Falafel – raffiniert gewürzte frittierte Bällchen aus Kichererbsen, stammen offenbar aus dem Nahen Osten, sind ein “Nationalgericht” in Israel, wenn auch nicht im alten Testament erwähnt. Insofern gibt es Palästinenser, die allergisch darauf reagieren, wenn Israel ihre kulinarische Identität für sich beansprucht und empfinden die Gemeinsamkeit der Präferenzen beim Essen als – gelinde gesagt – weniger beglückend. Diese Dissonanz ist aber eher als Widerspiegelung politischer Konflikte zu verstehen; die Falafel ist eine regionale “Spezialität”, die ihren Weg in die großen und kleinen Metropolen der Welt gefunden hat; wer nicht selbst zum Falafel-Restaurant-Test nach New York oder Berlin fahren will, kann sich auch per Dokumentation “So isst die Welt” visuell behelfen, bekommt dabei vielleicht Lust aufs Nachkochen. Ein einziges Falafel-Rezept gibt es bisher auf Portionsdiaet.de – ein bisschen wenig für die potentielle Vielfalt der Falafel.
Was in der Doku auch angesprochen wurde: Die Falafel ist ein fleischloses Produkt mit hohem Eiweißanteil, womit sie gute Chance in der Zukunft hat. Ihr “Grundstoff”, die Kichererbse, verursacht im Vergleich zur Sojabohne weniger Allergien, scheint also verträglicher und – hier konnte der Film aber keine definitive Auskunft geben, sondern nur Andeutungen munkeln – lebensverlängernd.
Pflanzliche Östrogene sind eben noch nicht erforscht, und dass Mädchen, die von Jugend an Sojaprodukte (inklusive Phytohormonen) zu sich nehmen, damit einen Schutz vor Brustkrebs zu erwerben scheinen, ist zwar schön, aber nur für einen Bruchteil der Menschheit.
Bei der Falafel-Produktion werden die über 24 Stunden eingeweichten rohen Kichererbsen durch den Fleischwolf gedreht, (mit gekochten Kichererbsen bekommen wir keine Bindung, bei denen ist das Eiweiß schon fest) für den Hausgebrauch genügt es, sie mit der Gabel zu zerdrücken, abzuschmecken und in eine geeignete Form zu bringen – warum eigentlich als Kugel in der Fritteuse und nicht als Bratling in der Pfanne?
Solche Fragen hat der Film nicht beantwortet, dafür ausführlich darüber informiert, dass alte Kichererbsen-Sorten besondere Fähigkeiten besitzen, mit Wasser sparsam umzugehen, also mit Trockenheit (aber auch mit heftigen Niederschlägen wie Monsum-Regen) zurechtzukommen. In Indien wird an Kreuzungen aus alten und anspruchsvolleren Hochlertragssorten gearbeitet.
Hummus wiederum ist insofern ein Verwandter der Falafel, als beide auf der Kichererbse beruhen.
Ich finde, da kann man neugierig werden, zumal sich im Umfeld so kräftige Sprüche wie “Der Kampf gegen den Einheitsbrei fleischloser Küche ist in vollem Gange und wir sind dabei” finden: Das kam von einem veganen Caterer und Kochkursveranstalter.
Im Film hatte eine Gruppe von Design-Studenten das Konzept für eine “Falafelkette Kihira” entwickelt; meinem Gefühl nach hat so etwas zumindest in der Provinz keine Chancen, es sei denn mit Musik. Nicht wie bei “Handkäs mit Mussick”, sondern indem man aus dem “Kihira” ( das bedeutet auf althochdeutsch Kichererbse) einen Ort der Kommunikation macht. Falafel mit Live-Musik, Falafel mit Kunst, Kabarett, Vorträgen, Internetzugang, Zeitungen, Muße und Muse, mit Commune, Politik und Lebensstil. Was trinkt man zu Falafel?
Ansonsten bleibt: Die Augen offenhalten und probieren, was sich aus der Kichererbse machen lässt.
Ein reich bebildertes Rezept für Falafel gibt es bei Attila Hildmann, beim “Magischen Kessel” finden wir ein Rezept für “die kleinen veganen arabische Bouletten”, und auch, wie es sich anfühlt, wenn das Fallaffel-Backen mal schief geht, können wir nachlesen.
Gefühlt hunderte Falafel-Rezepte gibt es von Food-Bloggern – ob das auf irgend etwas hindeutet? Möglicherweise etwa auf einen Trend? Das sollte mir recht sein.
