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Diäten sind ja so alt – uralt: Calories and Corsets

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Ein kürzlich in England erschienenes Buch von Louise Foxcroft wird dort wie hier eifrig besprochen: Calories and Corsets. Die Geschichte der Diäten ist also uralt, die “Vorschriften”, wie Mann und Frau auszusehen haben, sind es auch. Wobei wir nicht aus den Augen verlieren sollten, dass die antiken Statuen, die die idealen Körper darstellen, so wenig der Realität entsprachen wie die Darstellungen von heute, die durch Photoshop und ähnliches erzeugt werden.

Louise Foxcroft beginnt mit ihren persönlichen Diät-Erfahrungen, die sie eigentlich gar nicht hatte – aber für das Buch hatte sie sich testweise an einen “low carb”-Diätplan gehalten, mit dem Ergebnis, dass sie gedanklich nur noch mit dem Essen beschäftigt war: “Was kann ich essen, wann, und vor allem: Was essen die Anderen?”

So verstand sie schließlich, wie Diäten zwanghaft machen, und warum jegliche “neue” Diät, die mit dem Versprechen,  stressfrei, schmerzlos und schnell zu wirken daherkommt, auf Anhieb etwas verführerisches hat.

Der Diätguru

Seine Methode ist stets so einzigartig, dass es nur eine passende Bezeichnung für sie gibt: des Gurus Namen. Meist ist er ein ehemaliger Leidensgenosse der Übergewichtigen, hat selbst über Jahre gehungert und gelitten. So gleichförmig wie seine Geschichte und deren Erweckungston, so beliebig ist allerdings seine Abnehm-Methode. (Quelle)

Bevor wir nun alles in einen Topf werfen und uns die Meinung bilden, folglich seien alle Gedanken zu Diäten überhaupt sinnloser Quatsch, lohnt sich der Blick auf einen der ersten gedruckten Texte zum Thema Diät:

1558 schrieb der venezianische Kaufmann Luigi Cornaro den wohl ersten Bestseller des Diätmarktes. Seine krude Mischung erlaubter und verbotener Speisen verdankte ihren Erfolg sicher auch dem Bekenntnis des Italieners, durch die Diät seine “Männlichkeit” wiedergewonnen zu haben. Die Aussicht auf ein aktiveres Sex-Leben ist ein Pfund, mit dem die Diätindustrie noch heute gerne wuchert.

Der Titel “Die Kunst, lange zu leben” (“The Art of Living Long (1558)”) hing wohl damit zusammen, dass der Autor in seinen ersten vierzig Lebensjahren derart an Gewicht zugelegt hatte, dass er von den Ärzten bereits aufgegeben wurde.

“Diät oder Leben” sagte er sich, machte sich seinen Diätplan, überlebte und veröffentlichte seine Erfahrungen, damit Andere davon profitieren konnten.

Sein oberstes Gebot war, die Selbstkontrolle wiederzuerlangen. Die Völlerei sah er nicht nur als persönliche Sünde, sondern als todbringend an.

Er bestand – mit Hippocrates – darauf, dass Mäßigung der eigentliche Schlüssel sei. Leidenschaften sah er als größenwahnsinnig und schädlich an, Arzneien nur als Ersatzstoffe, wenn eigentlich Abnehmen angesagt wäre, weil zu viel gegessen, sich zu wenig bewegt und zu unausgeglichen gelebt wird.

Cornaros Sichtweise kann so falsch nicht gewesen sein, denn das Wort “Leidenschaft” selbst sagt bereits aus, dass hier Leiden geschaffen wird. Zu viel – oder auch zu wenig – ist selbst in der Liebe ungünstig, so auch beim Essen.

