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Wissenswertes zu Leinsamen, Leinsaat, Flachs und Leinen

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Wenn hier schon vom Leinsamen als Sattmacher  die Rede ist, sollte auch erwähnt werden, dass beim Verzehr gewisse Höchstmengen empfohlen werden, die mit rund zwei Esslöffeln täglich benannt werden. Grund:
Die mögliche Cadmium-Belastung der Samen. Ob es günstiger ist, Leinsamen ganz oder geschrotet, eingeweicht oder “trocken” zu sich zunehmen, ist eine ebenso interessante Frage.

Geschrotet oder ganz?

Geschroteter Leinsamen hat eine größere Oberfläche und gibt die Inhalte des Samenkorns, das beim Kauen nicht immer und von der normalen Verdauung nicht aufgebrochen wird, frei. Das Schroten verbessert also die Quellfähigkeit und

Aufgrund der damit verbundenen Volumenzunahme können geschrotete Leinsamen die Verdauung etwas besser unterstützen als nicht geschrotete.

Eingeweichte Leinsamen – oder “trocken”?

Zudem bilden eingeweichte Leinsamen einen speziellen Schleim, der sich ebenfalls positiv auf die Darmtätigkeit auswirkt. Auch diese Eigenschaft ist bei ungeschrotetem Leinsamen nicht so ausgeprägt.

Die Schleimbildung wird aber auch ohne vorheriges Einweichen noch in Magen und Darm stattfinden. Weil das eingeweichte Produkt oft  als unästhetisch empfunden wird,  kann man den Leinsamen auch schon am Abend in Quark mit Milch oder Wasser einrühren, über Nacht in den Kühlschrank stellen und morgens so ins Müsli geben.

Leinsamen, Verdauung, Ballaststoffe

Die so genannte “schlechte Verdauung” hängt – unter anderem – mit der Menge an Ballaststoffen, die der Darm regelmäßig zu befördern hat, zusammen. Der Ballaststoff Leinsamen nimmt Wasser auf, wird “glitschig” – nicht schlecht bei verhärteten Verhältnissen.

Zur Unterstützung der Verdauungsfunktion ist es daher sinnvoller, geschroteten Leinsamen zu essen. Dennoch spricht nichts gegen den gelegentlichen Verzehr von ungeschroteten Leinsamen. Es ist empfehlenswert, den Leinsamen vor dem Verzehr etwas einzuweichen damit er ausreichend quellen kann.

Für einen regelmäßigern Verzehr wird aber empfohlen, nicht mehr als 20 Gramm Leinsamen pro Tag zu verzehren, das sind etwa zwei Esslöffel. Denn Leinsamen sind oft mit erhöhten Cadmiummengen aus dem Boden belastet. (Quelle)

“Die Sache mit dem Cadmium” kennen wir ja auch von anderen Lebensmitteln, bei Pilzen etwa haben wir auch das Problem mit Cäsium, und leider hat uns unsere Quelle nicht informiert, ob “Bio”-Qualitäten in Sachen Schadstoffbelastung weniger bedenklich sind – aber das ist anzunehmen.

Ursprünglich hat man Lein ja eher als Rohstoff für die Textilherstellung angebaut,

Flachs-Feld

und leider sind solche Bilder in unserer Landschaft selten. Flachs wurde bereits im 8. vorchristlichen Jahrtausend (PPNB) zu Textilien verarbeitet.

Das Kapitel

Wirkungen: Leinsaat als Heilmittel

ist eher umfangreich:

Leinsamen haben sich als natürliches, nicht apothekenpflichtiges Abführmittel bewährt, das bei Verstopfung angewendet wird. Dazu muss der Samen geschrotet und dann zu Mehl vermahlen werden. Vor dem Verzehr muss das Mehl in Wasser eingeweicht werden. So entsteht der Leinsamenschleim. Die abführende Wirkung beruht darauf, dass in der Schale des Leinsamens Schleime enthalten sind, die durch Wasseraufnahme quellen. Der Stuhl wird auch erweicht. Die mit der Quellung einhergehende Volumenzunahme reizt die in der Darmwand befindlichen Dehnungsrezeptoren, so dass es zum Stuhlentleerungsreflex kommt. Leinsamenschleim kann zum Schutz der Magenschleimhaut bei Gastritis als morgendliche Rollkur oder auf den Tag verteilt eingenommen werden. Es gibt Hinweise darauf, dass Leinsamenschleim auch gegen Prostatakrebs vorbeugen können.[2]

