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Von Diäten-Tests und Achtsamkeit

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Ökotest hat mal wieder zugeschlagen und “die bekanntesten Diäten” getestet – wobei es sich um einen aktuellen Test handeln soll, aber mal ehrlich: Ist das neu?

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Oder ist es nicht so, dass beim Diäten-Vergleichen letztlich nicht mehr viel Neues herauskommen kann und es auf die eine oder andere Neuerscheinung nun wirklich nicht mehr ankommt?

Achtsamkeit für das, was wir essen

Zwei Äpfel

Mit dem Bewusstsein, dass Alles einzigartig ist, zu leben, ist in der Welt der Massenexistenzen und Massenproduktion nicht so einfach; da sind etwas unperfekte Äpfel ein Anlaß, einmal darüber nachzudenken, oder zu meditieren.

 

 

Wie wär’ es denn einmal damit, eine Diätform, oder eine Ernährungsumstellung oder einen “neuen Lebensstil” mit zu entwickeln, zu optimieren,?

Dass Diät-Konzepte immer nur als “fertig” vorgelegt werden, obwohl sie in Wirklichkeit gar nicht ausgereift sind – wäre doch i9mmerhin möglich.

Also ein Konzept, während es an  vielfältige Bedürfnisse angepasst wird, dabei zu begleiten…

 

Die Entspannungs-Diät

Das würde aber bedeuten, Diät aus dem Status einer jeweiligen Modeerscheinung herauszuholen. In Mode sind momentan die Dukan-Diät, aber auch etwas “ganz Neues”: Die Entspannungs-Diät – “Essen statt stressen”, schreibt “Focus”.

Entspannung als Diät-Prinzip greifen neue Ratgeber auf. Sie heißen zum Beispiel „Schlank durch Achtsamkeit“ oder „Essen statt stressen – ganz entspannt abnehmen“. Aber nicht nur psychische Stressfreiheit, sondern auch körperliche Ruhe macht schlank.  (Quelle)

Haben Sie genug vom ewigen Kampf gegen überflüssige Pfunde?

Ronald Pierre Schweppes formuliert es wohl aus der Sicht eines Nicht-Betroffenen, und gibt mal wieder ein Ratgeber-Buch heraus, das so “tiefe Wahrheiten” wie “Der Mensch lebt nicht vom Brot allein” enthält.

“Das Gefühl von Mangel, das Gefühl, dass irgendetwas fehlt, und die Unzufriedenheit, die dadurch verursacht wird, können Sie nie durch auch noch so viel Essen stillen; dazu müssen Sie herausfinden, wie  Sie sich wirklich nähren können …”

Besser für sich selbst sorgen, statt Erwartungen an Andere zu hegen, ist hier wohl die Maxime, der niemand wird widersprechen können. Nun bräuchten wir noch das Rezept, wie mit den andern “Mängelexemplaren”, den Mitmenschen, die sich selbst als zweite Wahl empfinden und die deshalb auch schon mal bösartig werden, umzugehen ist. In diesem Zusammenhang ist die Antwort natürlich “achtsam”. Dass der Hintergrund so mancher Fiesheit (und: Jeder kehre vor seiner eigenen Tür) auch als Krankheit, als “Mangelneurose” aufgefasst werden kann, steht auf einem anderen Blatt. Dort könnte auch stehen, dass die Betroffenen sich nur selbst heilen können, und Hilfe von außen nur bedingt möglich ist.

 

Abnehmen mit Achtsamkeit

Achtsam – unachtsam

So ein Gegensatzpaar kann recht gut verdeutlichen, worum es geht: “Achtsam essen” ist sicherlich keine Kunst – für Manche aber doch, und zwar eine unerreichte.

Es geht um die Kunst, achtsam zu essen.  Sättigung hängt weniger davon ab, was oder wie viel wir essen; wichtig ist vor allem, wie wir essen.

Der Begriff “Arbeitsessen” gehört zwar in eine bestimmte Kategorie von Menschen, die während eines “Geschäftsessens” auch Geschäfte machen, aber auch ganz normale Angestellte haben das Bedürfnis, während des Essens von der Arbeit zu erzählen – oder von Hausarbeit, die zu erledigen ist.

Da wird auch schon einmal von der Mordswut auf die Kollegen gesprochen, vom Stress mit dem Chef und anderen Widrigkeiten – was derweil mit der Gabel in den Mund geführt wird, aber gar nicht mehr bemerkt.

