gesundheitsfoerderung

Gesundheits-Förderung

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Gesundheitsförderung - und natürlich “Was bedeutet das genau?” – dazu hat Eva Laspas eine Blogparade eröffnet, davon hatte ich gelesen, und zufällig anschließend Radio gehört – Sonntag früh, von 10 bis 12, gibt es beim HR immer nette Interviews, viel gute Musik, und, weil Tag des Herrn, ohne Werbeeinblendungen.

Jochen Busse, Kabarettist, im Interview, und von der Stimme her ist absolut nicht zu erkennen, dass er schon 75 ist: Der Mann ist offensichtlich gesund und fit, ständig auf Tournee, fängt den Tag mit Hula-Hoop an, macht Yoga und einen kurzen Power-Mittagsschlaf – und wäre er geistig nicht fit, wären seine Auftritte auch nicht ausgebucht. “Ernährung” war hier gar nicht, überhaupt gar nicht, das Thema, sondern die Art zu denken, sich den Zeitumständen gegenüber zu positionieren und auch mal erst in der vierten Ehe glücklich zu sein, aber nie auf den Wunsch nach Zweisamkeit zu verzichten.

Busse führt ein offenbar gelungenes Leben, nicht ohne Spannungen und Brüche, aber offenbar gesund. Insofern zeigt er, dass es gerade im Alter  auf die Gesundheit ankommt.

Bei einem Vortrag von Michael Pollan musste ich schmunzeln, als er meinte, das Publikum, das zu ihm komme, um zu erfahren, wie man sich bewusst ernährt und nicht den Manipulationen der Lebensmittelindustrie erliege, sei nicht die Klientel, die diese Informationen nötig hätte – sondern sei bereits bestens informiert. Anders gesagt: Die Schlanken hören sich an, wie man/frau schlank bleibt, und die Dicken sind nicht per Vortrag zu erreichen.

 

Übergewicht und Gesundheit

Was die Gesundheitsförderung für einen übergewichtigen Personenkreis betrifft: Die sollte für die halbe Bevölkerung nötig sein – wenn die Statistiken stimmen, für weniger “Beteiligte”, wenn stimmt, was Manche sagen, dass ein leichtes Übergewicht gerade günstig sein könne…

Hier ist ein Umdenken angesagt, in unterschiedlichen Ebenen:

  • Zum Einen: Dass es eine Ess-sucht gibt, ist anzuerkennen, ohne Stigmatisierung, aber im Interesse der Klienten. Als Binge-Eating hat sie ihren Platz bei den Essstörungen, neben der Magersucht, der Anorexie.
    Essen kann zu rauschhaften Zuständen führen, deshalb ist das Ziel der “Therapie”: Nüchtern leben, nüchtern erlebnisfähig werden.
  • Solche Ess-Störungen entstehen innerhalb gestörter Systeme, und die Störungen haben verschiedene Ursachen – unabänderliche aus der Vergangenheit, aber auch aktuelle, aber häufig in der Beziehungsebene begründete.
  • Die besten Tipps und Tricks zu besserer Ernährung und Bewegung werden hier ihr Ziel verfehlen, denn:

Sucht und verfehltes Glück Die Essüchtigen werden schon als Kinder angefixt – Comfort-Food steht in unbegrenzter Menge zur Verfügung, Essen wird als Belohnung verwendet (erlangt so eine unangemessene Bedeutung) oder zum Verwöhnen gebraucht, dient als Verpackung für Spielzeug (Ü-Eier), Grenzen gibt es unter dem Gesetz des “Laisser faire” keine.

Die “normale” Erlebnisfähigkeit ist beim “süchtigen Charakter” endlich gestört – da liegt wohl jeder Fall anders,  und doch oft ähnlich. Wenn Ängste und Depressionen mit dem “Objekt”, dem Suchtmittel, weggedrückt werden sollen, können wir auch an “Betäubung” denken, an Narkose, und sind dann schnell bei der mythologischen Figur des Narzis, dessen Name sich – tatsächlich – von “Narkose” ableitet (das Thema “Narzissmus” handelt, kurz gesagt, von Personen, die sich selbst in übertriebener Weise lieben).
Oder die Frage “Werde ich gemocht, gefragt, gewollt” schwingt allzu stark mit – und wenn sie im Raum steht, wird das Problem der möglichen Ablehnung möglicherweise vernebelt.

