “den meisten Diäten” denn falsch und verbesserungswürdig sei.

Bei der Portionsdiät gibt es den angesprochenen totalen Verzicht keineswegs, aber die wird von den Medien bisher auch noch gar nicht wahrgenommen: Das wird an den Gewohnheiten der Medienschaffenden liegen.

Es folgen Anweisungen zur Verhaltensänderung und natürlich jede Menge an weiterführenden Links. Letztlich also wieder: Die unendliche Beliebigkeit und Widersprüchlichkeit. Ein Teufelskreis an Tipps und Tricks, wenn man so will.

Der zentrale Rat-Schlag,

auf  Dauer sein Leben so unmerklich umzustellen, dass die Lebensfreude bleibt und die Pfunde trotzdem schwinden. Das kann dauern, ist dann aber anhaltend.

wird zum Schlag ins Leere, wenn niemand weiß, wie solches umzusetzen wäre.

Eine “unmerkliche” Umstellung ist ist nicht generell schlecht, oft aber auch so unmerklich, dass die “Umstellung” unwesentlich. Wenn Herr X statt 20 19 Zigaretten raucht, ist das unmerklich, aber kaum weiterführend, kein großer, kein nennenswerter Erfolg, keine Befreiung von der Sucht, oder Gewohnheit.

Es gibt “Tricks”, die funktionieren und schaden doch: “Wenn Sie Lederschuhe reinigen, benutzen Sie nur den Feinwaschgang und waschen Sie sie nie im Kochwaschgang”. Das Ergebnis: Sauber, aber kaputt ist hier noch vorhersehbar – bei Tipps wie “Margarine ist besser als Butter” (oder umgekehrt) treten eventuelle Schäden erst spät und unmerklich ein.

Tipps und Tricks sind also ein schwieriger Stoff, und selten gibt es eine Gewähr auf sie. “Garantiert unverbindlich” trifft  vielleicht am Ehesten zu. Die Unmenge an wohlfeilen Tipps verhindert die Entscheidung.

Tipps, die die Regellosigkeit und Beliebigkeit, die Unverbindlichkeit im Verhalten befürworten, führen jedenfalls in die Irre.

Vielleicht lässt sich das Problem so auflösen: Wer Tipps und Tricks konsumiert, sucht letztlich Rat und Belehrung. Das ist die Haltung, Position eines Schülers; der Ratgeber hätte wiederum die Position des Lehrers. Wer seine Lektion gelernt hat, ist unabhängig vom Lehrer. Wer selbst auf die Problemlösung kommt, ist gleichfalls unabhängig von Anderen.

Viele Fragen, die sich scheinbar stellen, sind einem “kindlichen Ich” zu verdanken, das sich dem “Erwachsenen-Ich” (beide Ichs in einer Person) gegenüber durchsetzen oder positionieren möchte. Viele Fragen, die sich nach dem Motto “Was soll ich…?,  was darf ich… ?,  wie kann ich…?” stellen, sind im Grunde Fragen nach den geltenden Regeln, auf die wir die Antwort im Grunde längst kennen (oder bald kennen werden).

Eine Frage der Konzentration

Je beliebiger die Tipps, desto “verdünnter” sind sie. Dabei reichen zwei Grundregeln, was die Ernährung betrifft.

  1. Gesunde Lebensmittel: “Deine Nahrung sei Deine Medizin”
  2. in der richtigen Menge: “Die Dosis macht das Gift”

Diese Sätze sind jedenfalls weder Tipp noch Trick, sondern echte Leitsätze. Gut, dass wir sie haben. Sie gehören zweifellos in die Sphäre der Lehre von der gesunden Lebensweise, wobei “gesunde Lebensweise”  ja nichts ist, als die Übersetzung des aus dem Griechischen kommenden Wortes “Diät”.

 

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