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Intervallfasten, die 5:2-Diät

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Liebe(r) LeserIn,
Bei diesem Artikel habe ich gedacht, kräftiges Würzen ist bei der 5:2-”Diät” das Einzige, was sie noch einigermassen bekömmlich macht. Deshalb enthält er sauren Zynismus, salziges Satirepulver, scharfe Ironie, auch einen Hauch wehmütige Bitterkeit – und ein wenig süße Schmeichelei. Ich glaube, er ist ganz gut abgeschmeckt – und wünsche Dir guten Appetit beim kritischen Zubeißen!

 Klaus-P. Baumgardt

“Wir machen es einfach: Keine komplizierten Vorschriften, keine Briefwaage, keine  eigentliche Enährungsumstellung und doch mit fundamentalem, sicheren und zuverlässigem Abnehmen – bestimmt garantiert – fest verbunden!”

 

Das ist gut, das ist schön, und wie immer, wenn ein gewöhnungsbedürftiges Produkt verkauft werden soll, gibt es keinen Haken, hat das Produkt nur Vorteile und ist mühelos zu bedienen, langlebig, gründlich, zuverlässig. Bezahlbar ist es allemal, wer es weiterempfiehlt, bekommt gestaffelten Rabatt, auch der Ratenkauf ist nicht ausgeschlossen, Bonität vorausgesetzt.

Schließlich kennt jede(r) ihren/seinen Körper. Und “der Körper ist ein Gewohnheitstier”. Deshalb sendet der Körper auch Signale, die im Gehirn als Esslust ankommen – und dagegen können und wollen wir uns doch gar nicht wehren – müssen wir auch nicht, denn wir tricksen den Stoff-wechsel aus. Das ist so ähnlich wie Betten beziehen mit Spannbettüchern und geht dann wie von selbst.

 

Bekanntlich hat die Woche sieben Tage – 5+2…

Schieben wir also Gedanken wie “ungesundes Essen macht nicht satt, führt aber zu einer Kalorienzufuhr, die über das gesunde Maß hinausgeht” zur Seite.

Sicher, wir wissen längst, dass Zucker nicht wirklich satt macht und, beim fettarmen Yoghurt zugesetzt, auch nicht auf dem direkten Weg zur Bikinifigur führt.

Insofern kannst Du auch gleich Vollfett-Yoghurt mit Aromen und Fruchtzubereitung essen – der hat üblicherweise so 15-16 Gramm Zucker pro hundert – aber hier ist der Zucker schon ab Werk fertig untergerührt und aufgelöst…

"~ Zucker - gut für die Linie - Du bist schlank wie eine Pinie"

Kritik am ungesunden Essen macht ja wirlich nicht schlank – Kritik verbraucht nicht mehr Kalorien als sofortige Zustimmung, wenn die Werbung etwas Neues anpreist oder Altes in Erinnerung ruft.

Kritik ist anstrengend (“Gegen den Strom schwimmen”) und ein undankbares Geschäft, und als Nörgler will ja auch niemmand dastehen.

 

Unsere Essgewohnheiten lauern im Lebenmittel-Einzelhandel

Also lassen wir in Gottes Namen die Fertigsauce Fertigsauce sein und fragen halt nicht, was der Zucker in der Rahmsauce zu suchen hat, fragen nicht, warum die Hinweise  “Hefextrakt enthalten” und “keine Geschmacksverstärker enthalten” traulich zusammen auf ein und derselben Packung aufgedruckt sind, lieber sollten wir fragen, wieviel “reiche” Gemüsebrühe und teure Kräuter wir für die hausgemachte Version brauchen würden, abgesehen von der Zeit, die beim Fertigprodukt gespart wird…

Bei genauerem Hinsehen merken wir dann, dass es in der Saucen-Pulver-Industrie, um die Kalorien ein wenig zu begrenzen, auch mal mit 15-prozentiger Sahne zugeht, aber nicht mit frischen Kräutern und “gewachsenen Aromen” – das mal als Gratis-Hinweis. Fast umsonst sind auch die künstlichen Aromen, aber wirkungsvoll. Früher fand sich noch das Attribut “naturidentisch”, tja, früher…

