Ob wir das leisten können: So ungefähr eine Million Flüchtlinge aufnehmen, versorgen, integrieren – da machen nicht nur Politiker sich ihre Gedanken – das ist nicht verkehrt, aber Essen zubereiten können die Flüchtlinge doch schon mal selbst. Auch, sich mit unseren Sitten und Gebräuchen vertraut machen – Orientierungshilfe über das Leben in Deutschland…
Nach dem Dach über dem Kopf und den Basisinformationen bleibt das Essen von zentraler Bedeutung.
Das folgende Rezept
Kichererbsen-Kartoffel-Reibekuchen (“Puffer”)
wäre übrigens auch ohne “Flüchtlingswelle” entstanden, einfach, weil ich Multikulti-Fusion-food manchmal ganz interessant finde.
Hülsenfrüchte sind auf unseren Tellern unterrepräsentiert, finde ich, denn sie können das Eiweiß, das wir brauchen, auf veganer Grundlage, ressoucenschonend, liefern – sie gedeihen ohne Kunstdünger und reichern den Boden sogar noch mit Stickstoff an, statt ihn auszulaugen. Dabei hat es mir die Kicherbse besonders angetan…
Beim Fallaffel-Rezept habe ich gelernt, dass die eingeweichte, roh pürierte Kichererbse beim Backen/Frittieren eine gute Bindung entwickelt – das ist ein Aspekt, der die Kombination mit Kartoffel für einen Ei-freien Kartoffelpuffer nahe legt.
Was es natürlich zu beweisen galt.
Zutaten
- 300 gr. (für 24 Stunden) eingeweichte Kichererbsen
- 300 gr. rohe Kartoffeln
- 1 Tasse Wasser
- 1 Zwiebel
- Rapsöl
- 2 EL Dinkelmehl
- 1 gestr. Tl. Salz
- 1-2 Tl. Pfeffer, frisch gemahlen
- Muskatnuss, frisch gerieben
Zubereitung:
Die Kichererbsen mit dem Wasser pürieren, Kartoffeln schälen, auf feiner Reibe zu Fäden reiben, mit Mehl und den übrigen Zutaten (außer Zwiebel) vermischen, ruhen lassen.
Pfanne anheizen, Zwiebel schälen und fein würfeln, in heißem Öl glasig bis hellbraun anbraten, etwas abkühlen lassen und zur Kichererbsen-Kartoffel-Masse geben, einrühren.
Masse mit großem Eslöffel in heißes Öl geben, mit Löffelrücken etwas glattstreichen, von jeder Seite goldgelb braten…
Ich kann vor diesen Pfannkuchen nur warnen – jedenfalls diejenigen, die so etwas mögen und dabei den unwiderstehlichen Zwang verspüren, immer weiter zu essen. Perfekt – meiner Meinung nach – passt frisches Apfelmus hierzu; was das betrifft, gibt es auch Möglichkeiten, es ganz frisch und spontan zu machen, falls Äpfel im Hause sind.
Traditionell hatte man früher ja immer eine Suppe als Vorspeise, wenn es Kartoffelpfannkuchen gab. Von daher lag die Idee nahe, die Ki-Ka-Reibekuchen, ähnlich wie bei der Flädlessuppe, in Streifen geschnitten in einer Suppe/Brühe zu versenken, und das ging auf die Schnelle so:
Rezept:
Gemüsebrühe mit Kichererbsen-Kartoffelpuffer als Einlage
Zutaten Pro Person:
- 300 ml Wasser
- 8 Gramm Suppenpulver
- 90 Gramm Ki-Ka-Puffer in Scheiben &% Champignons, angebraten
- 2 Gramm Petersilie (nur feine Blättchen), frisch, gehackt
Die Zubereitung ist dann vermutlich auch geklärt, oder muss ich hier noch etwas erklären? Gut, die Gemüsebrühe, wenn und wie man sie besser selbst macht. Wer kann das nicht?
Richtig satt wird man von dieser Supe allerdings nur mit kleinem Hunger – dass es bei Bedarf noch einen Nachschlag gibt, dass auch eine Scheibe Brot dazu passt – oder zweie, vielleicht mit Hummus bestrichen, was schon wieder so ein Kichererbsen-Thema ist – klar.
Aber es heißt ja immer: “Etwas heißes braucht der Mensch”, und schmecken soll es auch – insofern wünsche ich mal, so wie früher, am Ende des Rezepts einen
Guten Appetit!
Nachtrag:
Nicht nur in der herzhaften Variante zu genießen, sondern auch mit etwas Süßem:
Kichererbsen-Kartoffel-Pfannkuchen mit gedämpfter Birne, nur ganz leicht gezuckert.
Worum es jetzt auch geht:
Die “Füchtlingswelle” ist kein Tornado, und Ängste vor “den Fremden” oder gar vor “Überfremdung” gibt es zwar, aber die sind erklärlich, und es sollte möglich sein, sie zu überwinden. Es kann durchaus sein, dass jetzt 51% der Bevölkerung ein Unbehagen verspüren – oder hat jemand diese Zahl aus dem Ärmel gezaubert, um behaupten zu können: “Die Stimmung kippt”?
Nimmt man “die Angst” ernst und sieht die Gefahr, dass der Dialog entgleist, wird auch klar, dass wir für gute Rahmenbedingungen sorgen müssen: Wenn es zu eng wird, vertragen die Stachelschweine sich nicht mehr.
Ich glaube, dass “Blogger für Flüchtlinge” als meinungsbildendes Projekt weitergeht. In einer Fernsehdiskussion wurde die Meinung geäußert, mit verbesserter Kommunikation und Koordination ließe sich Vieles lösen.
Gleichzeitig wird auch in “Foody-Kreisen” schon mal über die syrische Küche diskutiert – allzu bekannt ist sie allerdings nicht. Regelmäßige “Länderküchen-Seminare” einzurichten, mit “Refugees”, die uns etwas beibringen oder zeigen – das ist doch möglich!
Gibt es Interessenten, hier und da? Koordinatoren? Könnte Slow-Food hierbei eine Rolle spielen, oder engagierte lokale Restaurants? Oder Blogger?
10. Oktober 2015 um 13:35 Uhr
Wenn Du hier fragst, ob wir uns die Flüchtlinge leisten können, finde ich das aber recht beschränkt.
Wir leisten uns “gerettete Banken”, verlorene Arbeitsplätze wegen falscher Software; aber bei den Flüchtlingen willst du sparen?
10. Oktober 2015 um 13:42 Uhr
Na ja, das habe ich geschrieben, nachdem ich eine Fernsehsendung gesehen hatte, in der die Frage gestellt wurde, ob wir das leisten können mit der Integration, also ohne “uns”; da hast Du Dich verlesen.
Klar, “wir” leisten uns Sachen, die eigentlich unbezahlbar sind.
Zu einem Bereich der Integration habe ich im unteren Teil des Artikels noch etwas geschrieben, und ansonsten gibt es noch ein Rezept zu veganen, richtig preiswerten Puffern, “für alle Fäll”e.
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