Leinsamen enthalten cyanogene Glycoside (Linustatin und Neolinustatin). Diese Blausäure-Vorstufen entsprechen nach ihrer Umwandlung einer Menge von rund 50 mg Blausäure auf 100 g Leinsamen. Der geringe Wassergehalt der Samen, der zu saure pH-Wert im Magen und der Abbau durch Rhodanasen verhindert jedoch Vergiftungen bei Aufnahme normaler Mengen. Jede vorherige Erhitzung durch Backen, Kochen oder Braten zerstört die Glykoside darüber hinaus.[3][4]

Unbehandelter Leinsamen (auch nach Quellung) verlässt weitestgehend unverändert das Verdauungssystem des Menschen, weshalb es zu keiner nennenswerten Aufnahme der Inhaltsstoffe (z. B. Linustatin, Cadmium, Linolsäure und Linolensäure) kommt.

Gepulverter Leinsamen und so genannter Leinkuchen (der Presskuchen ist Nebenprodukt der Leinölproduktion) werden für erweichende und schmerzlindernde breiige Umschläge bzw. als heiße Packung bei Gallenblasenkolik und anderen Erkrankungen der Leber und Galle verwendet. Die im Leinkuchen enthaltenen, wasserlöslichen Lignane besitzen antioxidative Wirkungen und werden in der Medizin zur Brustkrebsbehandlung miteingesetzt. (Quelle)

Bei Leinsaat handelt es sich meist um Importware, wer die Pflanzen betrachten will kann es aber mal im Apothekergarten versuchen. 2005 war Lein Heilpflanze des Jahres gemäß „NHV Theophrastus“ = Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, gen. Paracelsus e.V.

Die Empfehlung, Leinsamen diät-begleitend einzunehmen kann durchaus hilfreich sein:  Zum Einen wegen der verdauungsfördernden Wirkung, zum Anderen, weil man sich mit Leinsamen – selbst wenn er gar nichts nutzen würde – immerhin einen positiven Placebo-Effekt plus das Gefühl, schon etwas für “die Diät” getan zu haben, einhandelt.

Update:

- Leinöl verbessert das Blutbild, wie eine aktuelle Studie bestätigt. Insofern wäre die Frage “Leinsaat geschrotet oder ganz verzehren” neu zu bewerten. Geschroteter Leinsamen hat den Ruf, schnell ranzig zu werden – da kommt es auf die richtige Aufbewahrung und raschen Verzehr an; das dürfte doch ken Problem sein.

- Die heimische Produktion von Leinsaat fällt eher zu gering aus.
Die Anbaufläche orientiert sich an Subventionen und Weltmarktpreisen.

Merkwürdigerweise fehlen bei den Empfehlungen zum Anbau und zur Vermarktung des Leins Hinweise auf Absatzmöglichkeiten des Strohs, also der Faser. Die wurde vor keinen hundert Jahren noch in kleinbäuerlichen Betrieben vor Ort versponnen – eine ziemlich arbeitsintensive Angelegenheit, die aber unter ökologischen Gesichtspunkten durchaus sinnvoll ist.

 

Nachtrag:

- Relativ häufig wird die Frage: “Ist Leinsamen und Leinsaat das Gleiche?” gestellt.
Die Antwort ist “Ja”;  nur die Wörter haben eine leicht unterschiedliche Bedeutung. Die Pflanze heißt “Lein” – siehe Foto oben; deren Frucht ist der “Lein-Samen”, und wenn es darum geht, Lein zu säen, das Feld zu bestellen, streut der Landwirt die Leinsaat aus.

 

Fein(st)vermahlener Leinsamen

- Mit jedem halbwegs tauglichen Küchenmixer lässt sich feinvermahlener Leinsamen selbst herstellen: Die je nach Modell erforderliche Mindesmenge Flüssigkeit (Wasser, …) und ein paar TL Leinsamen (oder geschroteten Leinsamen, das erspart dem Mixer einige Arbeit) hineingeben, Mixer verschließen und kurz laufen lassen. Dann erst die übrigen Zutaten hinzugeben, und fertig ist zum Beispiel der grüne Smoothie. Auch der kann zur Gewohnheit werden und unter Umständen das übliche Müsli zum Frühstück ablösen.

