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Die geheime Diät des Aussenministers

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“Frankfurt ist Bankfurt” – davon ist man/frau im Vorstand der englischen Global Collecting & Entrusting Bank (GCEB) überzeugt, plant die Eröffnung einer Filiale im eigenen “Tower” – und Annelie Schmidtchen soll sich um wesentliche Aspekte des leiblichen Wohls der MitarbeiterInnen kümmern. Deshalb konsultiert sie mich neuerdings regelmäßig als Diätberater und Rezepteentwickler,

Birne und Petersilienwurz vegan und kalorienarm - wenn die Kantine im 40. Stock liegt, ist die Luft dünner und der Appetit ändert sich...

und natürlich ist ihr  der Zusammenhang von Übergewicht und Krankheit oder auch Lebensweise und Gesundheit wichtig – sehr wichtig:

“Was die sagenhafte Gewichtsabnahme des Dietmar Gabiel betrifft, war Deine Quelle ja nicht allzu zuverlässig, hat offensichtlich das Wichtigste, die eigentliche Info ausgelassen. Gut, wenn jemand sich einer medizinischen Behandlung unterzieht, ist das Privatsache, und auch bei einem Politiker sollte das Privatsache bleiben. Insofern hätte dieser “Welt“-Artikel nicht sein müssen (und auch andere Zeitungen haben von seiner Operation in Offenbach berichtet) – aber “dummerweise” habe ich das nun mal zur Kenntnis zu nehmen, dass Gabriel sich keinesfalls Deinen Regeln unterworfen hat, sondern dem Skalpell und der Narkoseärztin”

War Annelie jetzt sauer auf mich oder auf den Minister des Äußersten? Hatte sie vergessen, dass es “Blog-technisch” in dieser Serie immer noch nur um Kitchen-Fiction mit veränderlichen Anteilen an Satire geht?

Von den Gerüchten, Gabriel habe mit einer Reis-Eier-Diät abgenommen, wusste sie noch gar nichts – auch das hätte wenig mit meinen Regeln zu tun, und, unter uns: Seit wann hielt Annelie meine Diät-Regeln ein?

Rezept- aber nicht Diätvorschlag - und schon mal garnicht für 14 Tage am Stück!!!

Sie selbst hatte diese Regelkonformität des Gabriel aus einer  Zeitungs-Glosse interpretiert, jetzt einen dümmlichen “Welt”-Artikel gefunden, von dem Dementi zu diesen “Meldungen” hatte sie aber noch nichts gelesen.

Gabriel hat in den letzten Wochen 13 Kilogramm abgenommen, sein zu hoher Blutzucker ist zurückgegangen. Er ist medikamentenfrei. Auch das wirkt befreiend. Eine Boulevardzeitung berichtete, er habe sich einer Magenverkleinerung unterzogen. Das sei falsch, sagt er. Nach zwei Stunden Interview steht Gabriel auf. “So, Marie, die Arbeit ist fertig, jetzt gehen wir rodeln!” Es klingt wie der Anfang seines neuen Lebens.

Ein paar Gabriel-Fotos aus dem Januar zeigen noch ein deutlich zu weites Jacket, in einem Tweet formuliert er etwas verschleiert, dass seine Mutter ihm mehr als die meisten Frauen bedeuten dürfte -

“… und wenn Du versuchst, diesen Menschen zu kontaktieren, er möge doch mal erzählen, was er gemacht hat, um so abzunehmen, lässt er Dich auflaufen – ignoriert Deine Anfrage wie ein Kalif, der auch nur auf seltenen Audienzen dem gemeinen Volk zuhört, aber keine Fragen zur persönlichen Lebensführung diskutiert”

sagte ich, um Annelie zu zeigen, dass ich mich in der Angelegenheit durchaus um Aufklärung bemüht hatte, aber an der Betonkopfmentalität, dem Resultat der  sozialistischen  Harzer Sozialisation würde auch sie wenig ändern können. Wenn Einer erkennbar-unverkennbar sich auf seinem Twitter-Header-Bild als “etabliert”,

Ticket-Kontrolle?

als Mitglied des Jet-Sets gewissermaßen profiliere…

Annelies Interesse an dem Genossen Minister ging jedoch in eine andere Richtung:

“Hat er vielleicht eine Hülsenfrüchte-Diät gemacht? Oder eine Rotkrautsuppen-Kur? Oder hat er vielleicht geistige Getränke durch verdünnten Essig substituiert, geschroteten Leinsamen getrunken, ein Praktikum beim Gemüsebauern gemacht? Oder war er der Januar-Kunde von Deutschlands Top-Abnehmberaterin, die immer so ein Geheimnis um ihr Klientel macht?”