Würzkraut - hier mal symbolisch ins Bild gesetzt

Dass Emulgatoren das Mundgefühl verbessern und die Sauce am Ausflocken hindern, sollte auch bedacht sein. Also ist alles gut…

Wenn es dann “so richtig gut” schmeckt, harmonisch und ausgewogen wie gewohnt, können wir uns doch (Händewaschen vor dem Essen – nicht vergessen)  im Einklang mit der Welt, mit Pfanne und Kochtopf, Messer und Gabel fühlen.

Damit das harmonische Gefühl länger anhält, empfiehlt sich: Länger essen, also mehr essen. Wenn die Portion etwas größer ist, ist der Genuss etwas größer. Sicher – das Essen ist zum Schluss nicht mehr allzu heiß – geschenkt.

Der Vorteil von “5:2″ ist ja gerade diese stoische Gelassenheit, mit der ich meinen eigenen Diätfahlern gegenübertreten kann: Nur wer Kalorien zählt oder Portionen protokolliert, setzt sich der Erkenntnis aus, wie die eigenen wankelhaften Steuerungsmechanismen mehr oder weniger schnell und gründlich das Gewicht in die Höhe treiben.

 

Vergiss das Märchen von den Diätfehlern und vom ungesunden Essen!

Ab jetzt wird alles gut: Du darfst bei der 5:2-Diät die zwei Fastentage sogar nach Belieben selbst aussuchen, niemand macht Dir starre Vorschriften, nur Du selbst machst Dir Gedanken, aber nicht allzu sehr, denn das Ende des Diättages ist absehbar, trinken darfst und sollst Du auch, nur mal eben kurz Dich – ach, nur kurze Zeit – bei der Essensaufnahme (Rechte und echte Food-Blogger machen übrigens stylische Food-Fotographie, keine Essensaufnahmen) beschränken, und am nächsten Tag heißt es schon wieder “Du darfst”.

Du wirst auch wollen, weil Du hast ja am Fastentag gelernt, mit weniger auszukommen, und schon ist ein Automatismus am Werk, der bewirkt, dass Du sieben Tage in der Woche vernünftig und massvoll lebst, eigentlich also die “Fastentage” gar nicht mehr brauchst – nur darfst Du nicht Deinen Frust wieder mit Essen beschwichtigen, wenn etwas, irgendetwas, nicht wie geplant funktioniert.

Im Fernsehen jedenfalls funktioniert diese Methode immer: Glückliche Menschen werden von freundlichen Reportern begleitet, manchmal machen die Reporter selbst auch ihre Experimente, vielleicht bekommst Du einen Fernseharzttermin ohne Wartezeit im Wartezimmer, jede Menge Blutanalysen und einen freundlichen Fernsehdoktor-Händedruck: Das motiviert.

Weil es keine veganen Gene gibt, ist der Mensch ein Allesfresser, isst manchmal von allem zu viel. Bei “5:2” musst Du das nur an zwei Tagen pro Woche ändern, das ist heilsam wie eine Fieberkrise und Du kannst mit gutem Gewissen …

Zum Beispiel ;-)

 

Es ist ja auch keine Drohung, wenn der Reporter sagt, in 14 Tagen schaut er noch mal, und in vier Wochen darfst Du Deine Abnehmerfolge vor der Kamera präsentieren – bitte recht glücklich, und in liebevoller Konkurrenz mit anderen Kandidaten, die vielleicht sich schlank-schlafen oder Paleo schaffen. Du tust etwas für Dich und wirst zum Kurzzeit-Star, zum Sternchen mit TV-Erfahrung.