- Auch mit einem guten Pürierstab lässt sich aus Leinsamen und Wasser (Volumen-Verhältnis etwa 1:3) eine Art Paste herstellen, die sich im Smoothie oder Porridge völlig unauffällig verhält, also noch nicht einmal “gewöhnungsbedürftig” ist.

Vor dem Pürieren den Leinsamen, etwa über Nacht, einzuweichen, bewirkt, dass die Samen aufquellen und dass der Mixer es duetlich leichter hat. An “Leinsamen ankeimen lassen” kann man auch denken – das würde aber ein spezielles Kapitel erfordern, für das die Wenigsten tatsächlich die benötigte Zeit investieren wollen.

 

Last, not least

Abnehmen mit Leinsamen

Dazu gibt es eionen Extra-Artikel: Sattmacher/Schlankmacher Leinsamen

 

 

Bildnachweis Flachs-Feld: This illustration cc was made by Jean-Pol GRANDMONT

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14 Kommentare

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  3. Eigentlich war meine Frage gewesen: “Leinsamen geschrotet oder besser ganz?”
    Wenn das aber auf die individuellen Bedürfnisse und Umstände ankommt, kann es auch keine allgemeingültige Antwort geben, außer: “Das musst Du selbst entscheiden”. Na ja, wir nehmen auch kleine Fragen wichtig…

    • Ich finde auch, kleine Frage können wichtig sein. Und müssen entschieden werden.
      Ich habe jetzt ganzen Bio-Leinsamen gekauft, und wenn ich ihn unbedingt geschrotet will (was beim Backen sinnvoll sein kann), schrote ich ihn selbst, indem ich ihn in eine Mühle gebe.
      Geschroteten Lein einzuweichen, dürfte mehr einen schleimigen Brei ergeben, das finde ich nicht so schön; der Leinsamen bekommt im Magen usw. schon noch genug Flüssigkeit zugeführt.

  4. Ich würde, nachdem ich mich über Leinsamen informiert habe, es so zusammenfassen:
    Leinsamen normalisiert den Stuhlgang.
    Das bedeutet, er hat nicht nur eine verdauungsfördernde Wirkung bei “Verstopfung”, sondern hilft auch bei Durchfall. Vielleicht, weil die Schleimstoffe Schadstoffe binden, vielleicht, weil die Ballaststoffe der Darmflora einen Lebensraum bieten.
    Ich verwende geschroteten Leinsamen, und wenn ich abends daran denke, lasse ich ihn auch über Nacht einweichen, wenn dieses Ritual auch eigentlich überflüssig ist.

  5. Eigentlich glaube ich ja nicht, dass Leinsamen ungesund ist – aber meine Mutter und meine Schwester behaupten das immer wider und wollen mir meine Angewohnheit, zum Frühstück Leinsamen im Müsli zuzusetzen, madig machen.
    Eigentlich bin ich dadurch ja nicht wirklich verunsichert, aber es nervt.

  6. Ich persönlich mag am Leinsamen eigentlich vor allem die Pflanze – also in ihrer verarbeiteten Form, als Leinen, also als Stoff.
    Das muss doch früher viel mehr in Deutschland angebaut worden sein, und ich frage mich, was man damals mit der Leinsaat gemacht hat, die ja eigentlich gegenüber dem Stoff-Rohstoff ein Abfallprodukt war…

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  8. In der “Shape” hab’ ich gelesen, dass Leinsaat Blähungen verursachen kann
    http://www.shape.com/healthy-eating/diet-tips/20-surprising-foods-slow-down-your-workout
    - aber wahrscheinlich ist das nur für Leisungssportler relevant, und von der Menge abhängig…

