croissant

Humor und Feindbilder – Karambolagen-Weichenstellung

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Liebe(r) LeserIn,

natürlich geht es hier immer noch primär um die Kantine der Global Collecting & Entrusting Bank (GCEB) und ums Betriebsklima dieses Geldinstituts, das von der rennomierten Unternehmenssoziologin Annelie Schmidtchen beraten wird, die wiederum mich konsultiert, weil es damit ja auch um Diätfragen geht.
Ich darf die Protokolle unserer Besprechungen auf den Seiten der Portionsdiät notieren, weil diese ohnehin nicht gelesen oder ernstgenommen werden – also öffentlich wesentlich sicherer und besser getarnt untergebracht sind als auf der privaten Festplatte.

Um den küchentechnischen Erfordernissen unsereer Zusammenkunft gerecht zu werden, schlug ich Annelie vor, eine Regelung zu treffen, derzufolge in der Kantinenküche der GCEB Gusseisenepfannen zu verwenden sind.

Englisches Frühstück - es fehlt noch der kross gebratene Schinken

Gusseisen ist unverwüstlich und gegenüber Teflon um den Faktor 20 umweltfreundlicher, weil haltbarer und damit ressourcenschonend, “… und wenn die GCEB schon Perspektiven für die nächsten 200 Jahre entwickeln will, sollte sie in der Küche und bei Eisenbahnschienen auf Gusseisen setzen”, meinte ich, weil ich mal von einem ehemaligen Metaller gehört hatte, dass Gusseisen zwar nicht rostfrei ist, aber im Gegensatz zu manchem Stahl quasi nie durchrostet…

Mit Knoblauch gespickter Schweinebraten, kalt aufgeschnitten

Annelie fand das “im Prinzip einleuchtend”, wollte den künftigen Kantinenchef allerdings nicht bevormunden, notierte den Punkt aber gleichzeitig in ihrem “Lastenheft”, zur Rücksprache mit London, und als Punkt, der bei der Auswahl des Personals diskret abgefragt werden würde.

Live-food-Foto (c) Annelie S.; "Mit einemn aktuellen Handy ist Food-Fotografie doch echt kein Ding: Sorge für ordentliches Licht, ein bisschen Hntergrund und halte drauf: eine Sache von Sekunden"

Beim Punkt “Wenn Saft, dann keine Konserve” waren wir uns einig, bei der

Frage nach “dem Humor “des Türken”"

waren Beide schon bei der Frage, wohin welche Anführungszeixchen gehören, unsicher, und damit nicht mal uneins.

“Wahrscheinlich haben die Türken den schöneren Humor”, meinte ich, um zu überspielen, dass ich eigentlich gar keine Meinung hierzu habe, und mir diese erst BILDen müsste. Aber ein bisschen recherchieren (in anderen Worten: “Spionage betreiben”) konnte ich ja doch, im Internet, und fand Folgendes:

In der Türkei “… ist Satire ein Volkssport.”
So steht es jedenfalls im Spiegel geschrieben – der Karrikaturist Hayati Boyacioglu hat in Berlin Germanistik studiert, “Das Eigene wird in das Fremde eingebracht, Eigenes und Fremdes gehen eine Symbiose ein. Nichts bleibt so, wie es vorher war. ” (Quelle)

Das Männlein in grün hält den Schlipsträger davon ab, bei die Referendum mit “Nein” zu stimmen, denn “wie aus dem Nichts” ist ihm plötzlich die Eingebung gekommen, dads allen, die gegen die Verfassungsänderung stimmen, die Hände verdorren werden.  Wieder beim SPIEGEL, ist zu lesen:

Wenn die Rede auf Humor kommt, wird Hayati Boyacioglu ganz ernst. “Was mich am meisten ärgert”, sagt der in Berlin lebende Türke, “ist, wenn die Deutschen sagen, wir Türken hätten keinen Humor. Dabei ist es genau umgekehrt. Die Deutschen sind humorlos, sie schämen sich sogar, Gefühle zu zeigen”.

Ich war fassungslos, es brach mir das Herz: Meine Humorlosigkeit und meine Scham über die eigenen Gefühle musste ich mir von einem Fremden, einem Deutschtürken, attestieren lassen? Und auch, dass “wir” dabei sind, einen widerlichen Religionskrieg vom Zaum zu brechen, war gesagt worden. Ich stand da wie ein nasser, verschämter Pudel – oder fühlte mich jedenfalls so.