Auf der Beziehungsebene scheint es sich hier um einen hoffnungslosen Fall zu handeln, aber es ist natürlich möglich, die zugrunde liegenden Beziehungsstrukturen zu erkennen, die Dysfunktionalität des süchtigen Verhaltens zu verstehen; die “Krankheitseinsicht” zu erlangen.

Das könnte vielleicht besser gelingen, wenn ein verständnisvolleres Gegenüber ein Einsehen hat, denn mit Abwehr und/von merkwürdigen, hefigen Bedürfnissen  ist  zu rechnen.

 

Präventions-Zauberei?

Diät - Grundsätze gesunder Lebensweise - zum Artikel Das uneingeschränkt empfehlenswerte gesundheitliche  Zaubertool wird oft missverstanden und verkannt, genau genommen eigentlich missbraucht. Es ist auf geistige und körperliche Gesundheit sowie eine stabile Psyche ausgelegt, und soll für die Balance von Arbeit und Ruhe, Essen und Trinken und so weiter sorgen.
Von der antiken Lehre von der gesunden Lebensweise - díaita (δίαιτα) – sollten wir uns ruhig wieder inspirieren lassen.

Wichtig ist hier, die Polaritäten korrekt zu wählen – wer die Balance von Essen und Schlafen anstrebt, kann unmöglich den gesellschaftlichen Anforderungen genügen – das hat uns die “kluge Else” gelehrt, und dass Mythen und Märchen mehr als Unterhaltung sind.

So gesehen, kommt auch der Orientierung über unsere gesellschaftliche Rolle eine große Bedeutung zu, und gesundheitliche Förderung muss innerhalb der traditionalen Zusammenhänge auch auf gesundheitliche Selbstbestimmung zielen, wobei Selbstfindung und Mäßigung ja keine Gegensätze sein müssen…

Die Gesundheitsförderung, wie sie innerhalb gesetzlicher Regelungen hierzulande betrieben wird,

(“Handlungsfelder der Primärprävention nach § 20 Abs. 1 SGB V sind:
(1) Bewegungsgewohnheiten,
(2) Ernährung,
(3) Stressmanagement und
(4) Suchtmittelkonsum;

scheint allerdings wenig effektiv zu sein, wenn sie auch viel verspricht.

Die Vorgaben, wer hier tätig sein darf, wessen Arbeit von den Kassen honoriert wird, bedeuten:Es darf hier auch nicht Jeder tätig sein.

Gleichzeitig nimmt sich die Unterhaltungsbranche des Themas an, und die Lebensmittelindustrie liefert versalzene und überzuckerte Ware, die dem zunehmend von ihr geformeten Durchschnittsgeschmack entspricht. Die Politik setzt nicht mal einen Warnhinweis auf Ketchup-Behältnissen durch (“Achtung, ein Esslöffel hiervon enthält einen Teelöffel Zucker”).

Extra sugar can be hiding in your canned
fruit, too.
For example, choosing pineapple in
juice eliminates 10 grams of
sugar per serving over the same fruit
inheavy syrup.
And take a look at the sugar in soda (Quelle)

Da heißt es stark sein und sich zurückhalten. Und welche Probleme das bedeuten kann – kann das nachvollziehen, wer sowieso “immer schon” gesund gelebt hat?

 

 

Liebe(r) LeserIn!

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3 Kommentare

  1. Pingback: Gesundheitsförderung - Einladung zur Blogparade

  2. Lieber Klaus-Peter, danke dir für deinen feinen Beitrag – diese “Anfixung” bei Kindern – wenn man das einmal richtig überdenkt… besonders diese Ü-Eier… Prost Mahlzeit.
    liebe Grüße
    Eva Laspas

    • Ja, in den USA sind die in Lebensmitteln verpackten Spielsachen – glaube ich – schon verboten; die Sammelbildchen als “Vorfahren” hatte man früher auch in Zigarettenpackungen – alles als Anreiz gedacht.
      Ich bin kein Marktforscher – aber die meisten Ü-Eier werden wohl von Erwachsenen gekauft – die gehen dem also auch (noch) auf den Leim ;-(

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