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Echtes Essen – Ja, bitte – und kein verfälschtes

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Wir kennen das ja – wer Geldscheine nachmacht oder nachgemachte oder verfälschte in Verkehr bringt, wird bestraft.

Trotzdem gibt es Geldfälscher, organisierte zumeist.

Und wie ist das mit Lebensmitteln?

Auf der Reeperbahn gibt es keine richtigen Döner, sondern gefälschte: Jedenfalls enthalten sie häufig Fleischbrät und Zusatzstoffe, wie der NDR ermittelt hat.

Nehmen wir mal an, die getesten Döner-Griller haben nicht viel Stammkundschaft, und es sei der Laufkundschaft auch eigentlich egal – wenn eine feinzerkleinerte fleischartige Masse zwischen den Dönerbrötchen in triefender Knoblauchsauce mit scharfem Gewürz schwimmt, ist kein Skandal zu erkennen.

Außerdem:  Wann ist unsereins schon mal auf der Reeperbahn, und ist die Erwartung, dort “wahrhaftiges Fleisch” anzutreffen, vernünftig oder absurd?

Letztlich sind die Erwartungen an “echtes Essen” gering – dafür haben wir schon viel zu viele Tests mit negativem Ausgang zur Kenntnis nehmen müssen, wobei die Tests dazu dienen, unter den vielen schlechten Produkten  ein weniger schlechtes mit “GUT” auszuzeichnen – und dieses “GUT” ist eigentlich bedeutungslos, weil das wirklich gute Produkt in der getesteten Rubrik überhaupt garnicht zu finden ist: Da bekommen Kaffeekapseln leidlich gute Noten, obwohl sie aus Prinzip unakzeptabel sind:

Denn die Produktion und “Entsorgung” der Verpackung stellt eine Umweltvergiftung dar, der erzielte Kaffee-Kilo-Preis ist reinster Nepp, die Einführung des Produkts gegen jede Vernunft (außer der “ökonomischen der Kapselvertreiber) bis hin zur überwiegenden Akzeptanz in der Bevölkerung kann nur als Gehirnwäsche verstanden werden…

Insofern haben wir gelernt, mit der Lüge zu leben, mit der Illusion, uns etwas Gutes zu gönnen, indem wir uns über den Tisch ziehen lassen, und die Frage nach Geschmacksverstärkern im Kaffeesektor ist derart tabuisiert, dass sie singulär ist und schräger wirkt, als sie ist: Die Herstellung eines Milchkaffees aus der Kapsel ist nur dank eines tiefen Griffs in den lebensmittelchemischen Zauberkasten möglich.

 

Beipiel: Essig im Test

“Was ist guter Essig” – diese Frage sollte die Recherche nach “Essig – Test” beantworten, und wie Essig getestet wird, wie er schmecken, aussehen und sich anfühlen soll, könnte man bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, die glodene und silberne Medaillen vergibt, nachlesen.

Es gibt Qualitätsstufen, und natürlich gibt es auch gewisse Preisklassen: Das Viertelliterchen “echter” Balsamco di Modena ist ab 25 Euro zu haben, und zum Brauen ist nicht nur Wein verwendet worden, sondern auch ordinärer Zucker – Der Test ist eine Weile her und war auch wahrscheinlich nicht repräsentativ.

 

 

 

 

 

2011 hatte es einen Test der Stiftung Warentest zu Balsamico-Essigen gegeben und die BILD-Zeitung hatte diesen aufgenommen, mit der “schönen” Überschrift:

Balsamico-Essig im Test

Die teuersten Tropfen sind gepanscht!

Mit solchen Überschriften zu agitieren, kann kurzfristig Spaß machen, dann muss noch ein wenig Text folgen:

22 dunkle Essige mit der Deklaration „Aceto Balsamico di Modena“ wurden von den Testern untersucht. Nur sechs schnitten mit „gut“ ab. Leider erfüllten einige nicht die Auflagen, um diesen Namen überhaupt tragen zu dürfen: Drei enthalten nicht genug Säure, bei sechs Produkten stammt die Essigsäure nicht allein aus Weintrauben. Die Tester wiesen Essig aus Zuckerrübe, Mais oder Zuckerrohr nach, … 

- und ein zentraler Vers des Modena-Mythos lautet:

Das zeichnet einen dunklen Aceto Balsamico di Modena aus: tiefbraun und klar, zart und leicht nach Essig, teils nach Holz riechend. Der Geschmack sollte süßsauer und ausgewogen sein.

Ehrlich gesagt - das ist eine Pflaume - irgendwie ja ein ehrliches Lebensmittel - wenn es in diesem Artikel auch nichts zu suchen hat...

In Wirklichkeit ist “Modena” auch nur ein Ort wie “Nürnberg” – ein Ort, der einem Nahrungsmittel mit “geschützter geographischer Herkunft” den Namen leiht – die Schweine, deren Fleisch in den “Nürnberger Würstchen” verwurstet wurden, können ebensogut den “Frankfurtern” zur Verfügung gestellt werden.

Aber der Legende nach lagern in Modena die Essige in kleinen Holzfässchen auf den Speichern der Häuser und sind hauptsächlich damit beschäftigt, zu reifen und ein wenig zu verdunsten, dabei an Wert zuzulegen wie eine Lebensversicherung – ähnlich wie bei manchem französischen “eu de vie” – sicher, es ist vernünftig, derlei Flüssigkeiten auf dem Dachboden zu lagern: Das gleicht auf natürliche Weise Temperaturschwankungen aus und fungiert als klimaneutrale Klimaanlage…

Balsamico-Essig – ohne “Modema” im Namen, kann irgendetwas sein, so scheint es. Süß, tiefbraun, dickflüssig und vielleicht auch noch säuerlich. Das wird – auch in Food-Blogs – gerne zu dekorativen Zwecken verwendet und macht keinen Salat wirklich besser, aber unser “ästhetisches Empfinden” ist mit all den geschönten Hochglanzphotos mittlerweile derart korrumpiert, dass die Wirklichkeit auf unseren Tellern schockiert, zumindest als unschön empfunden wird:

Mit diesem Foto würden weder Maggi noch Knorr auf Kundenfang gehen, und selbst eine Dosen-Fertigsuppe hat kaum je ein “ehrliches Foto” auf dem Etikett. Was Ihr aber bei genauem Hinsehen erkennen könnt, ist, dass sich bei dieser Linsensuppe am unteren Rand des Tellers mehr Essig findet, als man normalerweise an die Linsuppe gibt: Der Essig ist selbst gemacht, in Ruhe gereift, aber nicht überkandidelt. Das ergibt eine milde Säure, bei der man nicht das Gefühl bekommt, sie sei scharf…

Es wird – um hier und für heute zu einem Ende zu kommen – viel unehrliches übers Essen erzählt, anders gesagt: Gelogen, und “niemand” will wahr haben, was wahr ist. Die Einen beschränken sich und haben sich schon so daran gewöhnt, dass sie überzeugt sind, sie könnten Alles essen, ohne zuzunehmen, die anderen essen fast Nichts und nehmen davon zu.

Instant-Suppe wird als “Selbst gemacht” verkauft, den Kartoffelsalat aus dem Eimer hat der Chefkoch persönlich komponiert, und “Eis aus eigener Herstellung” bedeutet, dass der Inhaber der Eisdiele Anteile an einem Lebensmittelkonzern besitzt?

 

 

 

 

 

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