Noch spannender finde ich die Frage, ob der vegane Caterer mit dem tollen Spruch (ja, er ist auch mit einem veganen Weinhändler vernetzt und hat einen Gemüsewolf in der Küche) bei Falafel an “Einheitsbrei” denkt, sich für etwas Besseres hält und wenn, ob er das auch einhält und Bio-Fair-Trade-Kaffee im veganen Ausschank hat. Wegen der Rechte von Menschen, Tieren, Pflanzen und Mikroorganismen.
forhin lief da nur der Anrufbeantworter. Nein, ich habe mich nicht verschrieben, wenn auch Schreibfehler nie ausgeschlossen sind. Der veine Feganer schreibt aber Feinkost als Veinkost – als Marke; ist das nicht toll?
Nachtrag:
Bei der BBC - und welche Institution wäre, was verbürgte Nachrichten betrifft, glaubwürdiger? – finden wir diese Zutaten:
- 400g can chickpeas, rinsed and drained
- garlic clove, chopped
- handful of flat-leaf parsley or curly parsley
- 1 tsp ground cumin
- 1 tsp ground coriander
- 1⁄2 tsp harissa paste or chilli powder
- 2 tbsp plain flour
- 2 tbsp sunflower oil
Alles wird püriert, geformt, gebraten.
Aber dann wird es erst spannend: Unzählige Kommentare mit Verbesserungsvorschlägen.
Was in der Konsequenz heißt: Das optimale Rezept für Falafel müsste ich mir erst noch erarbeiten.
So wurde kritisiert, dass die angegebene Menge an Gewürzen viel zu klein ist, so, wie im Rezept angegeben, schmecken die Falafel fade.
Dann gab es den Tipp, Hände und Arbeitsfläche zu bemehlen, weil es sonst unmöglich sei, die Bratlinge zu formen.
Die abgedeckten “Falafel-Rohlinge” für eine viertel, oder zwei ganze Stunden in den Kühlschrank stellen, um die Konsistenz vor dem Braten zu verbebessern, wird empfohlen.
Jemand schlägt vor, dem Teig noch Ei hinzuzufügen – darf man das dann noch Falafel nennen? Wie nennt man Kichererbsenbratlinge mit Parmesan? Gehört die Sesampaste in die Falafel oder in die Sauce? Wie hell oder dunkel müssen sie sein? Wer schafft es, eine Schüssel voller eingeweichter Kichererbsen mit “einem großen Kochlöffel oder einem anderen geeigneten Gegenstand” zu zerstampfen?
Per Test bewiesen: Ungekochte, aber gut eingeweichte und zerkleinerte Kichererbsen haben gegenüber den gekochten tatsächlich die bessere Bindung beim Braten oder frittieren.
Salat könnte die geeignete Beilage sein; Falafel statt Hühnchenfleisch bei bestimmten Salaten klingt plausibel, und als Getränk Pfefferminztee.
Es sind mal wieder die kleinen Dinge, die der größten Sorgfalt bedürfen. Dass die Würzung “variabel” sein kann, ist einfach gesagt; für welche man sich dann entscheidet, eine andere Frage.
Mehr zu Falafel sicherlich demnächst in der Rubrik “Rezepte”.
Sollte hier jemals noch ein Artikel zu Hummus erscheinen, habe ich das fertig zugeschnittene Artikelbild schon fertig, und hier erst mal geparkt.
Weitere Links:
http://loeffelchenvollzucker.wordpress.com/2013/05/29/minze-falafel-mit-tahini-joghurt-sauce/
http://de.wikipedia.org/wiki/Kichererbse
http://de.wikipedia.org/wiki/Hummus
- der folgende Link nur wegen der Verwendung von Kichererbsen:
http://www.mayoclinic.org/healthy-living/recipes/pasta-with-spinach-garbanzos-and-raisins/rcp-20049797#
Leseempfehlung:
Der definitiv beste Kaffee ist frisch geröstet, fair gehandelt und biologisch angebaut.
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8. Juni 2014 um 08:41 Uhr
Falafel-Verbesserungen
Natürlich habe ich in der Zwischenzeit weitere Versuche zu Falafel angestellt – mit gekochten Kichererbsen.
Die richtige Bindung mochte sich so nicht einstellen, auch trotz Zusatz von Mehl und Ruhen-lassen des Teigs. Bei Steffi
http://steffimatt.wordpress.com/category/falafel/
fängt das Rezept so an:
“150g getrocknete Kichererbsen, ca. 12Std. eingeweicht (wichtig ist, dass man auf keinen Fall gekochte Kichererbsen (aus der Dose) verwendet, da diese beim frittieren ihre Bindefähigkeit verlieren und die Kugeln zerfallen würden)”
Das ist doch schon mal ein Hinweis.
Dann kommen die abgetropften Kichererbsen in den Häxler.
Oder Fleischwolf?
Die “Jagd nach dem besten Falafel-Rezept” bleibt spannend.