erfolglos

Adipositas: Die üblichen Interventionen sind meistens erfolglos

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Einerseits soll die “Adipositas-Epidemie” bekämpft werden, andererseits ist ein vernünftiger Umgang mit der Ernährung ein rares Gut geworden. Vernünftig wäre es, beim Essen Grenzen zu ziehen, während in Werbung und Medien das Schlemmen propagiert wird, und dann wieder die “strikte Diät”.
Und auch das Netzwerk Adipositas scheint, laut eigener Presseerklärung, keine Lösung zu haben…
Manchmal bleiben von zwei Seiten Text in der Zusammenfassung nur zwei Zeilen übrig, und eine steht hier nun bereits in der Überschrift. Was da Ende April vom “Kompetenznetz Adipositas” verlautbart wurde, klingt ein bisschen nach “Zwar sind wir eigentlich die Experten, aber irgendwie sind wir auch ratlos”.

Es geht um “Deutschlands schwer wiegenden Nachwuchs”, um Kinder und Jugenlichen, bei denen (bereits) jede(r) Achte erhebliches Übergewicht habe, aber

konventionelle Behandlung und Diäten (sind) kaum Erfolg versprechend

Die “Lebensstiltherapien” als Behandlungsansatz – was immer darunter zu verstehen ist, greifen hier einfach nicht, so das Ergebnis einer Untersuchung.

Gerade bei einem “gesundheitspolitisch hoch relevanten Thema” hätte das Publikum aber ein Interesse, zu erfahren, wer hier wem welchen Lebensstil antrainieren will – und: Wie soll das funktionieren? Ein Dilemma:

Viele Kinder und Jugendliche mit Übergewicht versuchen verzweifelt, zu Hause und in Eigenregie, abzunehmen. Sie beginnen Diäten, die sie oft nicht lange durchhalten. Hinzu kommt die Gefahr, dass sich aus einer Diät heraus Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht entwickeln können. Kontrollierte Therapieprogramme, die das Gewicht innerhalb eines längeren Zeitraums in den Normalbereich bringen können, gewinnen deshalb zunehmend an Bedeutung, jedoch erzielen sie nur in wenigen Fällen den erwünschten Erfolg.

Offenbar wird hier ein Gegensatz von “kontrollierten Therapieprogrammen” und Diäten gesehen – Letztere werden nicht durchgehalten, Erstere sind selten erfolgreich. Warum Diäten oft scheitern, kann ich nachvollziehen. Was an den “kontrollierten Therapieprogrammen” falsch ist, zunächst nicht, denn die werden gar nicht dargestellt, und unter “kontrolliertes Therapieprogramm” lässt sich fast alles zusammenfassen.

Ich finde auch, ein Kompetenz-Netzwerk sollte sich diesen Namen nur wählen, wenn der auch inhaltlich gerechtfertigt ist. Oder gehört “Erfolg” nicht zu “Kompetenz”? Aber, es

… konnte eine Gewichtsnormalisierung von Kindern und Jugendlichen mit Adipositas nur sehr beschränkt bis gar nicht erreicht werden.

Dann ging es noch um Kosten und Nutzen, Aufwand und Sinn der “Lebensstilprogramme”, sowie die schwierige Motivation zum Abnehmen bei kleinen Abnehmerfolgen.
Außerdem zu nennen wäre da noch die Kränkung durch Misserfolge, die Kränkung durch ein mobbendes soziales Umfeld, die “Flucht” in ene hieran  angepasste Haltung sich selbst und den Anderen gegenüber, und vielleicht eine Resignation, die irgendwann eintritt und der Teufelskreis, in dem man sich befindet, wenn Essen, Naschen und (Computer-) Spiele oder soziale Netzwerke als (einziger) Trost bleiben und die unbewusste Vorstellung, zu den Verlierern im Spiel des Lebens zu gehören, sich durchsetzt. Manchmal wird diese Bedürftigkeit als “negativer Narzissmus” bezeichnet – das sollte unds h3ellhörig machen.

Nun ja – Adipositas ist kein Schnupfen und keine Grippe, sondern wesentlich schwieriger zu behandeln; meistens vermutlich. Wenn noch  “…  die Gefahr, dass eine mangelnde Gewichtsabnahme als persönliches Versagen wahrgenommen wird …” hinzukommt, sollte man es doch besser ganz lassen mit der “Abnehmkur”?

Als neues Ziel wurde dann formuliert,

… Ernährungs- und Bewegungsmuster nicht nur kurzfristig, sondern auch dauerhaft so zu gestalten dass sie [die Kinder und Jugendlichen - für Erwachsene dürfte das Gleiche gelten] ein gesundes Leben führen … .

Würden wir hier eimal aufdröseln, welche Elemente einen gesunden Lebensstil insgesamt ausmachen, stellte sich heraus, dass die Konzentration/Beschränkung auf Ernährungs- und Bewegungsmuster doch arg wenig ist.

Ansonsten: Kinder und Jugendliche an einen gesunden Lebensstil heranzuführen, dürfte weniger eine medizinische, als eine pädagogische Aufgabe sein.

  • Gibt es überhaupt Pädagogen im Kompetenznetzwerk, gibt es Lehrerfortbildungen? Welche Forschung findet in diesem Bereich statt, und wer fördert diese?
  • Welches Interesse besteht an einer “Erziehung zur Mündigkeit”?

 

“Weitere Informationen können Sie gerne anfordern bei: Kompetenznetz Adipositas, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München Uptown München Campus D, Georg-Brauchle-Ring 60/62, 5. Stock, 80992 München Dr. Christina Holzapfel, wiss. Geschäftsführerin Telefon: +49 89 289 249 23 / Fax:+49 89 289 249 22 / E-mail: christina.holzapfel@tum.de”

Darüber hinaus wird es bedeutsam sein, auch die suchthaften Aspekte der Fettsucht zu untersuchen; denn die Frage, “Was wird hier eigentlich behandelt?” sollte doch an erster Stelle stehen, um das Pferd nicht von hinten aufzuzäumen.

 

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