fehlentscheidung

Scheitern, stranden, sichere Häfen

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Blogparade: #Gegenwind – Was tun bei Fehlentscheidungen, Rückschlägen und Kritik?

Frank Albers ist Gastgeber bei der Blogparade zum “#Gegenwind” – und wie das so ist: Fehlentscheidungen kommen vor, Fehler werden gemacht, “Shit happens”. Das geht mir ja auch so. Ich hatte gestern abend nur noch das Motto “Heiter scheitern” im Kopf, von dem der erste Beitrag auch handelt, fand dann die Wortherkunft von “Scheitern” ganz interessant, und habe mal geschaut, was ich so aus dem Ärmel schütteln kann:

Scheitern und Kentern

“Scheitern” hat als Wort mit “Scheit” zu tun, dem Holzscheit, und ein Schiff, das sich in seine Bestandteile zerlegt, scheitert. Dann geht nix mehr, das ist schlimmer, als nur gekentert, schlimmer als “aufgesetzt”, gestrandet.

Solidarität mit Flüchtlingen

Etwas scheitert also an etwas, die Überfahrt am Seegang, die Beziehung an der Inkompatibilität der Partner, der aufrechte Gang am Bein, das einem gestellt wird, die Flucht am Sauerstoffmangel – ein Kühlwagen ist ja kein klimatisierter Reisebus.

Soll heißen: Es gibt unterschiedliche Grade des Scheiterns, und viele Möglichkeiten, es zu interpretieren. Fühlt man sich am Scheitern Anderer mitverantwortlich, fühlt man auch den Impuls, zu helfen?

In der Wissenschaft benutzt man Experimente, um Annahmen zu überprüfen, kann dabei aus Fehlern lernen, oder ewig weiterexperimentieren unter Optimierung der Versuchsbedingungen – wenn Kernfusion möglich ist, müssen wir das doch einfach erforschen, koste es, was es wolle. Dieses Experiment wird qua Definition nicht scheitern, denn es dient ja der Grundlagenforschung.

Soziale Experimente sind wegen der vielen Variablen kompliziert, wir machen sie auch im großen Maßstab ohne wissenschaftliche Begleitung, wenn doch auch für Sozialwissenschaften kein Geld da ist, weil die Gelder gestrichen wurden, weil Sozialwissenschaft doch dazu tendiert, immer gleich kritisch zu werden – was sollen wir denn auch immer alles hinterfragen?

Andererseits gibt es merkwürdige Mega-Experimente, deren Sinnhaftigkeit sich nicht auf den ersten Blick erschließt: “Wie fahre ich einen Konzern an die Wand unter Verwendung “gefakter Software”, erziele also eine größtmögliche Wirkung mit kleinem Aufwand?”

Daneben – oder mittendrin – bleibt das Individuum in seiner Nussschale, die im Wasser treibt oder gegen den Wind segelt,  und überlegt sich, wie es ein Scheitern vermeidet, oder warum es damals einmal gescheitert war, wie und wann es wieder festen Boden unter die Füße bekommt und vor allem, wohin die Reise geht.

Heiter st so ein Scheitern in keinem Fall. Schon gar nicht in Beziehungsdingen, und bei einer gescheiterten Ehe ist es auch nach dem Scheitern noch so, dass zum “Wie gehtst Du damit um? immer noch Zweie gehören.

Nach der Pause: Sturm oder Flaute?

An diesem Punkt musste ich das Schreiben unterbrechen, und hatte kurz noch das Bild der schwimmenden Nussschale vor den Augen, die doch bald stranden, auf dem Boden der Badewanne aufsetzen wird, nachdem ich den Stöpsel gezogen habe.

Und habe, wenn mir  der Vergleich mit der Odyssee auch gefällt, doch das Thema “Wie gehst Du mit Fehlentscheidungen, Rückschlägen und Kritik um?” leicht verfehlt.

Ursprünglich wollte ich von gescheiterten Diäten sprechen – aber auch das “Fehlentscheidungen identifizieren, Rückschläge überwinden und Umgang mit Kritik” lässt sich auf mein Thema beziehen.  Schiffbruch, Mast- und Schotbruch waren ja während der Odyssee ziemlich normal, und immer war “weiter” die Devise. Es gab aber auch Situationen, in denen nur ein vorbeugender  Griff in die Trickkiste das Leben der Helden und ihres listenreichen Anführers gerettet hat. Wie die Geschichte ausgegangen ist, wisst Ihr ja – deshalb die Rede vom “sicheren Hafen”. Also, auch wenn man wieder zu Hause ist, muss noch so einiges aufgeräumt werden, das Leben ist offenbar ein einziger Kampf…

Die Sache mit den Fehlentscheidungen ist ja relativ. Ein Auto zu halten, kann völlig falsch sein, wenn es vor lauter Reparaturen ein Fass ohne Boden ist. Aber pauschalisieren sollte man da auch nicht, denn

a) Es kommt drauf an
b) es hängt von verschiedenen Faktoren ab
c) es gibt kein pauschales Rezept ;-)

Was (gar) nicht mehr funktioniert, sollte man als irreparabel beenden, nach dem Motto “Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht”, was noch nicht funktioniert, kann eine 2. Chance bekommen. Ja, die Portionsdiät kommt nicht so recht voran. Die Leserzahlen stagnieren – Flaute.

