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Die Waage: Nützlich oder schädlich, Mess- oder Folterinstrument?

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Die zentrale Frage am Anfang war:

Muss ich abnehmen, oder will ich es bei meinem Wohlfühlgewicht(?) belassen?

Das ist eine Frage, die per Ferndiagnose nicht zu beantworten ist. Allerdings stehen so einige Formeln parat – da lässt sich der BMI berechnen, das Normalgewicht, das Idealgewicht, das altergemäß tolerable  Gewicht bestimmen – Stets wird gewogen, gemessen, bestimmt.

Oder es wird berechnet. Kann man die leib-seelische Einheit Mensch berechnen? Man kann und muss das nicht.

Dass es beim Bauchumfang Zentimeter-Werte gibt, ab denen die Mediziner Bedenken bekommen, steht auf einem anderen Blatt.

Eine andere Idee ist die Einteilung in “Typen”, die sich an der Kleidergröße orientiert. Das ist gängige Praxis beim Kleiderkauf, eine einfache Typ-Bestimmung, Typisierung.

Ansonsten kommt manchmal eine merkwürdige Aversion gegenüber der Waage zum Vorschein:

Wir kennen das: Die einen sind ihrer Waage hörig, die anderen sehen sie nicht einmal an, weil sie sich sonst kontrolliert fühlen.

Es ist auch in Ordnung, wenn rundere Formen zunehmend akzeptiert werden und die “Hungerhaken-Models” nicht mehr als Vorbilder akzeptiert werden.
Und es ist nicht in Ordnung, wenn die Waage, die das “Tagesgewicht” anzeigt, gleich noch für die gute oder schlechte Tages-Stimmung sorgt.

Die Frage “Habe ich Übergewicht, muss ich abnehmen?” wird – da hat wohl seitens der Diät-Industrie und ihrer Verbündeten eine Gehirnwäsche stattgefunden – mit einem gewissen Automatismus mit “der Waage” verknüpft.

 

Nochmals: Muss ich abnehmen?

  1. Wenn es Krankheiten gibt, die als Folge des Übergewichts anzusehen sind: Ja.
    Außerdem sollte dafür ein verantwortungsvoller, ehrlicher Arzt zuständig sein.
    Hat das Übergewicht einen “Krankheitswert” oder nicht, sollte die entscheidende Frage sein, und wenn es Gründe, sich Sorgen zu machen, gibt, sollte man etwas tun.
    .
  2. Auch, wenn ich mein – persönlich definiertes – Wohlfühlgewicht erst noch erreichen will, muss ich etwas dafür tun.
  3.  Bei manchen reicht es, wenn sie wollen, bei manchen muss für eine Veränderung erst die Krankheitseinsicht herbei, und die Einsicht in die letztliche Vergeblichkeit des sekundären Krankheitsgewinns.

Der “sekundäre Krankheitsgewinn” ist ein psychologisches Konstrukt. Beim Übergewicht könnte der primäre Krankheitsgewinn darin liegen, zu essen, was und so viel man will.

Zweitens kann man Aufmerksamkeit auf sich ziehen, etwa mit “interessanten” Fragen wie “Was soll ich nur machen?” oder mit Klagen über die mangelnde Toleranz der Umwelt, die zum Essen ja geradezu nötigt.

Sollte das Übergewicht dazu dienen, Abstand zu Anderen oder mehr Gewicht im übertragenen Sinne zu vermitteln, wäre hier an vernünftigen Lösungen zu arbeiten, um zu einem “Gesundheitsgewinn” zu kommen.

 

Nicht jede(r) hat einen “sekundären Krankheitsgewinn”. Aber auch für diese “Fälle” sind die folgenden Aspekte wahrscheinlich ein wertvoller Beitrag zur Motivation:

Der Krankheitsgewinn – kein Nebenaspekt

Warum sollte … nicht auch der Kranke selbst aus seinem Leiden Nutzen ziehen? Manche Kranken tun dies und sogar mit Stolz, etwa indem sie ein Buch über ihren Umgang mit der Krankheit schreiben (Beispiel „Wie ich meinen Krebs besiegte“). Psychotherapeutisch Tätige ermutigen in diesem Sinne sogar häufig ihre Patienten, die jeweilige Krankheit regelrecht zu „nutzen“ (der psychologische Fachausdruck heißt „Utilisieren“). …  Bewusst angestrebter „Krankheitsgewinn“ hat mitunter sogar einen heilenden Effekt: Denn wer seine Krankheit nutzt, wird aktiv.

Man verlässt also zumindest teilweise die „Opferrolle“. Künftig ist es dann nicht mehr nur die Krankheit, die mit dem Kranken etwas macht. Ab jetzt kann auch der Kranke aus oder mit der Krankheit etwas machen. Und die damit verbundenen Gefühle (etwas bewirken zu können, dem Schicksal nicht nur ausgeliefert zu sein) haben zweifellos eine gesundheitsfördernde Kraft. (Quelle)

Und Manche wissen einfach nicht, auf welchem Weg sie ihr Ziel erreichen können. Die können sich aber helfen lassen. Übergewicht vermittelt auch nicht gerade das Gefühl der Selbstwirksamkeit – es sei denn, Du bist im Kampf dagegen erfolgreich.