Aber noch besteht Hoffnung – Annelie hatte da noch eine passende Grafik gefunden:

Sie  war der Meinung, dass der Handelsblatt-Herausgeber hier besser Schein und Sein unterscheiden müsste:

“Erdogan will doch nur spielen – mit unserer Angst natürlich auch. Aber auch schauspielern, sich als starken Mann darstellen; das ist, als hätte Gauck China damit gedroht, er könnte  Peking besetzen und in China Deutsch als Amtssprache einführen”.

“Weil Du ihn gerade erwähnst: Dass er “über sieben Brücken musst Du gehen” sich zu seinem Zapfenstreich gewünscht hatte, war vielleicht seine reifste Amtshandlung überhaupt”, sagte ich, weil mir zum Ex-Zonenpfarrer wirklich überhaupt garnichts einfiel. Aber Annelie war noch gar nicht fertig mit ihrem Gedanken zu den Religionskriegen:

“Der Ruf nach “dem Bürgertum” – das ist doch hier wie dort immer das Gleiche: Er (der Ruf) verhallt, weil sich niemand angesprochen fühlt. Es gibt Bürgertum, Kleinbürgertum, Spießbürgertum, runtergekommenen Adel, aufgestiegene Bauern, Arbeiter mit Professoren in der Nachkommenschaft, Beamte im mehr oder weniger gehobenen Dienst. Was ist mit dem “Mythos Bildungsbürgertum”, mit Akademikern in prekären Verhältnissen, was mit dem “Bürger in Uniform”? Oder war “die Bourgeoisie” gemeint? Gibt es bürgerliche Kurden?”

Ich versuchte eine Zusammenfassung:

“Jedenfalls orientiert die Türkei sich nicht mehr an der EU, viele waren von der “westlichen Zurückweisung” frustriert und haben auf einen nationalen Durchbruch der Wirtschaft gesetzt – wenn auch Handelsbilanzdefizit und absehbare Ressourcenerschöpfung darauf hindeuten, dass hier auf Sand gebaut worden ist.
Ob es sinnvoll ist, von einem erstarkenden globalen Nationalismus auszugehen, oder eben von regionalen, nationalen Phänomenen – die auch wieder vorbei gehen können?”

 

 

Annelie verwies auf die “Sache mit dem Wilders”, verlässt sich bei “sowas” aufs Bauchgefühl und hatte “dem Kerl” gegenüber immer nur eine “innere Ablehnung” gespürt.

Ich ergänzte, dass die Demontage der Demokratie verdammt schnell gehen kann und vielleicht auch nicht mehr – jedenfalls nicht ohne Weiteres – repariert werden kann. Die “komplette Entdemokratisierung der Türkei” wird hierzulande öffentlich als reale Möglichkeit diskutiert, und es gilt:

Faschistisch sind natürlich nur die anderen

So zu lesen in einem Brief aus Istanbul, dort zu sehen auch ein

“Türkischer Gruß” – in meinen Augen ein Vögelchen mit Hörnern; Vielleicht ist es auch eine Fingerübung aus dem türkisch modifizierten QiGong, Teil eines “… politischen Bäumchen-wechsle-dich-Spiels”, vielleicht ist es die Hand, die gerade bei der Demontage der Demokratie angelegt worden ist.

Angesichts dessen sind hiesige Parteitage auch nur noch leere Rituale mit alten Worthülsen, solange Hasspredigten nicht als solche benannt und behandelt werden, ist auch ein sorgloses “Arm in Arm und Seit’ an Seit’” vollkommen ausgeschlossen.

Annelie hatte mir ein “Snippet” vorgelegt, das sie wie folgt kommentierte:

“Dieses “Die Demokratie stirbt im Dunklen” unter dem Titel hatte ich kürzlich eher zufällig entdeckt – “die Demokratie geht vor die Hunde, und keiner merkt es”, sinngemäß – das findet sich sinnigerweise über einem Artikel, der über Kürzungen beim amerikanischen”Essen auf Rädern” berichtet, das von Regierungsseite aus als “nicht effektiv” bezeichnet wird.
Alten, die zum Selbst-Kochen nicht mehr fit genug sind, eine anständige (?) Mahlzeit zu liefern, so dass sie noch in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können, wird also ohne Not die “Endstation Heim” zugemutet – allerdings müsste man ihnen mangels Plätzen wahrscheinlich einen Wohncontainer oder ein Zelt mit Feldbett geben, wenn überhaupt: “Sollen sie doch verrecken, who cares, und auch “Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not” heißt das doch im Klartext!”