 

Raus aus der Flaute…

Während der Flaute ein bisschen Rudern? Weit kommt man damit auch nicht.

Bei Konzepten für Problemlösungen, wie “Diät” fürs Abnehmen, muss man noch mal nach den beeinflussenden Parametern schauen, und akzeptieren, dass man vielleicht doch einen Denkfehler im Programm hatte, vielleicht das falsche Ziel angepeilt, oder das Ziel falsch anvisiert hatte.

Es gilt, negative Vorerfahrungen zu “neutralisieren”, unschädlich zu machen und den ProbandInnen die Entscheidung zu “eröffnen” (überlassen), sich in den Status eines handelnden Subjekts zu versetzen. Selbstkontroll-”Mechanismen” können, müssen aber nicht hilfreich sein.

Mit einem Patentrezept hätte die Portionsdiät Rückenwind, aber das gibt es nicht. Allerdings gibt es Scharlatane, die behaupten, sie hätten es, und sich zum Beispiel mit dem Verkauf von Diät-Ratgeber-Büchern eine goldene Nase verdienen, oder auch nur ein wenig Aufmerksamkeit erhaschen.”Low carb”, “vegan” und “intuitiv” sind die neuen Bestseller, für die noch richtig Geld ausgegeben wird – ob diese Diät-Ratgeber-Bücher dann wenigstens unterhaltsam sind?

Bei Gegenwind gilt es bekanntlich, gegen den Wind zu kreuzen – das ist auch keine große Kunst, macht bloß etliche Wenden erforderlich.

 

Kritik handhaben

Gegen konstruktive Kritik habe ich nichts einzuwenden – die betreibe ich ja auch selbst. Kürzlich die “Deutsche Gesellschaft für Ernährung” betreffend:

kritik dge

“Kurz” trifft es zwar nicht ganz – aber es ist auch nicht allzuviel geworden, und vor allem sachlich geblieben.

Konstruktive Kritik, sinnvolle Ergänzungen gar, sind mir stets willkommen. Nicht-konstruktive Kritik, destruktive Kritik ist hiervon zu unterscheiden; das fällt nicht schwer, denn das Meckern hat seine eigene Tonart, muss auch mal sein, muss ich auch mal aushalten.

Berechtigete Kritik sollte ein Anstoß zur Korrektur sein – das fällt dem Einzelnen nicht unbedingt leicht, und wie Institutionen damit umgehen, ist eine gesonderte Frage. Vielleicht eine Frage der Lernfähigkeit, vielleicht eine der demokratischen Willensbildung. Dass mal eine Kurskorrektur nötig wird, ist ja kein Beinbruch, sondern ganz normal. Bloss immer so weiter, wie gehabt – na ja, Ihr wisst schon…

 

 

Liebe Leserin, lieber Leser,
 
dieser Artikel hatte sicher nicht den Anspruch, sämtliche Unklarheiten über “Scheitern” oder “hinfallen und sich wieder aufrappeln” zu beseitigen. Wenn Ihr ein paar Anregungen mitnehmen konntet, ist das ja schon viel. 
Zu “Gegenwind” habe ich gerade kein passendes Foto, aber dann halt etwas anderes mit Wetter: Feldberg/Taunus in Wolken, hier auch im Format 1440×900 px .

Speziell für die, die den Artikel ganz gelesen haben. Ach ja, noch etwas:


 

 

 

 

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3 Kommentare

  1. Hallo Klaus-Peter,

    wie Du siehst, habe ich den Artikel zu Ende gelesen. Ein schönes Bild vom Feldberg ;-) . Sehr umfangreich, sehr persönlich und sehr viel Gegenwind. Mir scheint aber auch, dass Du zum Ende hin doch wieder die Kurve gekriegt hast und – so glaube ich heraus zu lesen – auch wieder neuen Mut gefasst hast. Ich wünsche Dir viele Erfolg mit Deinem Blog, auch, wenn Kurskorrekturen notwendig sein sollten. Willkommen im Club ;-)

    Liebe Grüße

    Frank

    • Kurskorrekturen sind nun mal nicht nur im privat-persönlichen Bereich nötig, sondern auch im gesellschaftlichen. Mit den Denkmodellen, “Lösungen” von vor 40 Jahren richten “wir” heute Schaden an, deshalb auch der Link zum Artikel über die Ernährungsempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung im Beitrag.

  2. Pingback: Abnehm-Alphabet – was wir außer dem Fett loswerden | Portionsdiät

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