Ausgeglichenheit befindet, ereignet sich immer zwischen zwei Polen, wie folgende Graphik verdeutlichen soll:

Bei den späteren Diät-Ratgebern ist vor allem das 1863 erschienene “Letter on Corpulence, Addressed to the Public, by William Banting, London” zu erwähnen,  wohl der Vorläufer der Atkins-Diät, die Atkins als revolutionär neu darstellte. (Quelle)

Wie im deutschen Sprachraum vor 120 Jahren “Fettsucht” definiert und behandelt wurde, ist hier zu finden.

Die Kritik am kruden Unfug der Abnehmgurus der Vergangenheit und Gegenwart sollte uns nicht davon abhalten, bessere “Rezepte” zu suchen, anzuwenden und zu verbessern. Gleichzeitig Vorher muss man wohl auch eine “Kosten-Nutzen-Analyse” durchführen: Lohnt sich der Aufwand? Welchen Wert hat eine gesundheitliche Verbesserung, die Vorbeugung von Krankheit? Welchen Gewinn stellt eine verbesserte Fitness, ein schlankerer Körper dar?

Der zweite Schritt wäre dann die Frage der Methode

“Um etwas zu ändern, muss ich in den (sauren?) Apfel beißen und mich an bestimmte, neue Regeln halten” – das ist schon der zweite Schritt.

“Neue Regeln” heißt hier: Für das Individuum neue Regeln. Natürlich gibt es zeitlose, alte, gültige Regeln -  die sind allerdings von billigem Mode-Diäten-Schnick-Schnack übertönt worden.  “Zigaretten sind kalorienfrei, Zigaretten entspannen und machen schlank”:  Solche Werbe-Suggestionen können ungestraft verbreitet werden, und auch von anderen Einflüsterungen müssen wir uns befreien.

Die eigentliche Abnehm-Frage ist also die Frage nach bewährten Regeln, nicht nach modischen Regeln; nach wirksamen Maßnahmen, nicht nach unterhaltsamem Gesprächsstoff.

Die Portionsdiät wurde vor genau diesem Hintergrund entwickelt. Die Regeln sind vielleicht noch revisionsbedürftig, können aber individuell angepasst werden. Perfekt ist auch das, was riesige Apparate von Ernährungswissenschaftlern aus dem Hut gezaubert haben, nicht.

Der dritte Schritt ist:  Sich an eben diese Regeln zu halten. Weniger ist mehr, und zu viel ist zu viel.

doch erwas erklärungsbedürftig ist. Da gibt es Portionen und ein Protokoll-Formular, um sie einzutragen – und einen ursprünglichen Diätbegriff, der hier verwendet wird, und nichts mit den üblichen Abnehm-Ernährungsvorschriften zu tun hat, aber alles mit ausgewogener Lebensführung, gesunder Lebensweise, Leben in Balance. Deshalb diese Leseempfehlung:

Diät: Grundsätze gesunder Lebensweise

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Nachtrag: Neuerdings sind irgendwelche Stars oder Sternchen in den USA auf die glorreiche Idee gekommen, sich den Bauch mit einem Korsett einzuschnüren, und darüber muss natürlich berichtet werden. Wo bereits eine schicke Taille vorhanden ist, mag ein Korsett ja noch schmücken – was das Bauch-einschnüren positives bewirken sollte, kann hier nicht gesagt werden. Vielleicht weiß der Hausarzt mehr darüber, oder der behandelnde Psychotherapeut kann entsprechende Neigungen deuten. Schnürriemen gab es auch schon bei Schneewittchen

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Ein Kommentar

  1. Der Ansatz den Mitleidenden helfen zu wollen mag nobel sein, dennoch leidet die Glaubwürdigkeit dann, wenn nicht, wie hier geschehen, die betreffenden Informationen umsonst zur Verfügung gestellt werden.

    Insofern vielleicht nicht perfekt, als das das Bezahlen für Diätratschläge Motivator sein kann mit dieser durchzuhalten.

    Gut ausgedrückt hat das Diätkonzept Paracelsus: “Dosis sola venenum facit”, heutzutage gerne vergessen. Wie hoch welche Dosis sein sollte ist darüberhinaus von Körper zu Körper verschieden.

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