“Weil es nicht ums Gemeinwohl geht, sondern um eine Erfolgsideologie, bei der der Misserfolg als selbst verursacht, schuldhaft und strafwürdig gewertet wird”, meinte ich, und

“Vor allem finde ich das Argument, Hilfe im sozialen Bereich müsste “effektiv” sein, also wohl gewinnbringend und lohnend,  zynisch und unmenschlich.
Als Kind, ich hatte gerade Lesen gelernt oder war noch dabei, habe ich in einem illustrierten Geschichtsbuch Bilder von Suppenküchen in Berlin gesehen – das war in der Wirtschaftskrise in den 20-er Jahren.
Und heute soll hilflosen Alten selbst das verweigert werden? Wir können als Gesellschaft doch nicht verleugnen, dass jede Rente, die unter dem Existenzminimum liegt, zu niedrig ist.”

Annelie führte hierzu aus:

“Trump kann sich in Bälde mehr als eine Altenpflegerin privat leisten, und so kümmert es ihn nicht, was mit den Armen ist, die im kleinbürgerlichen Weltbild ja nicht vorgesehen sind.

“Security and prosperity” für die Nation oder “Gerechtigkeit und kulturelle Werte” für die Welt: Ich weiß ja nicht, ob das ein “Entweder-Oder”, oder zwei Waagschalen sind, die ausbalanciert werden müssen.”

 

Ich finde, das war eine mutige These, zumal eine Fragestellung, die ihren eigenen Wert hat, und meine bescheidene Schlussbemerkung, dass es nicht nur auf die Brühe ankommt, sonder auch, was darin schwimmt, entscheidend ist,fand die Zustimmung der Unternehmenssoziologin.

Unsere Schlussthesen formulierten wir dann in entspannter Stimmung, bei einem Glas “Whiskey für Priviligierte” – was es mit dem auf sich hat, sollte ich ein Andermal erzählen.

Fünf Thesen für nachhaltiges Banking:

  • Wirtschaftspolitisch stehen in gewissen Kreisen die Ablehnung von “Isolationismus” und die Forderung nach  “fairem” Handel auf der Tagesordnung. Isoliert – eingesperrt oder ausgegrenzt als Produzenten von   “Fake News” werden gleichzeitig die Pressevertreter, womit wesentliche Funktionsbedingungen der Demokratie außer Kraft sind – das ist wie wenn man einem Auto die Zündkerzen entfernt, und, wenn es abwärts geht, sagt: “SWchaut mal, es fährt doch noch”.
  • So lange egoistische, “nationalistische” Praktiken praktiziert werden, kann eine demokratische, konsensuelle und bedürfnisorientierte Wirtschafrts- und Sozialordnung nicht geübt werden.
  • Das berühmte “Haar in der Suppe” ist manchmal nicht zu vermeiden, eine komplette Perücke ist nicht hinnehmbar.
  • Mehr und mehr tendiert die Bevölkerung dazu, sich ihr Süppchen selbst zu kochen oder beim Speiseplan mitzubestimmen. Müssten die Politiker, was sie uns eingebrockt haben und einbrocken, selbst auslöffeln, wären sie von heftigen Schluckbeschwerden beeinträchtigt.
  • 605 Ja-Stimmen sind eine Menge, prozentual allemal ;-)

 

Liebe LeserInnen,

mit Annelie Schmidtchens Kitchen-Fiction schlagen wir ein neues Format der Diät-Unterhaltung auf:

Gesellschaft und Leiblichkeit

Farbfotografien leckerer Lebensmittel zum Abnehmen, garnierte Geschichten, die sich um Lebensmittelklarheit und Aufklärung ranken, unter dem Banner des Selbstbestimmungsrechts auf dem eigenen Teller.

Wir decken schoningslos die schlimmsten “Diätlügen” auf  und bieten bekömmliche Alternativen zum grauen Grausen der langweiligen, ungenießbaren herkömmlichen Diät-Rezepte.

Die bisher erschienen “Kitchenfiction mit Annelie Schmidtchen”-Beiträge  stehen noch kurze Zeit zum Nachlesen bereit, aber das Beste ist: Die Artikelserie wird fortgesetzt!

 

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