Wenn doch wenigstens der Grundsatz “mit vollem Mund spricht man nicht” noch gälte…

Wir könnten eigentlich gewisse Rituale beim Essen einführen, zwischendurch – nicht ständig – nachspüren, wie weit die Sättigung gediehen ist. Beim Essen aufs Essen achten, demzufolge kritische Themen während des Essens verbannen. Sollten das Essen als Hauptsache betrachten, wenn wir schon dabei sind, und als Nebensache, wenn wir Anderes zu tun haben: Multitasking macht nicht satt, sondern ist Überbeanspruchung.

So eine Achtsamkeits-Diät zu beurteilen, wird schwierig. Es gibt keinen messbaren Achtsamkleits-Koeffizienten. Achtsamkeit und Wachsamkeit sind nahe beieinander. Auch die Aufmerksamkeit ist im Gleichen Bedeutungsfeld.

Aufmerksamkeitund Achtsamkeit

Aufmerksamkeit für die Situation im Ganzen aufzubringen – die “frei flottierende Aufmerksamkeit” – ist ein Spezialfall der Aufmerksamkeit; auch der kann geübt werden und ist eher anspruchsvoll. Dieser  Wahrnehmungszustand, der alles im Auge behält und immer bereit ist, das Wesentliche auch in scheinbar harmlosen Nebensachen zu entdecken, ist zunächst nach Außen gerichtet.

Demgegenüber ist die Achtsamkeit mehr nach innen gerichtet, vorzugsweise auf den Atem.
Es handelt sich bei der Achtsamkeit gewissermaßen um die Aufmerksamkeit für vegetative und vorbewusste Prozesse.

Nachtrag:

Bei Psychalive gibt es einen schönen Artikel über Achtsamkeit – leider auf Englisch. Wer das Thema wichtig findet, kann sich ja mal wegen einer Übersetzung melden. ΞΞΞΞ

Nachtrag: Da es nun schon ein Institut für achtsames Essen gibt, liegt es nahe, sich dort zu informieren. Allerdings ist das ein zweischneidiges Schwert:

4. Was sind die tieferen Ursachen für Gewichtsprobleme?

Die Sehnsucht nach der Erfüllung seelischer Bedürfnisse kann zu Essstörungen führen. Es ist fast immer der innere Mangel, der zu äußerer Fülle führt. Hinter diesem können sich Traurigkeit, Einsamkeit, Frust oder Überforderung verstecken. Nichtbefriedigtsein führt zu inneren Spannungen und dem Wunsch, die fehlende Zufriedenheit durch Essen wiederherzustellen. Wer nicht bekommt, wonach er sich in seinem tiefsten Inneren sehnt, der wird leicht in die Falle tappen, sich dann wenigstens im Kühlschrank das zu holen, wonach sein Herz begehrt.

Die Argumentation “unbefriedigt -> Essstörung” kann zum Selbstläufer werden. Was ich nicht bekomme, hole ich mir (in Form eines Ersatzes) halt eben selbst. Diese Muster zu erkennen macht sie aber nicht machtlos, bestärkt sie iom ungünstigen Fall erst recht, führt zu einer Verfestigung.

Durch Achtsamkeitsübungen lassen sich diese Muster relativ schnell erkennen und im zweiten Schritt lernt man, sich zu ernähren, ohne Essen als Ersatz zu missbrauchen. Wenn man seine Mahlzeiten in Ruhe und mit allen Sinnen genießt, bietet achtsames Essen tatsächlich all das, wonach wir uns sehnen – Entspannung, Lebendigkeit, Geborgenheit und Zufriedenheit.

Die Mahlzeit selbst als Achtsamkeitsübung wäre auch nicht zu empfehlen. Wohl aber sollte man dem Essen Wertschätzung entgegenbringen. Dabei helfen Regeln (über Zeiten, Grenzen) wie auch Rituale.

Auf besagter Seite finden wir auch Gründe gegen Diäten:

Diäten machen Essen zum Kampf. Gerade solche, die bereits eine lange ‚Diätkarriere‘ hinter sich haben, kennen diese bittere Erfahrung nur zu gut. Ein weiteres Problem ist, dass Diäten nicht an die Ursachen gehen. Niemand kann emotionale Essmuster durchbrechen, indem er ein paar Wochen lang Salat isst. Wenn sich der Hunger nach Leben als Heißhunger auf Pizza verkleidet, brauchen wir keine Glyx-Tabelle, sondern Zeit, Geduld und Verständnis für uns selbst sowie die Fähigkeit, achtsam hinzusehen, was da genau passiert.