Bitte, stell Dir nicht vor, wie die Zuschauer beim Schauen Chips futtern – das ist bloß ein Gerücht – Du bist doch jetzt Vorbild. Das ist Dein Vorteil, diese Motivation haben die anderen garnicht!

“Na also, geht doch – hab ich doch gleich gesagt: zwei Kleidergrößen weniger, und Du bist jetzt auf dem richtigen Weg!”

Wenn das gesagt ist, ist die Sendung auch gleich zu Ende. Nein, Du hast nicht geträumt – kannst Dir das Video auch beliebig oft noch mal anschauen.

Dass der Diätversuch funktioniert hat, war zu erwarten: Du hast der positiven Erwartung entsprochen. Gut, dass niemand gesagt hat: “Du musst von Dir überzeugt sein”. Das sagen die meisten zu sich selbst, und sind es ja nicht gewohnt, an sich selbst zu glauben. Aber ein Promi, oder ein kompetenter Versuchsleiter, der an Dich glaubt, kann Berge versetzen.

Das Beste ist, die Erwartung kommt ganz beiläufig, selbstverständlich herüber: Ein bisschen vernünftigt-gemäßigt an fünf Tagen, und zwei Tage, an denen Du Dich halt zurückhältst. Du schaffst das, Lotte! (Oder passenden Namen einfügen)

 

Schilda-TV

Beim Fernsehen hat die Diät funktioniert – das ist der Beweis, dass sie funktioniert? Sicher, wer alles richtig macht, macht auch keinen Fehler.

Bei denen, die langsam, aber sicher zugenommen haben, ist etwas schiefgelaufen; das haben wir mit den Schildbürgern gemeinsam, die halt auch nicht wussten, was sie falsch gemacht hatten, als es im Rathaus immer so dunkel war.

Das Vier-Wochen-Fernsehexperiment beweist ungefähr so viel Problemlösungskompetenz, wie die Schildbürger im Sommer hatten; die hatten nämlich bei ihrem fensterlosen Rathaus das Dach abgedeckt, und schon war’s hell im Haus des Rats: “Geht doch!

Von der Problemlage in Herbst und Winter zu berichten – da müssen die Reporter passen.

Die Einwohner von Schilda hatten schließlich durch einen Zufall bemerkt, wo der Fehler gelegen hatte – erst, als sie die Fenster-Frage gelöst hatten, wurden sie glücklich.

Die “Intervalldiät”, in einer 5:2, oder auch 1:1-Variante (man bezeichnet sie auch mal als “intermittierende Diät”, dann klingt das gleich nach wissenschaftlichem Diät-Segen), das paläontologische Urzeit-Fasten oder auch der Schlank-Schlaf – sie alle machen so glücklich wie das Tofu-Fasten: Ein paar glückliche Autoren gibt es wohl immer, und glückliche, aber nicht freilaufende Fernsehleute, die mal wieder einen Auftrag bekommen haben.

 

Die Portionsdiät

Zu blöd, dass in einer von Medien bestimmten Gesellschaft immer auch der Werbe-Etat entscheidet, worüber gesprochen wird, und welche Themen gemieden werden.

 

Mit drei hochmotivierten Frauen im besten Abnehm-Alter den unterhaltsamen “Beweis” zu führen, dass Abnehmen im Wesentlichen einfach ist, ist eine Sache, eine andere: Den Dingen auf den Grund gehen, wirklich schwierigen Fällen zu helfen, oder jenseits der Vier-Wochen-Kampagnen dem Jo-Jo-Effekt vorzubeugen.

Mit dem “Bildungsauftrag” der öffentlichen Medien sind Scheinlösungen (hier: Im Gesundheitsbereich) nicht vereinbar.

Strategien, um tief eingeprägte Gewohnheiten zu kontern und korrigieren kann man nur aufzeigen, wenn man sie kennt. Zunächst einmal sucht und entwickelt.

http://portionsdiaet.de/wissen/gewichts-kompetenz-im-netzwerk-seid-ihr-drin-und-dabei

 

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