Das war ja eine lange Liste, aber die wollte ich noch ergänzen:

“Das lässt sich schier unendlich fortsetzen. Vielleicht hat er sich auch einer Ingwersaft-Behandlung unterzogen, Stanger-Bäder genommen, an schamanistischen Urhöhlen-Zeremonien teilgenommen, einen Feuerbach-Fastenkurs gemacht oder eine Heilbehandlung beim Kneipp-Verein?  Zu den Hülsenfrüchten fällt mir noch das Folgende ein: …”

Ich hätte ruhig sagen sollen, dass G. mir inzwischen so egal ist wie umgekehrt ich ihm, zeigte Annelie dennoch das Beweisfoto:

Sozialdemokratische Hülsenfrucht-Diät

"Linsengericht" beim "Vorwärts", der Mitgliederzeitung der Deutschen Sozialdemokraten. Der einreichende Koch war ein gewisser Björn Böhmermann...

Annelie fühlte sich bei diesem Foto an die These erinnert, dass der Kapitalismus am liebsten den ganzen Menschen, mit Haut und Haar vereinnehmen möchte :

“Ich nenne hier nur “Globale Dickmacher” als Stichwort. Die Lebensmittelindustrie verführt die Armen. Beim ZDF hat das kürzlich eine Dokumentation “aufgedeckt”: Die entwurzelte Landbevölkerung wird ihrer eigenständigen Reproduktions-Perspektiven beraubt oder entledigt; stattdessen bekommen sie irgendwelche zusammenkomponierten Tütensuppen zu kaufen – in Einzelportionspackungen! Und unsere Außenpolitik mischt sich natürlich nirgends ein, verweist auf die Entwiklungspolitik, die zuständig sei, die wiederum beschränkt sich aufs Klagen, dass jetzt die Verteidigungsausgaben wegen Trump aufgestockt würden, und die Verteidigungschefin macht ein freundlich-besorgtes Gesicht, lässt aber der Industrie durchgehen, dass nicht einmal ein paar Transportflieger für Kriseninterventionen vorhanden sind…”

 

Dampfplaudereien

Tatsächlich musste Annelie Luft holen, und so erlaubte ich mir den Spass, sie darauf aufmerksam zu machen, dass nun mal alles im Wandel sei, wir bald auch eine “Christlich-Coranorientierte Union”

wählen können, dass Schäuble  sich jetzt als Oberdampfplauderer geoutet habe, und wenn Böhmermann Majestäten beleidige, indem er sie dem Zoop0hilie-Vorwurf aussetze, liege mir solches völlig fern, nur bei manchen, wenigen Politikern liege gewissermaßen eine Autophagie vor, wenn sie

Pflaumen essen.

Passgenau zu ihrem Kantinen-Thema bot ich ihr noch eine Perle des investigativen Journalismus an, bei der es unter Anderem um Putenschnitzel aus Thailand, China, Brasilien bei der Speisung der Massen geht, aber ihr Blick auf die Uhr sagte schon alles – sie wollte ihren Zug nicht verpassen.

Mit einem dankbaren Lächeln und einer gewissen Vorfreude in ihrem klaren Blick packte sie den Bio-Essig in ihre Handtasche, verabredete noch schnell und routiniert das nächste Mal, und zog wieder weiter.

 

Nachtrag:

Gut 14 Tage brauchte es, bis hier schließlich (?) doch eine mail aus Berlin eintraf: Eine SPD-Mitarbeiterin schrieb “mit freundlichen Grüßen aus dem Willy-Brandt-Haus”, dass sie nicht in der Lage sei, meine Frage nach Sigmars Abnehmmethode (oder überhaupt) zu beantworten.

Was ich mit dieser “Antwort” anfangen soll, worin ihre Unfähigkeit begründet ist, hat sie offen gelassen.

 

Liebe LeserInnen,

mit Annelie Schmidtchens Kitchen-Fiction habt Ihr ein neues Format der Diät-Unterhaltung entdeckt – Politik und Leiblichkeit, mit Farbfotografien leckerer Lebensmittel zum Abnehmen garniert, Geschichten, die sich um Lebensmittelklarheit und Aufklärung ranken, unter dem Banner des Selbstbestimmungsrechts auf dem eigenen Teller. Die sogenannte “Zaubersauce” harrt immer noch ihres Coming-Outs, und die polit-ökonomische Entwicklung in der Welt beeinflusst die Welt ihrer Banker-Kantine nach wie vor.

Die bisher erschienen “Kitchenfiction mit Annelie Schmidtchen”-Beiträge  stehen noch kurze Zeit zum Nachlesen bereit, aber das Beste ist: Die Artikelserie wird fortgesetzt!

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