Hier wird allerdings das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. “Emotionale Essmuster ” lassen sich zum Beispiel mit der Portionsdiät zuverlässig aufspüren.
Die Ursachen anzugehen, ist erst der zweite Schritt, den auch die “Achtsamkeit” nicht ad hoc leisten wird. Letztlich können auch Achtsamkeitsübungen zu Frustrationen führen, einen Teufelskreis erzeugen – wenn sie nämlich den Erwartungen nicht entsprechen.
Das Moment der Weiterentwicklung und Veränderung müsste wesentlich deutlicher angesprochen werden, wie auch das der überzogenen Erwartungen und Ansprüche.

 

 

Video-Playlist Jon Kabat-Zinn

Interview-Ausschnitt;

Because it’s so popular nowadays, all of a sudden, everybody’s practicing mindfulness. Everybody says they’re practicing mindfulness.  But as I said, this is hard work.  I mean, this is not just a concept.  So it does require, in some sense, a radical change in your own lifestyle to carve out some time everyday to practice.  And I’m serious about this – non-doing.  This is so serious that it’s important not to take too seriously.  And I’m serious about that.  So lots of humor is required.  But it also involves, say, in my case, for instance, getting up early, day in, day out, and making time to just be.  Nothing, having no email, no phone calls, no television, no, you know, nothing.  Just sitting or lying down, you can do this sitting, standing, lying down, walking.  But just devoting some time during the day to what we call “formal meditation practice.”  That’s hard.  Making that lifestyle change is hard and enormous.  And our patients do it by the thousands.  So, it’s like regular people can take to this and do, like ducks to water because it’s like giving your life back to yourself.  But, who’s got time for this crap?  So, it’s much better to talk about mindfulness than it is to actually practice because that’s hard work.

 

Frage an die LeserInnen: Wie steht es denn mit Eurer Achtsamkeit, beim Essen und im Allgemeinen?

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7 Kommentare

  1. Ich finde den Zusammenhang von Diät und Achtsamkeit ja recht wichtig,. Achtsamkeitsübungen, Achtsamkeitstraining sind dabei wohl die wichtigsten Schritte. Im weitesten Sinne auch Genusstraining. Frage mich bloß, wer das immer beibehält?

  2. Mit regelmäßigen Achtsamkeitsübungen fällt es mir wesentlich leichter, gewisse “Naschorgien” zu unterlassen. “Achtsamkeit statt Diät” wäre hierfür das falsche Motto; es geht auch ein bisschen in Richtung Bewusstheit – und wer deren Wert für sich entdeckt, nimmt auch von diesen rauschhaften Zuständen Abstand.

  3. @ Rainer: Das mit dem achtsamen Netzwerk kann schon eine Utopie sein, aber es hat auch schon Utopien gegeben, die wahr geworden sind. Ansonsten gibt es bei den gesellschaftlichen Entwicklungen Gesetzmäßigkeiten, und nicht alles ist kalkulierbar – so der “subjektive Faktor”, und hier gibt es in der von Dir angedachten Richtung doch Entscheidungsspielräume.

  4. Die Unachtsamkeit im eigenen Umfeld kann eine schwere Prüfrung sein. Für die eigene Unachtsamkeit ist man ja auch ein bisschen blind, und am liebesten wär’ ich es auch, wenn mir die Unachtsamkeit “entgegenschlägt”. Dann wieder würde ich mir ein “Netzwerk der Achtsamkeit” wünschen, aber das ist wohl Utopie.

  5. Besonders unangenehm und widerwärtig finde ich es, wenn ich mir beim Kochen Mühe gegeben habe – sozusagen “achtsam gekocht” habe, und die “Mannschaft” würdigt meine Arbeit nicht im Geringsten. Für viele Frauen ist dieser Zustand schon normal, und sie tischen lieblos Gekochtes auf.

  6. Mit dem Gegensatz Achsam-unachtsam oder auch achtlos wird das Problem doch immerhin verständlich. Das Buch “Achtsam statt Diät” ist übrigens zur Zeit ausverkauft, also ist es auch auf eine Nachfrage gestoßen.

    • Ich sehe bei der “Diskussion” allerdings ein Problem: Wer an den Gegensatz von Achtsamkeit und Diät glaubt, wird bei “Portionsdiät” ganz achtlos wegschauen, selbst wenn es hier durchaus um Achtsamkeit und bewussten Umgang geht.

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