  9. Vielleicht hat (gutes) Leinöl ja ähnliche Qualitäten wie der Samen?

    • Beim Leinöl geht es um die Omega-Öle, unter anderem ums Cholesterin. Das mag seine Berechtigung haben, und es gibt auch Leinöl in duklen Flaschen auf dem Markt, die mit Angaben zu Mindesthaltbarkeitsdatum und dem Heinweis, die Flasche kühl aufzubewahren und nach Anbruch bald zu verbrauchen ausgestattet sind.
      Das Leinöl in der Diät mag seine Berechtigung haben, steht aber auch in Konkurrenz mit kalt gepresstem Rapsöl, Hanföl und in gewisser Weise auch mit Kürbiskernöl. Künftig könnte es auch mehr Angebote an Algenöl geben, das in Bio-Reaktoren hergestellt wird. Das fände ich absolut begrüßenswert, weil damit die “Fischöl”-Misere (die Meere sind überfischt, und Fisch-Verzehrempfehlungen sind somit ökologisch gesehen obsolet) vom Tisch wäre.

      In diesem Bereich geht es mehr um die Eigenschaften gesunder Fette – Ballaststoffe sind eine andere Ebene. Die Beschaffenheit der Schale der Leinsaat scheint mir hier das Entscheidende Moment zu sein, weil der “Quellschleim” im Verdauungstrakt sich einzigartig auswirkt; da können auch Ballaststoffe wie die Haferkleie nicht mithalten.

      Wir wissen nicht genau, was Leinsamen zum Sattmacher macht und auch nicht, ob das auf Leinöl in der selbsen Weise zutrifft. Insofern bleibe ich persönlich beim Verzehr von zwei TL Leinsaat, aus praktischen Gründen, und preiswert ist es letztlich auch.

  10. Es ist ja schön und gut, wenn Du auf mögliche Gefährdungen wegen Cadmium hinweist, dazu auch zwei Quellen zitierst, aber dann solltest Du auch inhaltlich auf die Widersprüche eingehen. Viele bekomen Angst, wenn sie nur das Wort “Cadmium” hören, und denken gleich, Leinsaat sei ungesund, dabei steht im gleichen Text:

    “Unbehandelter Leinsamen (auch nach Quellung) verlässt weitestgehend unverändert das Verdauungssystem des Menschen, weshalb es zu keiner nennenswerten Aufnahme der Inhaltsstoffe (z. B. Linustatin, Cadmium, Linolsäure und Linolensäure) kommt.”

    Ich bin jedenfalls der Meinung: Leinsaat ist gesund. Damit hab’ ich natürlich keinen Grund, eimerweise Leinsamen zu essen, nur noch Leinsamen-Körnerbrötchen zu kaufen oder in einen sonstigen Lein-Wahn zu verfallen.
    Was mich wundert, ist, dass so häufig geschroteter Leinsamen empfohlen und verkauft wird, während die gleichen Experten vor ranzigem Leinsamen warnen. Genauso seltsam finde ich, dass im Freundes- und Bekanntkreis fast jeder irgenwann mal, “bei Bedarf”, Leinsamen verzehrt hat, und “irgendwo” noch so ein Rest-Tütchen herumstehen hat…

  11. Ja, so ähnlich sehe ich das auch. Es gibt ja ganze Bücher über Leinsamen und Leinöl und über Leinsaat in der Volksmedizin und Leinöl in der Alternativmedizin.
    Leinsamen in der Diät würde ich befürworten, denn, wenn Leinsamen gesund ist und nicht schadet, sollte er auch eine gesunderhaltende Wirkung haben. Die “Nahrung vernünftig zusammenstellen” lautet auf jeden Fall eine Aufgabe, die sich bei der Diät stellt. Und deshalb…

    Mehr dazu auch im Artikel
    http://portionsdiaet.de/wissen/schlankmacher-sattmacher-leinsamen

  12. Ich hab’ das Gefühl, dass Leinsamen allein noch keine Diät ist; das kann doch nur ein Baustein von vielen sein?
    Ich will damit sagen: Nur, weil ich – wenn ich das will und mache – täglich zwei Teelöffel Leinsamen esse, ist das doch kein Grund für den Körper, mit dem Abnehmen anzufangen; Dafür müsste ich doch wohl insgesamt weniger Kalorien aufnehmen, Bewegung intensivieren, insgesamt mich gesund ernähren und wer weiß, was noch alles?

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