Zu diesem Thema soll noch ein spezieller Artikel folgen. (**)

 

 Sich wiegen, bringt Zahlen

Wer gesund und stark ist, kann die Waage problemlos verbannen und so die Hassliebe zu ihr beenden:

Wäre es nicht langsam an der Zeit, dass jede Einzelne von uns und wir gemeinsam uns besser um uns kümmern? Uns einfach so gern haben, wie wir sind? Unserem Körper Gutes tun und dafür sorgen, dass er kräftig und stark ist? …  Ich bin nie wieder gewillt, meiner Waage zu vertrauen, wenn es um mein Wohlbefinden, meine Laune und meine Selbstwahrnehmung geht.

Das sich-um-die-Anderen-und-sich-selbst-Kümmern ist sicherlich ein wichtiger Aspekt. Wo aber das Körpergewicht so weit fortgeschritten ist, dass es gesundheitsschädlich ist, wird die “Ich hab’ mich lieb, so wie ich bin” Haltung fatal.

Wer einen Bluthochdruck hat, muss die Hypertonie kontrollieren, ab und zu mal nachmessen, und das geht mit einem Messgerät. Die Hypertonie kann man medikamentös einstellen, das Übergewicht nicht. Ein Messinstrument braucht man n beiden Fällen.

Was im Bekanntenkreis mehrfach zu hören ist:

“Mit der Waage hab’ ich es nicht so. Ich will mich damit nicht noch zusätzlich belasten. Ich will es gar nicht so genau wissen, wie viel Übergewicht ich habe – denn mit dieser Frustration zu leben, fällt schwerer, als ohne…”

entspricht hingegen deutlich einer Abwehrstrategie, einer Vogel-Strauß-Politik, einer Verleugnung.

Wer derart mit dem Messinstrument Waage umgeht, meint oft auch, dass die Differenz von Aktual-Gewicht zu Idealgewicht sowieso unüberwindlich ist, dass “alles” zweclos ist.

 

Bitte, kein “Alles oder Nichts”!

Das mag sein – aber dass jemand, der bei 178 cm Körpergröße 93 kg hält, sich nun unbedingt 23 Kilo bis zum früher einmal empfohlenen Körpergeicht “Körpergröße in cm minus cm über 100 mins 10%” herunterfasten müsste, ist völlig falsch:

Die medizinische Erfahrung hat gezeigt, dass schon 5-10 KG Abnahme signifikante gesundheitliche Vorteile bringen können.

Und von “Fasten” sollte auch nicht die Rede sein; zum “schmerzlosen Abnehmen” gibt es bessere Konzepte.

Es muss auch keinesfalls das schnelle Abnehmen erstrebt werden, sondern das nachhaltige. Dabei kommt aber wieder die Waage ins Spiel. Nicht unbedingt täglich, aber wöchentlich.

50 x 100 = 05.000
50 x 200 = 10.000

Diese etwas vereinfachte Darstellung (Das Jahr hat 52, nicht 50 Wochen) zeigt, dass man – übers Jahr – gar nicht so viel abnemen muss, um 5 oder 10 Kilo abzunehmen. Es ist möglich, ganz ohne Hektik Gewicht abzubauen.

Hier kommt aber wieder die Waage ins Spiel, und eine Tabelle fürs ganze Jahr, in die wöchentlich das Gewicht eingetragen wird – es sei denn, jemand braucht das nicht.

Ich möchte das ausdrücklich anerkennen: Es gibt so einige Leute, die auch ohne ein ausgefeiltes Konzept und ohne Waage abnehmen: Die Fortschritte werden auch so deutlich, entweder beim Treppensteigen, das leichter fällt,  oder bei der Kleidung, die weiter wird.
Aber auch für die Kontrolle, ob ich auch ohne Waage abnehmen kann, ist es manchmal sinnvoll, sich zu wiegen.

In diesem Artikel geht es nur vordergründig um die Waage. Es geht um mehr als ein Messgerät:

Kontrolle, Freiheit, Disziplin, Realitätssinn, Unbeschwertheit, Freiheit von Sorgen und eben auch die Gesundheit sind begrifflich mit der Waage verknüpft.

Mein Konzept zum Abnehmen ist ein Angebot. Es beinhaltet die Kontrolle des Gewichts. Wer ohne Waage auskommen will, kann auch so von der PD profitieren. Keine Waage garantiert nichts, und vom Sich-Wiegen hat noch niemand abgenommen.


 

Der Artikel (Computer-) Arbeit und Übergewicht ist der Anfang einer Artikel-Serie, die beschreibt, wer, warum und wie abnehmen kann, sollte oder will.

Die Artikel der Serie sind am Endes des Artikels (Computer-) Arbeit und Übergewicht aufgeführt.

 

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